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Geheim, aber nicht alternativlos

Ich habe mir im Urlaub die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und die Zeit genutzt all die Bücher zu lesen, die sich schon viel zu lange  auf meinem Nachttisch türmen. Höchste Priorität hatte dabei neben The Cryptographer das bereits Ende letzten Jahres erschienene Sachbuch Geheimer Krieg von meinem guten Freund Christian Fuchs und seinem Kollegen John Goetz.

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Das Buch ist das Ergebnis einer langen, gründlichen und wichtigen Investigativrecherche. Immerhin haben die in verschiedenen Medien veröffentlichten Ergebnisse für so viel Furore gesorgt, dass sich The Barack himself zu einer Stellungnahme genötigt sah.

Warum ich aber das Buch hier vorstelle, obwohl es keinen unmittelbaren Bitcoin-Bezug gibt, ist, weil es um das genaue Gegenteil von Bitcoin geht. Während Bitcoin auf Transparenz und Dezentralisierung setzt, handelt Geheimer Krieg davon, was passiert, wenn Macht und Entscheidungsbefugnisse zentralisiert und im Geheimen abgewickelt werden. Das Ergebnis ist erschreckend.

Dank den Recherchen der beiden Autoren wissen wir jetzt, dass in Frankfurt die weltweiten CIA-Foltergefängnisse geplant wurden, dass von Stuttgart aus bewaffnete amerikanische Drohnen kontrolliert werden und mit welcher Priorität die Polizei das geheime NSA-Quartier in Hessen vor der Öffentlichkeit schützt. All das ist frustrierend, enttäuschend und beschämend. Was mir aber noch viel wichtiger ist: Ich will das nicht!

Ich will nicht, dass bei „gezielten“ US-Drohnenangriffen – ohne Gerichtsprozess, aber durch meine Steuergelder ermöglicht – willkürlich über Leben und Tod Unschuldiger entschieden wird. Ich will nicht, dass Bundesministerien weiterhin Aufträge an Firmen vergeben, die die verschleierten Flüge organisierten, mit denen die Insassen in CIA-Foltergefängnisse gebracht wurden. Und ich will auch nicht, dass sich US-Agenten auf deutschem Boden wie Wild-West-Sheriffs aufführen und ungehindert hoheitsrechtliche Befugnisse ausüben, ohne dafür belangt zu werden. Aber all das geschieht und es ist die rationale Konsequenz eines demokratischen Systems, das auf dauerhaften Machterhalt ausgelegt ist.

Insofern ist Geheimer Krieg eine sehr lehrreiche Lektüre, wenn es um die Frage geht, warum Dezentralisierung und Transparenz so wichtig sind. Und es ist eine Anregung darüber nachzudenken, wo in unserem politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Alltag noch mehr Transparenz, mehr Dezentralisierung nötig ist.

Bitcoin – um den Bogen zu schließen – wird in diesem Zusammenhang auch nicht verhindern können, dass auch weiterhin Entscheidungen im Interesse Einzelner und auf Kosten aller getroffen werden. Aber die Bitcoin-Technologie zeigt am Beispiel Geld, dass das vorherrschende Machtsystem eben nicht alternativlos ist, sondern das es möglich ist, Transparenz in geheime Strukturen zu bringen. Wenn auch erst einmal nur im kleinen Maßstab. Aber es ist ein Anfang. Und wie ich finde, ein vielversprechender.

Mehr und multimediale Informationen zum Geheimen Krieg gibt es auf der Website zum Buch, hier der Link zur gleichnamigen ARD-Reportage.

PS: Sogar Markus Lanz sagt „Ein sehr lesenswertes Buch“.


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