Gestern Abend zu (hierzulande) später Stunde hat die US-Börsenaufsicht (SEC) nach jahrelanger Bearbeitungszeit und vielem hin und her ihre Entscheidung verkündet, den von den Winklevoss-Brüdern beantragten Bitcoin ETF nicht zu genehmigen. (Mehr zum Hintergrund hier).
SEC: Pricing disparities between markets also too great to justify approval. Too much arbitrage opportunity. Too little consistency.
— Marco Santori (@msantoriESQ) March 10, 2017
Here's why the SEC did not approve the Bitcoin ETF pic.twitter.com/7yoNnFTUK2
— Ryan Vlastelica (@RyanVlastelica) March 10, 2017
Ablehnung des Bitcoin ETF nicht überraschend
Man kann nicht sagen, dass diese Entscheidung überraschend kam. Bei meiner spontanen kleinen Twitter-Umfrage gestern glaubten nur 48 Prozent an eine Zustimmung der SEC. Etwas mehr als die Hälfte war skeptisch.
Unterm Strich deckte sich diese letztlich sehr knappe Unentschlossenheit auch mit der Stimmung, die vorab in vielen anderen Umfragen und Vorhersagen im Bitcoin-Ökosystem kursierten. Wobei nicht wenige auch einfach nur auf einen rakentenhaften Kurszuwachs im Falle einer Zustimmung und damit letztlich auf schnelles Geld hofften.
Bitcoin Prices Plunge After SEC Bitcoin ETF Decision https://t.co/I4p9urYij2 pic.twitter.com/EtmGA4A6sN
— CoinDesk (@coindesk) March 10, 2017
Enttäuschung kaum spürbar
Doch auch wenn sich die Enttäuschung über die Ablehnung des Bitcoin ETF – wie erwartet – in einem sofortigen Kurseinbruch zeigte, fielen die Reaktionen insgesamt deutlich weniger dramatisch aus, als von manchen im Vorfeld befürchtet. Der Kurs fing sich sehr schnell wieder und begann sofort wieder zu steigen.
SEC denies application for Winklevoss Bitcoin Trust. Price down 10% at $1.070. Was up over $1,300.
— Paul Vigna (@paulvigna) March 10, 2017
Already back over the old all-time highs. Bitcoin don't care
— Alistair Milne (@alistairmilne) March 11, 2017
Auch das ist wenig verwunderlich. Denn es gab in den vergangenen Jahren kaum eine Gelegenheit, bei der man zeitlich so genau auf eine 50:50-Chance hoffen konnte, verhältnismäßig billige Bitcoins zu kaufen.
„Billig“ hat bei Bitcoin eine ganz eigene Bedeutung
Wobei die Definition von „billig“ in diesem Zusammenhang für viele offenbar direkt mit der symbolisch wichtigen 1000 US-Dollar-Marke verbunden war. Aber auch darüber hinaus scheint (außer den Winklevoss-Brüdern vielleicht) kaum einer diesem Bitcoin ETF ernsthaft eine Träne nachzuweinen.
Today's SEC decision is a temporary detour on the path to Bitcoin's ubiquity. Permissionless innovation and decentralized trade marches on.
— Blockstream (@Blockstream) March 10, 2017
Erleichterung und Rückbesinnung auf Bitcoins wahre Werte
Vielmehr äußern viele direkt ihre Erleichterung und zwischen den Zeilen der anderen schimmert die Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte der Bitcoin-typischen, rebellischen Unangepasstheit durch.
I think Satoshi would welcome this ETF delay. Gives more time to average ppl to get some cheap coins. Now let's get back to work, folks!
— kenshishido (@kenshishido) March 10, 2017
Dass der Bitcoin ETF wegen mangelnder Regulierungsmöglichkeiten abgelehnt wurde, ist ja schließlich genau der Grund, warum Bitcoin heute so groß und relevant ist und weiter wächst: Niemand kann es (idealerweise) kontrollieren.
SEC rejection of #bitcoin ETF means the space remains interesting. For now, BTC stays in the zone of disobedience. Where innovation happens
— Michael Casey (@mikejcasey) March 10, 2017
The ETF was denied because bitcoin can't be regulated, can't be surveilled.
Feature, not bug.
— Andreas (@aantonop) March 10, 2017
Bitcoin ist kein US-amerikanisches Phänomen
Was man an dieser Stelle aber auch noch einmal explizit betonen muss: Die vergleichsweise milden Kurs-Reaktionen sind auch ein Indiz dafür, dass man den Einfluss der USA auf Bitcoin nicht überschätzen darf.
Zwar haben viele Entwickler, Medien und Investoren US-Bezug und Englisch dominiert als Sprache die Kommunikation und Berichterstattung in der westlichen Welt. Trotzdem hatte die Entscheidung der SEC für einen Großteil der global verteilten Bitcoin-Community letztlich aber nur wenig Relevanz.
Got mini orgasm in Chinese markets… Although most bitcoiners in China don't even know what the heck is ETF pic.twitter.com/T2oXFssvm1
— cnLedger (@cnLedger) March 10, 2017
Nach dem Bitcoin ETF ist vor der Blocksize-Debatte
Alles in allem ist die langerwartete Entscheidung damit aber endlich vom Tisch und man kann in Bitcoin-Land wieder zur Tagesordnung übergehen. Es ist ja nicht so, dass es nicht noch andere, bedeutend wichtigere Baustellen gäbe. Eine nachhaltige Lösung für die noch immer schwelende Blocksize-Debatte zu finden, ist letztlich um ein Vielfaches wichtiger für Bitcoin als ein Bitcoin ETF. Bevor es die nicht gibt, macht es wenig Sinn ernsthaft über solche Spekulations-Instrumente für den Massenmarkt nachzudenken. Insofern war die Entscheidung der SEC sowohl für die Verbraucher, die sie schützen soll, als auch für Bitcoin letztlich eine gute.
Sanity prevailed & the SEC denied the Bitcoin ETF application. It was premature – next year! Time to focus on fixing the community divide! https://t.co/WgEvsYe9hT
— Vinny Lingham (@VinnyLingham) March 10, 2017
In jedem Fall können wir aber festhalten: Die Auswirkungen, die einzelne Ereignisse auf Bitcoin haben, selbst wenn sie mit so großem Interesse verfolgt werden wie dieses, werden kleiner. Das ist eine sehr, sehr positive Entwicklung in Richtung Stabilität und Zuverlässigkeit.
ETF hype had driven the price of #Bitcoin $400 above fair value (red dot). Now (green dot) much closer to long-term fundamental regression. pic.twitter.com/KpPxulKJbF
— Dan Morehead (@dan_pantera) March 11, 2017
Ach ja: Bitcoin ist tot! mal wieder …
Und bevor wir es vergessen. Falls recherchefaule Redakteure für das Thema noch eine hübsche Clickbait-Schlagzeile suchen. Wie wär es hiermit:
https://twitter.com/jamesjcousins/status/840506257920413696