Von dem Berlin-based Startup SatoshiPay hatte ich in den vergangenen Monaten immer mal wieder was gehört. Zum Beispiel als das Unternehmen Ende letzten Jahres als eines von zwei Bitcoin-Startups im Förderprogramm von Axel Springer aufgenommen wurde.
Dennoch war es lange schwer herauszufinden, was SatoshiPay denn eigentlich genau plane. Es gab zwar eine Website, aber auf der war nicht viel zu lesen. Als das Team von SatoshiPay nun aber letzten Monat mit ihrer Idee einer Nano-Paywall den zweiten Platz beim Coinbase-Hackathon machte, war klar, dass es spannend wird und Zeit herauszufinden, was sich hinter dem Begriff Nanopayment verbirgt. Meinhard Benn, der Gründer von SatoshiPay, hat mir meine Fragen beantwortet.
Was ist Nanopayment?
Mikropayment ist einfach nicht klein genug. „Mikro“ ist ja irgendwie zwischen neun Euro und einem Euro definiert, vielleicht sogar darunter. Nanopayment ist jedoch tausend Mal so klein, sodass wir irgendwo bei einem Cent oder darunter landen. Nanopayment sind also wirklich Unter-Cent-Beträge, die wir effizient und schnell und in Echtzeit abrechnen können.
Die Idee von Kleinstzahlungen im Netz ist nicht ganz neu. Mit Mikrozahlungen wurde schon viel im Netz experimentiert. Was ist das Besondere an SatoshiPay?
Nanopayments waren bisher durchaus möglich, aber meist nur innerhalb geschlossener Systeme, aus denen es schwer war das Guthaben auch wieder heraus zu bekommen. Vor allem lief das Ganze über eine zentrale Datenbank und nicht über eine offene Währung wie Bitcoin. Bei uns kann man sich seinen Restbetrag jederzeit auszahlen. Wir wollen nicht nur Nanopayment ermöglichen, sondern dem User möglichst viel Macht geben zu bestimmen, wie und wo er sein Geld ausgeben will.
Wie genau soll das aussehen?
Zum Beispiel soll der User keine ganzen Artikel mehr durch eine große Paywall freigeschalten müssen, sondern von Absatz zu Absatz entscheiden können, ob ihn der Text interessiert und ob er noch mehr Geld dafür ausgeben will. Ein Cent pro Absatz testen wir zum Beispiel gerade in unserem Prototypen. Aber vielleicht ist das auch noch ein bisschen zu hoch, vielleicht ist ein halber oder ein Zehntel Cent eine gute Summe um Content im Netz zu monetarisieren.
Trotzdem stößt die Idee der Paywall bei vielen Nutzern auf Ablehnung.
Es gibt im Netz viele Paywalls, die relativ schlecht konvertieren, wo man dann auch mal gleich ein Monatsabo kriegt. Das ist aus Sicht des Nutzers oft ätzend und das wollen wir möglichst vermeiden.
Flattr ist eines der Nanopayment-System, die im Netz einen guten Ruf haben, auch wenn kaum einer damit Geld verdient. Ist SatoshiPay eine moderne Bitcoin-Version von Flattr?
Flattr ist keine Paywall sondern hat diesen Tipping-Ansatz. Wir wollen aber harte Preise ermöglichen für die Content-Anbieter, die sagen unter zwei Cent möchte ich diesen Artikel nicht herausgeben oder ich will sicher gehen, dass ich überhaupt etwas dafür bekomme. Grundsätzlich ist aber auch Tipping mit unserer Technologie möglich.
Wie setzt ihr das technisch um. Muss ich mir als User erst eine SatoshiPay-Extension für den Browser runterladen?
Nein, der User selbst muss sich gar keine Extension runterladen. Wenn der Content-Anbieter unser WordPress-Widget eingebunden hat, bekommt der User eine Wallet gleich mitgeschickt, sobald er die Webseite besucht. Der User muss sich auch nirgendwo anmelden um SatoshiPay nutzen zu können. Er muss nur die Wallet aufladen und kann dann die Nano-Paywalls gezielt manuell oder automatisch freischalten.
Aber als Nutzer brauche ich also zwingend Bitcoin?
Für die technische Zahlungsabwicklung ja. Wir haben allerdings schon einen neuen Prototypen, bei dem man Bitcoins auch instant über Kreditkarten kaufen kann. Wenn das klappt, das wäre schon ziemlich cool. Dann kann man auch ohne Bitcoin sofort loslegen und die Vorteile nutzen auch ohne Anmeldung Nanopayments zu tätigen. Unsere Idee ist aber auch andere Wallet-Anbieter und Altcoins einzubinden, sodass die Browser-Wallet aus Usersicht jederzeit problemlos auf- und entladen werden kann.
Welche Daten kann ich als Produzent denn hinter einer Nano-Paywall verstecken. Lohnt sich das nur für Blogger und Journalisten, die hauptsächlich schreiben oder auch für Podcaster, Fotografen und Musiker?
Bei Text ist es relativ einfach eine Nano-Paywall aufzubauen. Auch Audiodateien und Bilder können wir relativ einfach freischalten. Bei Video und Multimediadaten ist es noch etwas komplizierter. Das ist eine Aufgabe für die Zukunft. Was aber nicht gehen wird, sind zum Beispiel Youtube-Videos.
Das Geld, das ich einnehme, geht das automatisch in meine SatoshiPay-Wallet?
Nein, du gibst uns einfach eine Bitcoin-Adresse und kannst dir das Geld direkt auszahlen lassen, wohin du willst. Wir müssen technisch aber noch schauen, ob das instant oder täglich oder wöchentlich passieren wird. Da muss man sehen was da praktisch ist mit den Transaktionsgebühren.
Wie funktioniert das überhaupt technisch. Gehen alle Nanotransaktionen direkt über die Blockchain?
Nein, wir nutzen Payment Channels. Das ist im Prinzip so eine Art Off-Chain-Buffering, aber On-Chain. Man muss sich das so vorstellen, dass du eine Transaktion hast und Server und Client schicken sich davon ständig mehrere Versionen hin und her, die beide signieren. Also eine beständige Multi-Signature-Transaktion über die sich beide einig sind. Das läuft über HTTP, also Off-Chain. Zu jedem Zeitpunkt können aber beide Parteien diese Transaktion ins Bitcoin-Netzwerk schicken und damit wird die Session dann aufgehoben und der Channel geschlossen. Selbst wenn einer der Partner verschwindet, kann der Vertrag geschlossen werden und die Zahlungen fließen.
Womit wird SatoshiPay Geld verdienen?
Wir werden wie andere Paywall-Anbieter auch Transaktionsgebühren nehmen, wobei wir da erst einmal testen werden, welcher Preis funktioniert. Es werden auf jeden Fall mehr als die 0,5 Prozent sein, die andere Zahlungsanbieter für Bitcoin-Transaktionen nehmen. Aber dafür bieten wir auch mehr, indem wir eine All-In-One-Lösung mit Infrastruktur und WordPress-Widget zur Verfügung stellen.
Was sind eure nächsten Ziele?
Noch arbeiten wir an unserem WordPress-Plugin. Das soll aber bald fertig seien. Dann können wir testen wie Nanopayment im Netz funktioniert. Eine Vision ist es aber auch die Zahlungsströme im Netz langfristig in beide Richtungen zu ermöglichen. Warum sollten nicht irgendwann auch die User mit Nano-Zahlungen entlohnt werden, wenn sie zum Content und Mehrwert einer Seite beitragen?
Bonuscontent ohne Paywall
Hier noch die Slides einer sehr interessanten Präsentation, die Meinhard Benn zum Stand von Mikropayment und Nanopayment gehalten hat.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.slideshare.net zu laden.
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