Letzte Woche haben Daimler und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) eine Pressemitteilung mit dem Titel herumgeschickt: „Daimler und LBBW setzen erfolgreich Blockchain bei Schuldschein-Transaktion ein“. „Holla!“, soll man da wohl denken, „da sind ist aber zwei Unternehmen ganz auf der Höhe der Zeit!“
Blöd nur, dass beide Unternehmen tatsächlich überhaupt nichts mit einer Blockchain gemacht haben, sondern sich vielmehr mit ordentlich Kapital im Rücken zu den Königen des Blockchain-Bullshit-Bingos krönen.
Weder Daimler noch die LBBW haben die Blockchain verstanden
Denn auf die kritische Nachfrage hin, wo ich auf der angeblich verwendeten Ethereum-Blockchain denn besagter Schuldschein-Smart Contract zu finden sei, kam die wenig überraschende Antwort: „Es handelt sich in der Tat um eine private Blockchain. Für das Pilotprojekt haben wir eine private Blockchain gewählt, da diese eine höhere Sicherheit bietet, während wir gleichzeitig komplette Kontrolle über das Netzwerk behalten.“
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Übersetzt heißt das: Um einen Schuldschein zu verwalten haben die LBBW und Daimler eine extrem ineffiziente interne Datenbank aufgesetzt, die keinen einzigen Vorteil von dem mit sich bringt, den eine echte Blockchain bietet, sondern nur letztlich nur alle Nachteile. „Hooray! Glückwunsch!“ Man braucht nicht viel Fantasie um zu erraten, wie die Karriere dieses „Prototypen“ wohl verlaufen wird.
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Blockchain-Bullshit-Bingo zur Täuschung der Öffentlichkeit
Das alles wäre nicht ganz so schlimm, wenn solcherlei Tests (obwohl die Ergebnisse vorab durchaus erwartbar sind) intern durchführt und auswertet werden und man fern der Öffentlichkeit in einem Lernprozess seine Schlüsse daraus zieht.
Peinlich wird es jedoch, wenn man auf ganz dicke Hose macht und die eigene Verirrtheit mit solch stolzgeschwellter Brust nach vorne trägt, wie es Daimler und die LBBW mit folgendem Promovideo machen.
Dabei ist es nicht nur drollig, zu sehen, wie die Unternehmensvertreter ihrer absolut authentischen Begeisterung für „Blockchain“ eloquent und vollkommen ungeskriptet Ausdruck verleihen. Es ist auch bemerkenswert, wie viel Geld in die Hand genommen wird, um die Öffentlichkeit in voller Absicht zu täuschen.
Denn die Frage, die sich beim Anschauen und Fremdschämen zwangsläufig stellt ist: Für wie dumm halten die Macher eigentlich die Leute, für die dieses Video gedacht ist? Mehr Blockchain-Bullshit auf so wenig Raum unterzubringen, ist jedenfalls kaum möglich´und erfordert einiges an Vorsatz.
Blockchain kills the video star
Aber was will man erwarten von Unternehmen, in denen mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Erfindung de Internets zur Abwicklung des Geschäftsbetriebs nach eigener Aussage noch immer Fax-Bestätigungen nötig sind.
Dass Bitcoin und die Blockchain erschaffen wurden, um genau solche Institutionen letztlich obsolet zu machen, entbehrt in diesem Zusammenhang nicht einer gewissen Ironie. Und erleichtert mich.