Lange Zeit galt der Trezor als DIE Hardware-Wallet schlechthin und wer sich bequem und mit einem Mindestmaß an Nerdigkeit der Sicherheit der eigenen Bitcoins versichern wollte, der besaß einen. Oder auch gleich mehrere.
Doch entwickelt sich das Crypto-Universum schnell und obwohl es auch Jahre später nichts am Trezor und dem Service der dahinter stehenden Firma Satoshi Labs auszusetzen gibt, ist die Hardware Wallet made in Prag etwas aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerutscht.
Trezor vs. Nano S – Satoshi Labs vs. Ledger
Nicht zuletzt, weil der französische Konkurrent Ledger bei ähnlich gutem Service mit seinem handlicheren, weniger nerdigen und vor allem ein gutes Stück billigerem Legder Nano S ebenfalls bald auf den Markt drängte und sich einen ordentlichen Anteil des selbigen sicherte. Immerhin wurde der Ledger Nano S allein vergangenes Jahr durch den Kursboom nicht nur, wie ursprünglich von Ledger erwartet, rund 60.000 Mal verkauft, sondern insgesamt rund eine Million Geräte.
Angesichts dieser Zahlen ist es nur konsequent, dass sich Satoshi Labs mit dem Trezor T nun mit einer moderneren und erweiterten Version des jetzt Trezor One genannten Vorgängermodells zurückmeldet.
Doch bleibt fraglich, inwieweit dieser tatsächlich Marktanteile von Ledger wird abtrotzen können. Zwar strotzt der Trezor T vor allem im Vergleich zum eigenen Vorgängermodell vor Komparativen – größer, schwerer, bunter und auch ein kleines bisschen sicherer – doch muss man nicht alle dieser Attribute zwingend positiv bewerten, zumal der Trezor T eben auch teurer als sein Vorgängermodell ist, das ja selbst wiederum bereits teurer als der Nano S ist.
Trotzdem könnte der Trezor T seinen Platz auf dem Hardware Wallet Markt finden. Denn schlecht ist er keineswegs und es gibt einen nicht unerheblichen konzeptionellen Faktor, in dem sich die Trezor-Modelle von denen aus dem Hause Ledger unterscheiden: das Sicherheitskonzept. Denn Sicherheit können zwar beide Unternehmen grundsätzlich gewährleisten, doch darin, wie sie diese Sicherheit erreichen, unterscheiden sie sich grundsätzlich.
Offen oder verschleiert? Zwei verschiedene Sicherheitskonzepte
Während Ledger nämlich konsequent auf einen Security by obscurity-Ansatz setzt, bei dem die sensiblen Daten innerhalb der Hardware Wallet durch ein zertifiziertes Secure Element abgesichert werden und man als Nutzer letztlich sowohl Ledger als auch dem Hersteller/Zertifizierer des verbauten Secure Element vertrauen muss, verfolgt man bei Satoshi Labs konsequent einen Open Source-Ansatz und setzt auf die Zusammenarbeit mit der Community. Denn das Innenleben des Trezors und der Code, der es steuert, sind seit jeher offen und frei zugänglich.
Dadurch kann sich (zumindest theoretisch) jeder selbst von der Sicherheits-Architektur dieser Hardware Wallet überzeugen. Allerdings haben es so auch Copy-Cat-Konkurrenten oder potentielle Angreifer leichter. Dass der Trezor in beiden Ausführungen dennoch als vor Angriffen sicher gilt, liegt nun an der jahrelangen guten Zusammenarbeite zwischen Satoshi Labs mit der Community. Gemeinsam haben beide in den vergangenen vier Jahren nämlich fünf potentielle Schwachstellen geschlossen bevor sie effektiv ausgenutzt werden konnten.
Die unterschiedliche Herangehensweise beider Firmen in puncto Sicherheitskonzept ist dabei übrigens in der Historie begründet. Während Satoshi Labs aus der in Prag stark vertretenen Hackerszene gegründet wurde und dem Open Source-Ansatz stark verbunden ist, ist Ledger gezielt im Hinblick auf potentielle Businesscases entstanden. Die Entscheidung für ein verbautes Secure Element ist nämlich insofern strategisch, als dass institutionelle Investoren, die ihre Krypo-Portfolios absichern wollen, dieses vielfach eben nur mit zertifizierbarer Hardware umsetzen können bzw. dürfen.
Welches Sicherheitskonzept nun unterm Strich besser ist, lässt sich schlussendlich nicht so einfach sagen. Keines der beiden Sicherheitskonzepte – Security by obscurity von Ledger oder der konsequente Open Source-Ansatz von Trezor – kann grundsätzlich als dem anderen überlegen bezeichnet werden. Beide funktionieren (zumindest bisher) sehr gut, was aber eben auch auf der in beiden Fällen ausgezeichneten und stets auf Aktualität und Nutzerfreundlichkeit ausgerichteten Software zur Verwaltung der Hardware-Wallets beruht.
Sowohl Ledger als auch Satoshi Labs haben schnell auf die Bitcoin Cash-Fork vor gute einem Jahr reagiert und zügig erfreulich nutzerfreundliche Splitting-Tools zum sicheren Verwalten beider Coins bereit gestellt. Auch haben beide gerade erst ihre Wallet-Verwaltungssoftware rundum erneuert.
Letztlich ist es daher eine individuelle Entscheidung jeden Nutzers, welchem Konzept er mehr vertraut.
Inwieweit ist der Trezor T dem Trezor One überlegen?
Bleibt die Frage, wenn man sich grundsätzlich für einen Trezor entscheidet, welches der beiden Modelle es sein soll. Lohnt sich das teurere, moderne Gerät oder tut es auch der „alte“? Immerhin liegt der Trezor Model T mit 149 Euro deutlich über dem Trezor One mit 89 Euro.
Größer!
Zunächst einmal ist der neue Trezor Model T im Vergleich zum Trezor One in allen Dimensionen gewachsen. Er ist 4 mm länger, 9 mm breiter, 4 mm dicker und 4 Gramm schwerer. Da diese Werte im Verhältnis durchaus bis zu 25 Prozent Zuwachs ausmachen, wirkt sich das auf die Handlichkeit spürbar aus. Als Hardware Wallet für den Schlüsselbund eignet sich der Trezor Model T jedenfalls nicht mehr so gut wie der Vorgänger. Die entsprechende Öse wurde daher auch gleich weggelassen.
Magnetischer!
Dass der neue Trezor Model T wohl ohnehin eher für den Heimgebrauch konzipiert ist, zeigt dafür ein anderes durchaus praktisches Feature. Zusammen mit der Hardware Wallet bekommt man nämlich ein selbstklebendes magnetisches Grundplättchen. Dieses Plättchen kann man nun hinter einen Schrank, unter eine Schublade oder wohin man will kleben und den Trezor Model T, der magnetisch sehr gut darauf hält, so vor (auch zufälligem) unerwünschtem Zugriff schützen.
Bunter!
Nötig wurde die Vergrößerungen des Geräts vor allem durch den Einbau eines farbigen Touchscreens, der die Bedienung am Gerät deutlich vereinfacht. Während die Verwaltung des Trezor One noch größtenteils über den Computer läuft und das kleine Gerätedisplay hauptsächlich zur Verifizierung und zusätzlichen Absicherung diente, ist dies nun umgedreht.
Sicherer!
So findet beispielsweise die PIN-Eingabe zur Entsperrung beim Trezor Model T direkt am Gerät statt. Das ist komfortabler und auch sicherer, büßt im Vergleich zum Vorgängermodell aber an nerdigem Charme und Geheimniskrämerei ein.
Moderner?
Was die Unterstützung für Altcoins und Token angeht, ist der Trezor Model T dem kleineren Trezor One bislang allerdings (noch) nicht wirklich überlegen. Beide Varianten unterstützen laut Website bislang mehr als 600 Coins und Token (wer die alle braucht, steht jedoch auf einem anderen Blatt Papier), wobei es schon verwunderlich ist, dass der ältere Trezor One mit Decred und dem Groestlcoin zwei Altcoins/Token unterstützt, die der neuere Trezor Model T bislang offensichtlich nicht verwalten kann.
Immerhin: Monero kann der Trezor Model T zwar noch nicht verwalten, aber immerhin soll das bald kommen. Wer hingegen nur einen Trezor One besitzt, wird für die anonymere Kryptowährung auf das neuere Modell upgraden müssen.
Fazit: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“
Der neue Trezor Model T ist unterm Strich ein spürbar ambivalentes Produkt, das dementsprechend schwierig einzuordnen ist und Satoshi Labs wagt mit dieser neuen Hardware Wallet einen herausfordernden Spagat.
Auf der einen Seite die eigene Historie basierend auf Hacker-Mentalität, Nerdigkeit, Open Source- und Community-Grundsätzen und darauf basierend eine Marktnische, die eigentlich schon mit dem Trezor One recht gut bedient ist. Auf der anderen Seite der sehr viel größere und von Ledger bereits gut adressierte Markt der Nicht-Nerds, der einfachen Anwender und der Krypto-Neulinge, die sich um Code und Sicherheitsdetails nicht scheren, sondern bei einer Hardware Wallet auf Verständlichkeit, Bedienkomfort und den Preis achten.
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Inwieweit sich der Trezor Model T in diesem Spannungsfeld behaupten kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Vom Leistungsumfang ist er bislang noch nicht viel besser als der eigene Vorgänger, aber ein gutes Stück teurer. Selbiges gilt auch für den Ledger Nano S, der ein Drittel weniger kostet. Insbesondere wenn sich die Käufer nicht um das Sicherheitskonzept kümmern, könnte die französische Hardware Wallet hier auf Grund des deutlich niedrigeren Preises weiter die Nase vorn behalten.
Dennoch: Für Krypto-Enthusiasten, die nicht primär auf den Preis achten, sondern an einer vertrauenswürdigen, gut gemachten und zukunftstauglichen Hardware Wallet mit passendem moralisch-ideologischem Background interessiert sind, könnte der Trezor Model T ein sinnvolle Alternative sein.
Der Trezor Model T (149 Euro zzgl. MwSt) und der Trezor One (89 Euro zzgl. MwSt) sind online direkt bei Satoshi Labs erhältlich.
Der Nano S (99,99 Euro inkl. MwSt) ist online direkt bei Ledger erhältlich.
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