Nachdem ich mir zuvor schon den Casa Node und den RaspiBlitz angeschaut habe, geht es im dritten Teil drei meiner Bitcoin- und Lightning-Fullnode-Testreihe nun um den Nodl. Der kleine schwarze Kasten mit dem markanten blau beleuchteten Knopf hat sich in letzter Zeit von einem Geheimtipp zu einer mit großem Interesse beobachteten Alternative entwickelt.
Was insofern erstaunlich ist, als dass er mit 499 Dollar rund dreimal so teuer ist wie der RaspiBlitz. Dennoch wurde ich in letzter Zeit mehrfach darauf angesprochen, ob und wann denn meine Nodl-Review erscheine. Trotz des vergleichsweise hohen Preises steht der „Personal Bitcoin Assistant“ aus Frankreich offensichtlich bei vielen auf der Liste. Nicht ganz zu unrecht. Denn in Hinblick auf die verbaute Hardware und die Verarbeitung spielt der Nodl in seiner eigenen Liga und ist eine echte Maschine. Doch reicht das, um sich gegen die günstigere Konkurrenz zu behaupten?
Nodl – die „Maschine“ unter den Bitcoin- und Lightning Fullnodes
Was direkt beim Auspacken auffällt, ist die Kompaktheit des Nodl. Mit 11,2 cm Breite, 5,5 cm Höhe und 9 cm Tiefe ist der schwarze Kasten kleiner als der Casa Node und vergleichbar mit dem bereits sehr kompakten RaspiBlitz. Im Gegensatz zu diesen beiden muss man beim Nodl jedoch nicht noch die Festplatte mit einem externen Kabel mit dem RaspberryPi verbinden, was den Platzbedarf beim RaspiBlitz und beim Casa Node schlussendlich doch signifikant vergrößert.
Unter der Haube des Nodl ist dafür wesentlich leistungsstärkere Hardware verbaut und bereits intern miteinander verbunden. Was im Nodl passiert, bleibt also im Nodl. Lediglich die obligatorischen Kabel für Strom und Internetverbindung müssen zur Inbetriebnahme von außen zugeführt werden.
Lau und leise
Läuft der Node dann, fällt noch etwas auf. Trotz leistungsfähigerer Hardware ist das Gerät neben dem Laptop kaum zu hören und läuft angenehmerweise auch nicht heiß. Während sich der RaspiBlitz im Dauerbetrieb zu einer echten Heizung entwickeln kann, bleibt der Nodl selbst bei sommerlichen Temperaturen und in suboptimal belüfteten Ecken konstant lauwarm.
Das liegt vor allem daran, dass der Nodl mehr Leistungs-Reserven hat, die er nur beim Start und dem initialen Download der Blockchain braucht. Dann steigt der Verbrauch auf bis zu 15 Watt. Im Dauerbetrieb sinkt der Stromverbrauch jedoch auf 5 Watt, was auch den Werten des RasperryPi entspricht, dessen Limits im Casa Node und RaspiBlitz jedoch häufiger ausgereizt werden. (Möglicherweise macht der gerade erst vorgestellte Raspberry Pi 4 hier aber wieder Boden gut.)
Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme des Nodl ist dann ähnlich einfach wie die Verkabelung. Für den Schnelleinstieg liegt dem Paket eine handliche und übersichtliche Kurzanleitung bei, die zudem auf alle weiteren Hilfe-Ressourcen verweist. Besonders hilfreich fand ich dabei die übersichtliche Online-Dokumentation, mit der ich schließlich (fast) jedes Problem schnell und einfach selbst lösen konnte.
Einrichten und konfigurieren
Im nächsten Schritt geht es an die Einrichtung des Nodl. Über die Startseite legt man ein Passwort fest, mit dem man dann als Admin auf den Nodl zugreifen kann.
Nun geht es an die Konfiguration. Mit wenigen Klicks kann man bitcoind (Bitcoin Fullnode), lnd (Lightning Fullnode), das browserbasierte Lightning-Interface RTL, Tor-Support, einen Electrum Personal Server und/oder einen eigenen BTCPay-Server aufsetzen.
Das ist so praktisch, das man verführt ist, alle Knöpfe gleichzeitig zu drücken. Da lnd aber auf bitcoind aufbaut und der BTCPay-Server auch erst in Betrieb gehen kann, wenn der Fullnode schon läuft, führt Ungeduld hier zu Fehlermeldungen.
Die Installationsreihenfolge ließe sich hier zwar durch eine leicht verbesserte Nutzerführung in Hinsicht auf die berüchtigte Idiotensicherheit leicht verbessern, das ist aber kein Problem höchster Priorität. Zum einen muss man einfach nur so lange klicken, bis es irgendwann doch funktioniert. Zum anderen ist dieser Zeitraum erfreulich gering. Einmal gestartet, synchronisiert der Nodl die gesamte Bitcoin-Blockchain von Grund auf in weniger als 48 Stunden.
Hier zahlt sich die bessere Hardware gegenüber den Raspberry Pi-Nodes aus, auf denen dieser Prozess mehrere Wochen(!) in Anspruch nehmen kann. Dieser Vorteil ermöglicht dem Nodl eine im Hinblick auf Privatsphäre und Sicherheit kompromisslose Haltung, gar nicht erst über vorsynchronisierte Blockchains oder andere Workarounds, den Aufwand des Initialen Blockdownloads zu minimieren, nachdenken zu müssen. Ein großer Pluspunkt.
Zahlungen schicken und empfangen
Um den Nodl dann praktisch in Betrieb zu nehmen und erste Zahlungen zu testen, geht es dann vom Admin-Panel per Link zum RTL-Interface. Praktisch: der Nodl hat hierfür bereits automatisch ein sicheres Passwort vergeben und im Admin-Bereich hinterlegt. Per Copy and Paste kann man somit direkt in die Verwaltung von Peers, Kanälen und Lightning-Zahlungen einsteigen.
Ab hier läuft die Verwaltung des eigenen lnd-Nodes wie auch auf anderen Geräten: neue Peers nach Wunsch hinzufügen (bei mir gab es bereits eine automatische Verbindung zu einem Node in den USA), die Wallet mit Bitcoins ausstatten, Zahlungskanäle öffnen und los geht’s.
Meine erste Testzahlung wurde direkt und ohne Probleme durchs Lightning-Netzwerk geroutet. Für die rund 80 Cent fielen dabei 0,008 Cent Gebühren an. Damit kann ich durchaus leben.
Pimp your Nodl – BTCPay Server einrichten
Eine der größten Stärken des Nodl ist neben der leistunsgstarken Hardware, die einfache und umfangreiche Unterstützung verschiedenster Bitcoin- und Lightning-Dienste. Interessant ist dabei vor allem der Betrieb eines eigenen BTCPay Servers. Damit kann man ohne einen weiteren Serviceanbieter selbst Bitcoin-Zahlungen und die zugehörige Abrechnung, zum Beispiel für den oder die eigenen Webshops, organisieren und verwalten.
Für die Installation des BTCPay Servers braucht es nur einen Klick. Die Konfiguration des selbigen ist dann aber noch einmal eine eigene Geschichte, die hier zu beschreiben zu weit führen würde. An dieser Stelle reicht zu sagen, dass allein das Aufsetzen einfach und auch für technische Laien eigentlich problemlos machbar ist.
Wichtig ist allerdings: Der Teufel kann manchmal im Detail liegen. Wer, wie ich anfangs, ein Lesezeichen auf die eigene Nodl IP mit Portangabe setzt (192. 168.XXX.XXX:8338), wird von den Links im Admin-Panel im Kreis geführt. Besser ist es daher den Nodl über 192.168.XXX.XXX/admin anzusteuern. Dann führt der BTCPay Server-Link auch zu diesem. Eine der Nutzerführungs-Kleinigkeiten, an denen man noch feilen könnte.
Eine andere ist das automatische Ausloggen. Wenn das passiert, landet man nämlich nicht wie man vermuten könnte auf der initialen Login-Seite mit dem Nodl-Logo. Stattdessen verschwinden nur alle Links und Buttons, um den Nodl konfigurieren zu können. Hier wäre zumindest eine Information wie „Sie sind ausgeloggt“ hilfreich und könnte unnötige Fehlersuchen und Supportanfragen vermeiden helfen.
Pimp your Nodl – Zahlen per Joule Browser-Erweiterung
Doch handelt es sich auch bei diesen Kritikpunkten eher um kleine Usability-Details. Deutlich relevanter ist der mächtige Funktionsumfang des Nodl. Der endet nämlich keineswegs bei RTL und dem BTC Pay Server. Wer will, kann seinen Nodl noch über andere Erweiterungen und Interfaces ansprechen.
Die Browser-Erweiterung Joule ermöglicht zum Beispiel das Bezahlen und Anfordern von Lightning-Zahlungen direkt aus Chrome, Firefox , Opera und Brave heraus. Die Koppelung mit dem Nodl ist dabei fast so einfach wie eine 1-Klick-Lösung und dank der guten Dokumentation innerhalb weniger Minuten abgeschlossen. Auch hier verlief die erste Testzahlung aus dem Browser heraus ohne Probleme.
Pimp your Nodl – den Node per Zap vom Desktop ansteuern
Wer seine Kanäle und Zahlungen lieber vom Desktop aus verwalten möchte, der kann den Nodl auch mit Zap koppeln. Das Einrichten verläuft ähnlich einfach wie bei Joule. Am Ende sogar noch etwas leichter als in der Anleitung beschrieben.
Allerdings scheiterte der Versuch, ein Stickerpack zu kaufen, anschließend drei Mal. Was letztlich aber weder an Zap noch am Nodl lag, sondern an der fehlenden Verbindung zu einem wirklich gut vernetzten Lightning-Knoten.
Doch auch dieses Problem ließ sich direkt vom Desktop aus über Zap lösen. Über Acinqs Lightning Network Explorer fand ich einen gut vernetzten Knoten in meiner Nähe.
Und über einen neuen Kanal gelang dann auch auf Anhieb die Zahlung für die gewünschten Sticker.
Fazit
Es fällt schwer ein Fazit zu ziehen, das nicht komplett positiv ist. Der Nodl ist nicht nur die „Maschine“ unter den Bitcoin- und Lightning-Fullnodes. Er ist auch noch eine sehr vielseitige und gut zu bedienende Maschine. Außer ein paar Verbesserungen, die ich mir in der intuitiven Nutzerführung wünschen würde, habe ich nichts finden können, was ernsthaft zu kritisieren ist.
Klar – der Preis ist kein Schnäppchen und die nächste Generation von Raspberry Pis könnte die günstigeren Alternativen Casa Node und RaspiBlitz technisch wieder aufholen lassen. Nichtsdestotrotz setzt der Nodl neue Maßstäbe in Hinblick auf Leistungsumfang und die konsequenten Haltung in Hinblick auf Privatsphäre, Sicherheit und seine allgemeine „Be your own …“-Haltung.
Dass der Nodl nach einem Stromausfall wieder automatisch startet, könnte man von optional noch auf Standard setzen, aber ansonsten gibt es wirklich kaum etwas zu meckern. Insbesondere da man bei der Bedienbarkeit eine wirklich gute Balance gefunden hat zwischen simplen 1-Klick-Lösungen und erweiterten Einstellungen für alle, die doch etwas tiefer in die Konfiguration eintauchen wollen.
Um es kurz zu machen: Ich finde es durchaus bedauerlich, das mich mein Testgerät nun bald wieder in Richtung Frankreich verlässt. Nicht zuletzt, weil die Integration weiterer interessanter Services in den Nodl immer weiter geht.
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