Die Bitcoin-Presseschau fasst jeden Sonntag die wichtigsten Informationen, Entwicklungen und Links aus dem Bereich Bitcoin und digitales Geld zusammen. Für die Woche vom 3. bis 9. August 2015 mit folgenden Themen:
- Neues vom Kurs
- Australien und das „echte Geld“ Bitcoin
- Mt.Gox: Japanisches Gericht erkennt Bitcoin-Besitz nicht an
- Rekord-Nachfrage nach Bitcoin in Brasilien
- Viel Wirbel um Satoshi Nakamotos Reichtum
- So soll Blockchain-Technologie die Wall Street aufmischen
- Gerüchte um kriselndes Bitcoin-Medium
- Brainwallets sind nicht sicher!
- Berlin als Bitcoin-Hotspot
- Lesenswert: das ambivalente Phänomen Bitcoin
- Fail: Bitcoin im Google-Weltbild eines Die Welt-„Finanz-Redakteurs“
Der Bitcoin-Kurs
Der Kurs blieb die ganze Woche recht stabil, bis er dann am Freitag ganz plötzlich massiv einbrach.
Als wahrscheinlichster Grund für diesen Kursrückgang gilt die Ankündigung von Bitfinex, einem der weltweit relevantesten Bitcoin-Handelsplätze, New Yorker Kunden fortan auszuschließen, da das Unternehmen sich nicht der dortigen BitLicence-Regulierung unterwerfen will. Warum? „In sum, we didn’t view it as worth our time or the best for our users‘ interests“. Das ist insofern verständlich, als dass Bitfinex in Hong Kong sitzt und es wesentlich einfacher ist New York fortan grundsätzlich auszuschließen, als sich bei einem globalen Produkt mit dem Problem hyperlokaler Individualregulierungen auseinanderzusetzen.
Hier der Reddit-Thread, in dem der Director of Product & Community Development at Bitfinex zugehörige Fragen und Kommentare beantwortet.
Einen ganz anderen Denkanstoß hinsichtlich der ewigen Bitcoin-Preis-Debatte twitterte diese Woche Brian Armstrong, CEO von Coinbase. Da die Summe aller verfügbaren Bitcoins jeden Tag steige, bedeute ein stabiler Preis, dass das Interesse in Bitcoin wächst. Smarter Einwand für alle Kursfetischisten.
https://twitter.com/brian_armstrong/status/629078912908132353
News, Links & Lesetipps
Australia takes first step toward Bitcoin as currency – Mashable
#Bitcoin #Währung #Geld
Australien macht sich auf den Weg Bitcoin als „echtes Geld“ anzuerkennen. Vielleicht. Denn noch sind sich in diesem Punkt nicht alle Behörden Down Under einig. Hier der Report Digital currency—game changer or bit player des Economics References Committee des Parlaments und hier noch eine Zusammenfassung der FAZ.
Bitcoins lost in Mt. Gox debacle ‘not subject to ownership’ claims: Tokyo court – The Japan Times
#Bitcoin #Mt.Gox #Definition
Schlechte Nachrichten für alle, die Bitcoins durch die Mt.Gox-Pleite verloren haben. Der Tokyo District Court hat entschieden, dass nach bisheriger rechtlichen Definition Bitcoins kein Eigentum sein können, weil sie keine materiellen Form hätten und nicht exklusiv, d.h. ohne eine dritte Partei, genutzt werden könnten.
Mercado Brasileiro de Bitcoins – Novos Recordes – bitvalor.com
#Brasilien #Bitcoin #Neue Rekorde
Grundkenntnisse in Spanisch oder Portugiesisch reichen um dieser Infografik zu entnehmen, dass Bitcoin in Brasilien boomt. 10.000 Bitcoins wurden allein im Juli an brasilianischen Börsen gehandelt und mit einem Gesamtwert von mehr als 45,5 Millionen Real übersteigt das Transaktionsvolumen schon jetzt den Vorjahreswert.
No, Satoshi Nakamoto Hasn’t Moved a Thing – Coindesk
#Bitcoin #Aufregung #Blockexplorer-Dysfunktionalität
Ein Sturm im Wasserglas hat diese Woche die Behauptung ausgelöst Satoshi Nakamoto sei wieder in Erscheinung getreten und habe die enorme Anzahl Bitcoins, über die er aller Wahrscheinlichkeit nach verfügt (ca. 1 Million Bitcoins), in Bewegung gesetzt. Das wäre natürlich ein Ding, immerhin könnte er/sie/es damit das gesamte Bitcoin-Ökosystem massiv beeinflussen. Letztlich war es aber eine Fehlinterpretation des einstigen Vorzeige-Blockexplorers blockchain.info, der mittlerweile, wenn überhaupt, nur noch durch solche Unzuverlässigkeit Schlagzeilen macht. Satoshi Nakamoto hat seine Bitcoins seit sechseinhalb Jahren nicht eingesetzt.
Overstock CEO Uses Bitcoin Tech to Spill Wall Street Secret – Wired
#Blockchain #Wall Street #No Middelmen
So soll tØ funktionieren, das Angebot, mit dem der Overstock-Chef Patrick Byrne die Wall Street mit Blockchain-Technologie aufmischen will. Lesenswert dazu auch der Artikel des Wall Street Journal.
CoinTelegraph.com is shutting down, cutting all non-writer salary to zero…. – Reddit
#Bitcoin #Medien #Krise
Was ist los bei Cointelegraph? Gerade noch auf großem Expansionskurs mit zahlreichen zusätzlichen Ablegern in verschiedenen Sprachen, scheint das Bitcoin-Info-Medium mit den aufwendig gestalteten Artikelbildern nun finanzielle Probleme zu haben. Zumindest, wenn man diesem Reddit-Post Glauben schenken möchte. Auf ZapChain wird derweil diskutiert, wer überhaupt hinter Cointelegraph steckt?
Why I’m releasing a brainwallet cracker at DEFCON 23 – rya.nc
#Bitcoin #Brainwallets #Unsicherheit
Ryan Castellucci befasst sich mit der Sicherheit von Brainwallets, also Bitcoin-Adressen, die auf Basis von selbstgewählten Passwörtern erstellt werden. Grundsätzlich sind diese sicher, aber nur, wenn man gängige Vorgaben bezüglich sicherer Passwörter vergisst und eine bedeutend größere Zufälligkeit nutzt. Diese wiederum macht es jedoch schwer das Ausgangspasswort im Kopf zu behalten, was das komplette Prinzip Brainwallet in Frage stellt. Brainwallet.org hat seinen Dienst jedenfalls daraufhin dauerhaft eingestellt. Hier die zugehörige Diskussion auf Reddit und hier der soeben erschienene Golem-Artikel, der den Vortrag noch einmal ausführlich zusammenfasst.
Berlin And The Future of Cryptocurrencies – CoinGecko
#Bitcoin #Berlin #Hotspot
Schöne Zusammenfassung, warum Berlin noch immer ein globaler Bitcoin-Hotspot ist.
Mt. Gox was Bitcoin’s ugliest success story – The Verge
#Bitcoin #Analyse #Status Quo
Russel Brandom hat einen tollen Artikel über Bitcoin nach der Verhaftung von Mark Karpeles geschrieben, der mit leichten Worten so viele Nägel direkt auf den Kopf trifft, dass ich gar nicht weiß, welches Zitat ich hier übernehmen soll, um den Artikel zu empfehlen. Vielleicht das hier: „In the end, Gox’s customers didn’t know how badly they’d been taken until state power intervened.“ oder lieber dieses: „Without the chaos, Bitcoin feels a lot less fun. […] It’s just regular money now, only a little bit faster and a little bit easier to steal.“ oder das: „Anyone can lose a few million on today’s web, but losing 400 million takes vision.“?
Passend dazu auch: Congratulations Bitcoiners! It’s been six months since any major exchange thefts! Are we seeing the beginning of real security?
Satire der Woche
Als „Finanz-Redakteur“ beim Springer-Blatt Die Welt veröffentlichte Frank Stocker diese Woche die superinvestigative Analyse „Bitcoin-Nutzer sind meist Kriminelle“, die sich die These einer „Studie“ zu eigen macht, die auf der Auswertung von Google Trends(!) basiert. Zitat: „Das Ergebnis fiel dabei recht eindeutig aus. „Wir fanden klare Hinweise, dass Computer-Enthusiasten und illegale Aktivitäten für das Interesse an Bitcoins entscheidend sind“, schreiben die Wissenschaftler.“
Darüber hinaus baut Frank Stocker gleich noch eine ganze Sammlung falscher Fakten ein und beweist damit vor allem eines: Welt-Finanz-Redakteure sind meist komplett Ahnungslose. Wer Frank Stocker ebenfalls zu seinem Glanzstück des Journalismus gratulieren will – über Twitter freut er sich bestimmt über noch mehr Zuspruch.
Das Schlimmste ist jedoch. Nicht nur Welt-Redakteure sind offensichtliche Google-Anfänger. Peinlich. Ganz, ganz peinlich.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von imgur.com zu laden.
Die Bitcoin-Presseschau #73 erscheint am kommenden Sonntag. Bis dahin eine schöne Woche. Und wer die Bitcoin-Presseschau mag, darf sie gern unterstützen und mich so davon überzeigen sonntags lieber weiterhin schwitzend am Schrebtisch zu sitzen, als entspannt am See zu liegen.
Titelbild: “Zeitungsausträger” Flickr-User barmala (CC BY 2.0)
Schreibe einen Kommentar