Vor einiger Zeit habe ich hier den Berliner Felix Stein und sein Projekt CryptoWoo vorgestellt, ein WordPress-Plugin, das es in wenigen Schritten ermöglicht Bitcoin und Altcoin-Zahlungen über den eigenen WooCommerce-Shop anzunehmen. Dafür gäbe es zwar auch andere Optionen, wie bspw. Zahlungsdienstleister, allerdings hat man dann immer wieder einen Mittelsmann. Wer jedoch auf Sicherheit, Unabhängigkeit und Privatsphäre steht, für den ist CryptoWoo die bessere Option. Zeit mal nachzufragen, was sich bei dem Projekt in den letzten Wochen getan hat.
Was gibt es Neues bei CryptoWoo? Woran arbeitest du gerade?
Felix: Das nächste Update wird eine deutsche Übersetzung enthalten und mit Smartbit ist eine weitere Block-Explorer API hinzugekommen. Ich arbeite auch gerade an einem Feature, das es erlaubt, den Shop mit dem Daemon der Electrum Wallet nutzen zu können. Das Feature wäre ein Mittelweg zwischen den bereits in CryptoWoo vorhandenen Optionen, bei denen man sich entweder auf einen der API-Provider verlassen oder im anderen Fall einen privaten Block Explorer mitsamt Full Node verwenden muss. Ein Grundgerüst steht, allerdings wird es noch eine Weile dauern bis das Feature dann im Plugin zu finden ist. Außerdem experimentiere ich gerade mit dem Segregated Witness Testnet und bereite CryptoWoo für die Akzeptanz von Segregated Witness-Transaktionen vor.
Wie entscheidest du dabei, welche neuen Entwicklungen du in CryptoWoo übernimmst? Die Blocksize-Debatte läuft ja nun schon sehr lange und zwischenzeitlich war es schwer zu erkennen, welche Lösung sich letztlich durchsetzen wird.
Felix: Im Allgemeinen folge ich der Bitcoin-Entwickler-Mailingliste und schaue mir regelmäßig sowohl neue Bitcoin Improvement Proposals als auch informelle Konzepte an. Dabei verschaffe ich mir frühzeitig einen Überblick und beschäftige ich mich näher damit, wenn sich ein Konsenz abzeichnet.
SegWit enthält meiner Meinung nach einige sinnvolle Verbesserungen und wäre selbst ohne den erhöhten Transaktionsdurchsatz eine gute Idee. Das Ergebnis der Blocksize-Debatte ist jedoch noch offen und das Thema wird uns wohl noch eine ganze Weile begleiten. Es kommt eben nicht nur auf die Größe an, sondern auch darauf, was man damit anstellt.
Mit CryptoWoo bist du ja aus tiefer persönlicher Überzeugung ein Pionierdienstleister für ein Internet, in dem Bezahlen nicht mehr über zentrale Dienste laufen soll. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass sich selbst nach den Snowden-Veröffentlichungen so wenig Menschen Gedanken darum machen, wem sie ihre Finanzdaten anvertrauen?
Felix: Das ist eine gute Frage. Ich persönlich hatte nach den Snowden-Veröffentlichungen ein Umdenken erwartet. Es war ja vorher schon kein Geheimnis, dass da Einiges im Argen liegt, aber spätestens seit diesem Zeitpunkt kann das niemand mehr als abstruse Verschwörungstheorie darstellen. Wahrscheinlich sind trotzdem die möglichen negativen Auswirkungen für den Einzelnen zu abstrakt. Und wenn dem Menschen kein direkt wahrnehmbarer Schaden oder Gefahr droht, ist er oft nur schwer zum Ändern des eigenen Verhaltens zu bewegen.
Vielleicht muss man die negativen Auswirkungen für den Einzelnen einmal ganz konkret benennen. Hast du Beispiele, warum zentralisierte Bezahlverfahren im Netz für mich als Ottonormal-Nutzer, der „ja nichts zu verbergen hat“, ein Problem sind?
Felix: Selbst wenn Otto nichts dagegen hat, dass er zu jeder Zeit überwacht und aufgezeichnet wird, sollte es ihm doch schon etwas mulmig werden, wenn unbekannte Dritte mit Hilfe dieser Daten immer mehr Kontrolle über Ottos Leben bekommen. Die Daten geben Aufschluss darüber, ob Otto bald in Urlaub fährt, ob er demnächst Vater wird oder ob er vor einer Scheidung steht, welche politische Meinung Otto vertritt und welche Dinge ihm wichtig sind. Diese Informationen werden in zentralen Datenbanken gesammelt, was Datendiebstahl an dieser Stelle dann besonders lohnenswert macht.
Wer hier immer noch kein ungutes Gefühl hat, der sollte sich bewusst machen, dass Otto nicht nur seine Daten frei Haus liefert, er kann auch nur mit Zustimmung Dritter über sein eigenes Geld verfügen. Es muss nicht gleich eine Zahlung an den Zigarrenhändler aus Kuba, den Glücksspielanbieter oder eine Spende an Wikileaks sein: Mit zentralisierten Bezahlverfahren kann Otto nicht frei entscheiden, wann und wofür er sein Geld ausgibt.
Solange Otto der Wert dieser Daten nicht bewusst ist, und er annimmt, dass er ohnehin „nichts zu verbergen“ hat, ist ihm auch das Ausüben von Kontrolle verständlicherweise nicht so wichtig. Das Problem mit dem Kontrollverlust ist jedoch, dass man oft erst im Nachhinein feststellt, dass man die Kontrolle doch besser behalten hätte.
Wen siehst du in der Verantwortung, die Menschen für die Problematik mit dem Umgang mit personenbezogenen Daten zu sensibilisieren. Die Politik? Digitale Aktivisten wie Netzpolitik.org oder die Bitcoin-Community? Oder ist da am Ende jeder für sich selbst verantwortlich?
Felix: Natürlich ist es wünschenswert, wenn Organisationen hier Aufklärungsarbeit betreiben. Jedoch geht es ja gerade darum, die Dinge in die eigenen Hände zu nehmen. Daher ist am Ende jeder für sich selbst verantwortlich. Ich habe auch ehrlich gesagt keine Idee, was man den Leuten denn noch erzählen soll, um sie zum Umdenken anzuregen. Die personenbezogenen Daten sind ja auch nur ein Aspekt. Vielleicht wird das dem Einzelnen aber erst klar, wenn kein Geld mehr aus dem Automaten kommt und die Plastikkarte trotz „eingeräumtem Verfügungsrahmen“ an der Kasse nicht mehr angenommen wird.
In den letzten Monaten ist Ethereum in der Öffentlichkeit immer präsenter geworden und zur zweitgrößten Kryptowährung aufgestiegen. Obwohl es ursprünglich nicht dafür gemacht war, entwickelt sich auch Ether immer mehr zu einem digitalen Geld. Wie siehst du diese Entwicklung und wird man über CryptoWoo bald auch mit Ether bezahlen können?
Felix: Die Integration des „Shifty“ Button von Shapeshift ermöglicht es Kunden bereits seit einer Weile, mit Ether und rund 35 anderen Kryptowährungen zu bezahlen. Dabei sendet der Kunde seinen Altcoin an eine Adresse von Shapeshift, die dann ihrerseits den entsprechenden Betrag in wahlweise Bitcoin, Dogecoin, Litecoin oder BlackCoin an eine Adresse des Händlers senden.
Im Bezug auf eine direkte Akzeptanz von Ether glaube ich momentan nicht, dass der zusätzliche Aufwand den zusätzlichen Nutzen rechtfertigt. Daher wird es in CryptoWoo außer dem Umweg über Shapeshift wohl vorerst keine Möglichkeit geben, Ether zu akzeptieren.
Gewinnen! Gewinnen! Gewinnen!
Wie beim letzten Mal auch war Felix so freundlich, drei CryptoWoo-Bundles bestehend aus je einer Single Store Lizenz + dem HD Wallet Addon zur Verfügung zu stellen, die an dieser Stelle verlost werden. Dafür müsst ihr nur folgende Frage beantworten: Welche der Features, die CryptoWoo bietet, sind eurer Meinung nach die wichtigsten? Eure Top 5 schickt ihr mir dann bis zum 20.7. per Mail und wenn mehr als drei mitmachen, entscheidet random.org über die Gewinner. Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Update: Die Gewinner sind benachrichtigt. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben.
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