Bämm! Auf einmal war es einfach da! ist eine dieser Mythen um Bitcoin, die sich hartnäckig halten. Doch stimmt das eben nur bedingt.
Denn ja, 2008 tauchte zwar auf einmal jemand namens Satoshi Nakamoto mit seinem Bitcoin-Whitepaper auf, um das Konzept wenige Monate später auch praktisch umzusetzen und die Bitcoin-Blockchain zu starten. Doch handelte es sich dabei auf intellektueller Ebene keineswegs um einen unvorhersehbaren Urknall, sondern vielmehr um eine konsequente Weiterentwicklung jahrzehntelanger Vorarbeit.
Bitcoin – Mehr als die Summe seiner Teile
Die große Leistung von Satoshi Nakamoto war es vielmehr, bereits bestehende Konzepte zu digitalem Geld, privaten Transaktionen, Kryptographie, dezentralisierten Datenbanken und mehr so zu kombinieren, dass sie zu mehr werden als nur die Summe ihrer Teile: Bitcoin. A Peer-to-Peer Electronic Cash System und damit zu dem Bitcoin, das seit bald zehn Jahren die Welt verändert.
Interessanterweise bin ich just die letzten Tage gleich auf mehrere Quellen gestoßen, die helfen, die Mär des spontanen Bitcoin-Urknalls zu durchschauen und zu verstehen, welche und wie viel Arbeit eigentlich vorab bereits geleistet wurde, um Bitcoin, wie wir es heute kennen, überhaupt erst zu ermöglichen.
Relevante Prä-Bitcoin-Ereignisse im Zeitstrahl
Zum einen ist da dieser Tweet von @btcmrkts mit einer sehr übersichtlichen Zeitstrahl-Grafik, die insgesamt 15 relevante Ereignisse bis ins Jahr 1976(!) auflistet. Die kann man sich durchaus mal zwischenspeichern. So übersichtlich findet man das bisher selten aufbereitet.
Die Bitcoin-Vorgeschichte als Video
Als zweites veröffentlichte Felix Kern vor wenigen Tagen das Video Die Geschichte der Blockchain/Bitcoin. Darin geht er noch einmal detaillierter auf die wichtige Vorarbeit u. a. von David Chaum, Wei Dai, Nick Szabo und dem Proof of Work-Konzept für Bitcoin ein.
Insgesamt ein sehenswertes Video (vor allem, da es ganz generell noch immer viel zu wenig deutschsprachige Erklärvideos gibt). Nur den Ausblick auf Ethereum als „Blockchain 2.0“ und IOTA als „Blockchain 3.0“ würde ich so nicht unterschreiben. Im Gegensatz zum Rest des Videos handelt es sich hierbei weniger um tatsächliche Fakten als vielmehr um von Ethereum bzw. IOTA formulierte Marketing-Narrative. Möglicherweise besitzt Felix Kern auch Anteile an beiden und übernimmt die daher hier so.
Nich Szabo im Podcast-Gespräch
Als drittes dann noch der Hinweis auf die Podcast-Folge der Tim Ferris Show, in der dieser sehr angenehm mit Nick Szabo plaudert, dem „Quiet Master of Cryptocurrency“.
Ein Titel, der im Übrigen ebenso wenig aus der Luft gegriffen ist, wie Bitcoin. Der Name Nick Szabo fällt nämlich regelmäßig, wenn darüber spekuliert wird, wer hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto stehen könnte. Immerhin taucht er auch in beiden obigen Quellen auf und hat als Informatiker und Jurist den Begriff Smart Contract noch vor der Jahrtausendwende inhaltlich geformt, lange bevor dieser im „Blockchain“-Hype als Buzzword verwaschen wurde, um jeden noch so einfallslosen ICO künstlich aufzubauschen.
Ein sehr kluger und besonnener Mann, dem man unbedingt zuhören sollte, wenn man mal die Chance dazu hat. Das Gespräch ist nicht sonderlich technisch, sondern bewusst sehr Laien-freundlich. Einigermaßen gute Englischkenntnisse sind aber unabkömmlich.
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