Full Nodes sind das Rückgrat des Bitcoin-Netzwerks. Sie speichern vollständige Kopien der Blockchain, leiten untereinander gültige Transaktionen und Blöcke weiter und sortieren diejenigen aus, die nicht den Konsensregeln entsprechen.
Die Gesamtheit aller Full Nodes ist damit ein unverzichtbarer Bestandteil der dezentralen Bitcoin-Infrastruktur. Je mehr es von ihnen gibt und je verteilter und unabhängiger sie voneinander sind, desto robuster und widerstandsfähiger ist das gesamte Bitcoin-Netzwerk.
Full Nodes sind gut für alle
Einen eigenen Full Node zu betreiben, ist jedoch nicht nur im kollektiven Interesse aller Bitcoiner, sondern auch von persönlichem Vorteil. Denn nur, wer selbst unmittelbaren Zugang zur Blockchain hat und bei Transaktionen nicht auf die Daten Dritter angewiesen ist, kann sich über das korrekte Kommen und Gehen der eigenen Bitcoins sicher sein und damit die Notwendigkeit Dienstleistern vertrauen zu müssen, minimieren.
Was nicht bedeutet, dass man Bitcoin-Dienstleistern nicht trauen kann. Es geht vielmehr darum, ihnen nicht vertrauen zu müssen. Weder in Bezug auf die Daten, die sie einem liefern, noch auf die Daten, die man ihnen mitteilt. Der eigene Full Node ist daher auch in puncto Privatsphäre ein wichtiger Faktor.
Blöd nur, dass der eigene Full Node für den technisch nicht übermäßig versierten Laien bisher eine zwar erstrebenswerte, aber nur schwer zu erreichende Option war. Denn wer nicht genügend Speicherplatz für die gesamte Blockchain auf dem Rechner hat (mehr als 200 GB und steigend) und diesen auch nicht beständig online halten will, der musste sich entweder der anspruchsvollen Aufgabe stellen, sich ein eigenes Full Node-Hardware-Setup zusammenzubasteln und zu bespielen, oder verzichtete im Zweifel eben einfach auf den eigenen Full Node.
Zwar gab es ein paar Anbieter von Out of the Box-Bitcoin-Full Node-Geräten. Doch so richtig durchsetzen konnte sich bislang keiner. Was wohl auch an den sportlichen Preisen im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich lag.
Aufstieg der handlichen Bitcoin- und Lightning-Nodes
Doch genau das könnte sich jetzt ändern. Viel billiger sind Plug ’n Play-Full Node-Geräte zwar nicht geworden. Dank Lightning jedoch deutlich attraktiver. Denn ein eigener Bitcoin-Full Node mit einem darauf aufbauenden Lightning-Full Node ist derzeit der schnellste und direkteste Zugang zum Lightning-Netzwerk. Und das ist bekanntlich aktuell der heißeste Shice im Kryptoland.
Aus diesem Grund drängen derzeit gleich mehrere Anbieter für nutzerfreundliche Bitcoin- und Lightning-Full Node-Geräte auf den Markt. Eine Entwicklung die positiv ist. Denn neue Knoten stärken das Netzwerk und eine gute User Experience verbessert die Zugänglichkeit und Akzeptanz von Bitcoin und Lightning.
Doch ob die Geräte diesen Erwartungen gerecht werden können, auch für den Normal-User bedienbar und ihren Preis wert sind, wird sich erst noch zeigen müssen. Daher habe ich die Hersteller um Testgeräte gebeten, die ich in einer Artikelserie vergleichen und vorstellen werde. Los geht es mit dem Casa Node.
Casa Node – der Plug and Play-Node für Einsteiger
Der Casa Node gehört zu den bekanntesten Bitcoin- und Lightning-Full Node-Geräten. Das US-amerikanische Unternehmen Casa wurde zunächst für sein Angebot bekannt, beim individuellen Verwahren von Private Keys zu helfen. Ein Service, der sich mit 10.000 US-Dollar Jahresgebühr vor allem an ein Klientel mit einem Krypto-Vermögen jenseits einer halben Million US-Dollar richtet.
Ganz anders beim Casa Node, der sich mit einem Preis von „nur“ 300 US-Dollar an die breite Masse richtet. Dafür bekommt man dann einen für den Dauerbetrieb optimierten Mini-Rechner auf Raspberry Pi-Basis, der auf seiner 1 TB großen Festplatte Bitcoin- (Bitcoin Core) und einen Lightning-Node (LND) laufen hat. Bedient wird das Gerät über das eigens entwickelte Betriebssystem CasaOS.
Der Preis erscheint angesichts der verbauten Hardware recht hoch. Ein Raspberry Pi-Starterkit bekommt man aktuell schon für rund 60 Euro. Doch verkauft Casa eben nicht nur die Technik, sondern vor allem die Dienstleistung, die Hardware auch als Einsteiger unkompliziert und bequem einsetzen zu können. Plug-and-Play statt selber zusammenbasteln. Grafische Benutzeroberfläche statt Kommandozeilen. Und für technische Laien daher eine echte Alternative.
Import aus den USA
Doch bevor man soweit ist, muss man den Casa Node erst einmal bekommen. Das kann mitunter etwas schwieriger werden, da sich der Zoll beim Import des Gerätes aus den USA mitunter noch einmal dazwischenschaltet. Bei meinem als kostenlos deklariertem Testgerät, gab es zwar keine Schwierigkeiten. Ich habe aber von Leuten gehört, die das Paket persönlich vom Zoll holen und dabei noch einmal rund 60 Euro bezahlen mussten.
Setup und Installation
Hat man das Gerät dann aber in den Händen, kann man direkt loslegen. Strom, Internet und das Adapterkabel zwischen verbauter Festplatte und dem Raspberry Pi anschließen, Browser öffnen und den Casa Node ansteuern.
Leider lässt sich das Gerät beim Test nicht wie in der Anleitung beschrieben im lokalen Heimnetz über www.casa-node.local finden. Ein Problem, das offensichtlich häufiger auftritt. Der Fehler ist daher auch in den FAQ bei den Problemlösungen als erstes aufgeführt.
Die Lösung, das Gerät stattdessen direkt über dessen IP anzusteuern, funktioniert unkompliziert, erhöht aber die Komplexität für Nicht-Techniker. Gerade wenn man den Anspruch hat, die Bedienung so einfach wie möglich zu gestalten, sollte hier eine andere Lösung gefunden werden.
Los geht’s: Updates & Synchronisieren
Ab hier läuft der weitere Konfigurations- und Einrichtungsprozess aber erfreulich unkompliziert und erfordert vom Benutzer eigentlich nur noch eines: viel Geduld. Zunächst bringt sich das Gerät softwaremäßig auf den aktuellen Stand.
Danach erfolgt die Einrichtung des Nodes. Wie bei jeder Bitcoin-Wallet wird eine Seed Phrase erzeugt, die als Backup dient.
Anschließend beginnt der Casa Node mit der Synchronisation. Zwar kommt das Gerät standardmäßig mit einer vorinstallierten Kopie der Blockchain, doch müssen vor dem ersten Einsatz noch die Blöcke zwischen Versand aus den USA und Inbetriebnahme beim Nutzer synchronisiert werden.
In meinem Fall waren das rund 3000 Blöcke, was bedeutet, dass die vorinstallierte Blockchain rechnerisch rund drei Wochen in Verzug war.
Vertrauen ist gut und nötig
Wer den von Casa vorinstallierten Blockchain-Daten nicht vertraut, der kann seinen Casa Node die Blockchain auch noch einmal von Grund auf neu aus dem Bitcoin-Netzwerk ziehen lassen. Doch sollte man dabei berücksichtigen, dass diese Neu-Synchronisierung bei der verbauten Hardware schätzungsweise rund einen Monat dauern wird und der Node in dieser Zeit nicht einsatzbereit ist.
Ganz davon abgesehen, dass es auch widersprüchlich wäre, den voreingespielten Blockchain-Daten von Casa weniger zu vertrauen, als den Blockchain-Daten, die neu über die hauseigene CasaOS-Software auf den Casa Node gespielt werden. So oder so könnte Casa die Daten manipulieren. Ein Umstand, den man bei einem Plug-and-Play-Gerät in Kauf nehmen muss.
Die große Geduldsprobe
Davon aber unabhängig beginnt nun der Teil, in dem man als User etwas hilflos und allein gelassen wird. Denn während der Synchronisation des Bitcoin– und des Lightning-Full Nodes fliegt man immer mal wieder aus dem System. Wiederholt tauchen neue irritierende Meldungen mit statischen Wartezeiten auf. Mal gibt es eine Fortschrittsanzeige, dann wieder nur allgemeine „Loading“- oder „Syncing“-Hinweise und man fragt sich, ob man womöglich etwas falsch gemacht hat? Aber außer geduldig abzuwarten, bleibt einem letztlich ohnehin keine Option.
Wer die Wartezeit nutzt, um sich im Internet nach anderen Erfahrungsberichten umzusehen, wird feststellen, dass das wohl nicht ungewöhnlich ist und man für die komplette Einrichtung des Casa Nodes einfach gleich einen ganzen Tag einplanen sollte.
Da diese aber automatisch im Hintergrund verläuft, muss man sich glücklicherweise sonst aber nicht weiter darum kümmern. Als Nutzer hätte ich mir hier aber trotzdem gewünscht, etwas besser informiert zu werden und zu erfahren, was das Gerät eigentlich gerade genau macht.
Doch ist das Jammern auf hohem Niveau. Denn im Vergleich zum eigenständigen Aufsetzen eines Nodes auf der gleichen Hardware ist ein bisschen warten auch für Laien eine durchaus machbare Aufgabe. Nach einer Nacht war mein Casa Node jedenfalls online und einsatzbereit.
Was man mit dem Casa Node machen kann
Um nun die ersten Zahlungen im Lightning-Netzwerk zu machen, müssen Kanäle zu anderen Nodes geöffnet werden. Dafür ist es notwendig den Full Node zunächst einmal mit ein paar Bitcoins auszustatten.
Diese Bitcoins können über die integrierte Bitcoin Core-Wallet ganz „klassisch“ direkt über die Blockchain empfangen und verschickt werden. Oder eben zum Öffnen eines oder mehrerer Zahlungskanäle genutzt werden.
Die „Autopilot“-Funktion übernimmt dabei einen Großteil der Arbeit, wenn man Kanäle nicht manuell erstellen und verwalten will. Binnen weniger Minuten hatte ich drei Zahlungskanäle zu sehr gut vernetzten Nodes in den USA und damit mein Tor ins Lightning-Netzwerk geöffnet.
Ab jetzt konnte ich selbst per Lightning bezahlen und als später ein paar andere Knoten ihrerseits Kanäle zu mir eröffneten, auch Bitcoins über das Netzwerk empfangen. Denn das geht bekanntlich nur, wenn die entsprechende Kapazität auf der Gegenseite vorhanden ist, die zu einem fließen kann oder man selbst bereits hinreichend viel Geld(-Kapazität) verschickt hat, dass dieses von der anderen Seite wieder zurückfließen kann. (Mehr zum Aufbau und der Funktion von Kanälen in Lightning hier)
Test: Bitcoins über Lightning empfangen und versenden
Da es bislang deutlich einfacher ist, Geld über Lightning zu verschicken (geht immerhin auch per Smartphone-App) als zu empfangen, war letzteres die Herausforderung des Praxistests.
Erfreulicherweise lief das unkompliziert und reibungslos. Beide Test-Zahlungen von meinem Tippin.me-Account auf meinen Node wurden erfolgreich binnen Sekunden durch das Netzwerk geroutet. Zu verschwindend geringen Gebühren.
Überraschenderweise gab es mit dem Bezahlen größere Probleme. Während ich meinen eigenen Tippin.me-Account problemlos erreichte, gelang es mir trotz mehrfacher, über drei Tage verteilter Versuche nicht, einen „I got Lightning working and all I got was this Sticker“ zu kaufen. Das ist insofern verwunderlich als dass beide Anbieter, Tippin.me und Blockstream, in Kalifornien ansässig sind und im Lightning-Netzwerk eigentlich gut verbunden.
Mehr Informationen wären hilfreich
Da sich aber nicht herausfinden ließ, ob der Fehler vom Casa Node oder dem ja selbst noch sehr experimentellen Lightning-Netzwerk zu verantworten ist, gehe ich hier nicht weiter darauf ein. Aber auch, weil ich es gar nicht kann.
Denn genau das ist einer der Kritikpunkte am Casa Node. Tatsächlich hätte ich mich gerne auf Ursachen- und Fehlersuche begeben. Die sehr simpel und übersichtlich gehaltene Benutzeroberfläche bietet hierfür nur leider keinerlei Möglichkeit. Wenn etwas schiefläuft, muss man das einfach akzeptieren und kann es nur weiter versuchen. Dieser aufgezwungene Fatalismus ist auf Dauer jedoch frustrierend.
So sehr ich die grafische Benutzeroberfläche des Casa Node auch zu schätzen gelernt habe. Hier hätte ich mir die Möglichkeit zum Umschalten in eine Art Expertenmodus gewünscht, der einem detailliertere Einblicke in die Abläufe unter der Haube des Casa Node ermöglicht.
Ohnehin wäre es aus Nutzersicht insgesamt interessant, mehr Daten und Statistiken des eigenen Nodes einsehen zu können. Nicht nur wie viele Kanäle man hat, sondern auch wie viele Zahlungen schon geroutet wurden. Mich würde zum Beispiel interessieren, ob einer meiner mittlerweile sieben Kanäle zwischenzeitlich schon einmal Teil der Route einer anderen Zahlung gewesen ist.
Fazit
Nichtsdestotrotz fällt mein Fazit für den Casa Node sehr positiv aus. Für technisch wenig versierte Nutzer ist er ein überraschend einfacher Weg, ein aktiver Teil des selbst ja noch hochexperimentellen Lightning-Netzwerks zu werden.
Die konsequente Fokussierung auf einfache Bedienbarkeit ist für viele Nutzer sinnvoll und gelungen, wenn man von dem verwirrenden Setup-Prozess einmal absieht. Hier lässt sich die Nutzerführung durch bessere Kommunikation noch deutlich verbessern.
Auch wäre ein optionaler Expertenmodus wünschenswert, der einen detaillierteren Einblick in den eigenen Node ermöglicht. Doch ist das etwas, was sich durch ein Update nachreichen ließe. Hier sollte man dem Casa-Team Zeit geben, mit dem Netzwerk und den Nutzerwünschen zu wachsen.
Ansonsten ist der Casa Node aber ein gelungener Plug-and-play-Full Node, der besonders für Einsteiger und technische Laien interessant ist und dessen einfache und übersichtliche Bedienung den Preis rechtfertigt.
Den Casa Node gibt es für 300 US-Dollar (plus Zoll) im Shop von Casa.
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