Zehn Jahre The Coinspondent

10 Jahre The Coinspondent!

Vor wenigen Tagen war Genesis Day. Der Tag, an dem 2009 der erste Bitcoin-Block erzeugt wurde. 15 Jahre ist das nun her. Und die jährliche Erinnerung für mich, dass damit auch dieser Blog hier wieder ein Jahr älter ist.

Der startete 2014 zwar nicht genau am Bitcoin-Geburtstags-Tag, aber zufälligerweise doch fast. Und fünf Jahre später. Also heute vor genau zehn Jahren!

Seit dem ist viel passiert.

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Symbolgif: Bitcoin 2013/2014

Ich habe mich aber dagegen entschieden, hier jetzt den großen nostalgischen Rückblick zu machen. In der Vergangenheit zu leben ist nicht so mein Ding. Wobei es sich aber schon lohnt, zwischendurch zu fragen, was eigentlich aus Bitcoin in den letzten Jahren geworden ist. Haben sich die alten Versprechungen von früher erfüllt? Was ist aus den Narrativen geworden, die damals die Szene zusammengehalten haben? Woran ist Bitcoin gescheitert? In welchen Bereichen hat es sich besser entwickelt als erwartet?

Berechtigte Fragen, die wir vielleicht in einer der kommenden Folgen im Honigdachs aufgreifen werden. Der Podcast geht 2024 ja auch schon in sein neuntes Jahr und als mir neulich jemand sagte, dass er noch einmal angefangen habe, die ersten Folgen zu hören und dass das superinteressant war, weil wir eigentlich schon damals über dieselben Sachen gesprochen hätten wie heute, nur dass der Preis damals viel niedriger war, fand ich das gleichermaßen toll wie bedenklich. Denn einerseits ist es gut, wenn man sich treu bleibt. Doch sind wir andererseits auch nicht wirklich weitergekommen?

Wie dem auch sei.

Ich schreibe hier zwar nicht mehr so oft (auch wenn ich in den letzten Jahren tatsächlich endlich das Tippen mit zehn Fingern gelernt habe. Macht das unbedingt auch, es lohnt!), bin aber weiterhin auch nicht untätig. Statt des großen Rückblicks gibt es daher heute einfach mal einen Einblick. Und zwar in das, womit ich mich derzeit beschäftige. Am Beispiel heute.

Bitcoin noch besser verstehen

Da wäre zum Beispiel Aaron van Wirdums gerade erschienenes Buch The Genesis Book. The Story of the People and Projects That Inspired Bitcoin, das ich gerade heute zu lesen begonnen habe. Aaron ist mittlerweile auch schon gut zehn Jahre als Journalist und Bitcoin Historian unterwegs und man merkt, dass all diese Erfahrung in das Buch geflossen ist. Ich bin zwar noch relativ weit vorne, aber ich kann das Buch schon jetzt empfehlen. Es ist vermutlich eines dieser Bitcoin-Bücher, die man lange im Schrank stehen haben wird.

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Liest sich vielversprechend: Aaron von Wirdums „The Genesis Book“

Davon sollte man im Übrigen nicht zu viele haben. Ein Literaturkritiker hat mal gesagt, das er nur begrenzten Platz im Regal habe und daher regelmäßig aussortieren muss. Für jedes neue Buch, das rein kommt, muss ein altes weichen. Das sei zwar nicht immer leicht, habe aber den Vorteil, dass sein Bücherregal letztlich qualitativ immer gehaltvoller wird. So wie ein guter Fond, den man einkocht.

Bitcoin-Bücher gibt es ja mittlerweile auch wie Sand am Meer. Die wenigsten nimmt man aber ein zweites Mal zur Hand. Ich habe nach dem selben Prinzip meine Bitcoin-Bibliothek über die Jahre auch immer wieder „eingekocht“. Der Bitcoin Standard ist dabei übrigens schon vor einer ganzen Weile rausgeflogen. Das war zu seiner Zeit ein wichtiges Buch. Ich halte es heute nicht mehr für hinreichend relevant. Doch das nur am Rande.

Über Bitcoin diskutieren

Denn abgesehen davon mache ich mir gerade Gedanken für ein paar Slides für das Money for Future-Festival am 21. Januar in Berlin. Ich war zugegebenermaßen erst superskeptisch über den Sinn dieser Veranstaltung. Letzten Endes habe ich mich aber vom Engagement und dem Enthusiasmus einiger lokalen Bitcoiner anstecken lassen, die dort einen Stand gemietet haben, um mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Denn – und auch das Argument finde ich stichhaltig – was bringt es eigentlich immer nur auf Bitcoin-Veranstaltungen rumzuhängen und immer nur mit Bitcoinern über Bitcoin zu reden?

Klar, das macht Spaß und netzwerken ist wichtig und man kann dort viel lernen und eine gute Zeit haben. Aber mindestens genauso wichtig ist es, auch dorthin zu gehen, wo man „normale“ Menschen trifft und mit diesen Leuten das Gespräch zu suchen. Zumindest wenn man der Meinung ist, das Bitcoin tatsächlich ein Projekt für alle Menschen sein sollte. Also mach ich mit. Über Bitcoin diskutieren, sich von kritischen Fragen herausfordern zu lassen, das mag ich ohnehin.

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Und falls ihr auch am 21. Januar in Berlin seid, kommt doch vorbei. Die Veranstalter haben sich zwar nicht getraut, Bitcoin programmatisch auf die Bühne zu heben, aber es wird einen phänomenalen Stand geben, den viele Leute mit viel Herzblut planen und betreuen werden.

Bitcoin und Demokratie

Darüber hinaus habe ich mir heute bei der Durchsicht der Vorträge vom 37C3 den von Veith Selk zum Thema Ist die Demokratie noch zu retten? Politikwissenschaftliche Demokratieforschung in der Krise angeschaut. Ihr wisst, Bitcoin und Demokratie ist mein derzeitiges langfristiges Recherchethema. Und auch wenn der Vortrag und sein Fazit allein eigentlich wenig Grund für Optimismus geben, war er für mich doch sehr aufschlussreich. Zumindest passt es sehr gut in meine derzeitige Recherche, von der ich hoffe, dass ich schnell etwas veröffentlichen kann. Allerdings muss ich ehrlicherweise sagen, dass das ein dickes Brett ist, an dem ich da gerade bohre. Vermutlich wird es daher auch einfach noch eine Weile dauern wird, bis ich fertig bin.

Ich habe aber gelernt, dass das okay ist. Und außerdem: Dafür hab ich ja noch die nächsten zehn Jahre Zeit.


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Kommentare

Eine Antwort zu „10 Jahre The Coinspondent!“

  1. Johannes

    Herzlichen Glückwunsch!

    Vielen Dank für die vielen tollen Beiträge.

    Bitcoin ist sicher nicht perfekt, wird aber Jahr für Jahr robuster und eleganter. Das zu beobachten macht viel Freude.

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