Ich war diese Woche bei meinem Steuerberater und zum ersten Mal habe ich mit ihm konkret über das Thema Steuern und Bitcoin gesprochen. Das war für uns beide eine spannende Herausforderung und um es ganz kurz zusammenzufassen: das Thema Bitcoin und Steuern ist kompliziert, ernst und anstrengend. Hier meine Erkenntnisse zusammengefasst:
Zunächst einmal gibt es kaum Fachliteratur zu dem Thema, was insofern verständlich ist, als dass sich der Gesetzgeber selbst ja bisher kaum mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Bis auf die beiden etwas konkreteren Rechtsauslegungen zur Umsatzsteuer von September 2013 und Mai 2014 und der Einstufung der BaFin von 2011, dass Bitcoin „Rechnungseinheiten“ sind, findet man nicht viel. Eine gute, allgemeine Übersicht über die derzeitige Komplexität des Steuerrechts bietet zwar auch dieser Artikel vom BitcoinBlog, aber wie das bei Steuern so ist – es kommt immer auf den Einzelfall an.
Bei mir ist bspw. die Problematik, dass ich sowohl als Privatperson, als auch beruflich mit Bitcoin zu tun habe. Die Situation privat ist nach Meinung der meisten Experten dabei verhältnismäßig „einfach“. Wenn ich meine Bitcoins ein Jahr lang behalte, muss ich die Gewinne aus möglichen Kurssteigerungen nicht versteuern und kann frei über meine Bitcoins verfügen.
Allerdings muss ich dafür nachweisen können, welchen Bitcoin ich wann wo gespeichert bzw. ausgegeben habe und das ist der komplizierte Teil, wenn das Finanzamt dabei nicht zwischen verschiedenen Wallets (Smartphone, Desktop, Paper Wallets etc.) zu unterscheiden bereit ist, sondern meinen gesamten Bitcoin-Besitz in einen Topf wirft und eine Aufstellung nach dem sogenannten First-In-First-Out-Prinzip verlangt. Dann muss ich nämlich nachweisen wann genau ich welchen Bitcoin aus welcher Wallet unter Berücksichtigung welchen Wechselkurses wohin verschickt habe. Denn nicht nur die Wallet-Transaktionen an sich sind relevant, sondern auch der jeweilige Bitcoin-Euro(!)-Wechselkurs genau zu dem Zeitpunkt jeder Transaktion. MultiBit und andere Wallets dokumentieren zwar alle Transaktionen, jedoch nicht den Wechselkurs, sondern zeigen immer den Kurs an, der aktuell beim Betrachten der Wallet gilt.
Tatsächlich wäre in diesem Zusammenhang eine BTC-Wallet-App mit einem soliden steuerkompatiblen Dokumentationstool ein echtes Killer-Feature für alle, die sich in Deutschland ernsthaft mit Bitcoin beschäftigen.
Das andere Problem bei mir ist jedoch meine journalistische Tätigkeit, für die ich teilweise auch in Bitcoin bezahlt werde. Denn die Jahresfrist für die Befreiung von der Spekulationssteuer gilt nur im privaten, nicht im gewerblichen Bereich und dort befinde ich mich, sobald ich als Freiberufler eine Rechnung schreibe und dafür Bitcoin erhalte. Egal wie lange ich diese Bitcoins aufbewahre – es fällt grundsätzlich immer eine Abgeltungssteuer an, wenn ich die Bitcoin bspw. in Euro umtauschen will. Das finde ich – gelinde gesagt – doof und daraus ergeben sich zwangsläufig etliche Aber was wäre, wenn-Fragen, auf die es bisher aber schlicht noch keine Antwort gibt.
Die Konsequenz, die mein Steuerberater und ich daher aus der Situation ziehen, ist daher diese: Privat werde ich meine Bitcoin-Fluktuation in allen Wallets selber sehr penibel dokumentieren müssen. Gewerbliche Einnahmen in Bitcoin lasse ich künftig über einen Zahlungsdienstleister laufen, der für mich das Handling mit den Bitcoins übernimmt. Auf diese Weise bekomme ich gar keine „gewerblichen“ Bitcoins, sondern den entsprechenden Wert direkt in Euro ausbezahlt. Die kann ich dann wieder in „private“ Bitcoin umwandeln, solange ich das nur gut dokumentiere.
Ja, es ist kompliziert, ja es ist anstrengend und ja, es ist ernst – zumindest für die, die den Verdacht der Geldwäsche und die damit verbundene detaillierte Steuerprüfung vermeiden wollen. Denn dann hat man bei der derzeitigen undefinierten Rechssituation ein richtiges Problem.
Falls ihr eigene Erfahrungen und Ergänzungen habt, schreibt sie in die Comments. Steuern ist tatsächlich eines der Themen, wo es allen am meisten hilft, wenn wir uns untereinander austauschen.
Update
Bei bitcointalk.org gibt es auch eine ganze Sammlung von Fragen und Antworten zum Thema Steuern. Aber auch dort ist es sehr kompliziert.
Bildnachweis: „Steuererklärung 2012“ Flickr-User Thomas Brenner (CC BY-SA 2.0)
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