Die Presseschau fasst jeden Sonntag die wichtigsten Informationen, Entwicklungen und Links aus dem Bereich Bitcoin und digitale Währungen zusammen. Diesmal für die Woche vom 8. bis 14. September 2014.
Der Bitcoin-Kurs …
… ist gegenüber letztem Sonntag stark eingebrochen. Fast ein Fünftel seines Wertes hat der Bitcoin verloren und aktuell liegen die Preise sogar unter der 400 US-Dollar-Marke (Hier geht’s zum aktualisierten Kurs-Diagramm). Deshalb diese Woche eine monothematische Wochenzusammenfassung.
Was die genauen Gründe für den Preisverfall sind und wann die Talsohle erreicht ist, darüber wird weiter gerätselt und debattiert. Verschiedene Theorien und Erklärversuche kursieren im Netz, hier mal eine Zusammenfassung in Kombination mit meiner eigenen bescheidenen Einschätzung. Die beginnt mit einer weit verbreiteten These:
Der aktuelle Kurs ist merkwürdig. Denn eigentlich gab es in letzter Zeit keine schlechten Nachrichten, die den Bitcoin-Kurs derart drücken könnten.
Das stimmt. Allerdings gab es auch andere große Entwicklungen im Mobile Payment-Markt, die nichts mit Bitcoin zu tun haben. Und selbst wenn Apple Pay ist in vielerlei Hinsicht für Bitcoin eher eine Chance als eine Bedrohung darstellt, so gibt es für Bitcoin plötzlich eine beachtliche Aufmerksamkeits-Konkurrenz. Denn neben Apple bietet auch Amazon mit dem Fire Phone mittlerweile eine profitversprechende Kombination von eigener Hardware mit implementierter digitaler Bezahloption.
Es kommt also zunehmend Bewegung in den Mobile Payment-Markt, zu dem ja auch Bitcoin (auf seine Eigenschaft als „Währung reduziert) in der allgemeinen Wahrnehmung zählt. Digitales Bezahlen wird nun massentauglich und je ausgereifter die jeweiligen Geschäftsmodelle von Apple, Facebook, Google und Amazon sind, desto sicherer und attraktiver werden für Anleger und Investoren die Renditemöglichkeiten bei den etablierten global player.
Bitcoin sucht dagegen seinen Platz und ist noch immer in einer Experimentierphase. Doch auch wenn diese auf lange Sicht vielversprechend ist, gibt es keine fancy Roadshow à la Alibaba, die Investoren umwirbt. Es gibt auch keine Geschäfts- oder Marketingstrategie, die einen vermeintlich sicheren, excelüberprüfbaren ROI verspricht. Die Zukunft von Bitcoin ist nach wie vor vage. Vor allem aber gibt es auf kurzfristige Sicht bei Bitcoin keine planbare Rendite. Schaut man auf die letzten Monate zurück, war diese sogar negativ. Schlechte Bedingungen also für Investoren und es wäre daher weder verwunderlich noch unwahrscheinlich, wenn sie ihr Geld nun abziehen und lieber anderweitig investieren.
Der so beständig sinkende Bitcoin-Kurs bringt seinerseits jedoch weitere Anleger in Bedrängnis und möglicherweise dazu, dass auch sie auszusteigen. Unter Umständen sind sie durch Sell Walls sogar dazu gezwungen. All diese Bedingungen zusammengenommen könnten nun dazu geführt haben, dass binnen kürzester Zeit eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale in Gang gesetzt wurde.
Aber trotzdem gab es doch auch in letzter Zeit viele gute Nachrichten für Bitcoin. Immer mehr Händler akzeptieren Bitcoin. Immer mehr Bitcoin-Automaten werden aufgestellt. Pay Pal spricht mittlerweile offiziell von der Bitcoin-Integration. Sollte sich das nicht positiv auf den Kurs auswirken?
Nicht unbedingt. Alle Nachrichten, auch wenn sie „gut“ sind, können einen Kurs in den Abwärtstrend schicken. „Buy the rumor, sell the news.“ lautet eine Faustformel, der zufolge man mit Gerüchten bessere Geschäfte machen kann, als mit Nachrichten. Und tatsächlich gab es lange keine spektakulären Ankündigungen und Gerüchte mehr, die die Erwartungen in Bitcoin hätten hypen können. Bitcoin ist in letzter Zeit für Spekulanten einfach langweilig und dadurch unrentabel geworden.
Ist das schlecht?
Für den Kurs und andere Anleger ja, für Bitcoin als solches überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Die Spekulation auf Gewinne durch Kurssprünge haben ja vielfach dazu geführt, dass immer mehr Bitcoins als Wertanlage aus dem Umlauf genommen wurden. Dafür ist Bitcoin jedoch nicht gemacht, sondern für den beständigen Werttransfer. Sind nämlich zu wenige Bitcoins im Umlauf, ist das problematisch, weil die auch durch Transaktionsgebühren finanzierte Mining-Rendite sinkt.
Allerdings sinkt mit dem aktuellen Kurs auch die Attraktivität seine im Wert geminderten Bitcoins auszugeben und natürlich ist es wahrscheinlich, dass auch Spekulanten wieder versuchen werden angesichts des niedrigen Kurses im Sinne von „buy low, sell high“ auf baldige Gewinne zu setzen. Dennoch könnte das derzeitige Tief das Spekulieren mit Bitcoin im Ganzen etwas unattraktiver machen. Dadurch steigen die langfristigen Chancen Bitcoin weniger als statisches Investitionsgut, denn als dynamisches Transaktionsmedium zu etablieren.
Wie wahrscheinlich ist es, dass der Kurs bald wieder steigt und was könnten mögliche Ursachen dafür sein?
Schwer zu sagen. Ich kenne niemanden, der überhaupt damit gerechnet hätte, das der Bitcoin-Kurs jemals wieder unter die 400 US-Dollar-Marke fallen würde und ohnehin gibt es selten seriöse Quellen für realistische Vorhersagen.
Interessant finde ich jedoch die Aussage von Max Keiser von Anfang August, dass Bitcoin ja ursprünglich als Alternative zum dysfunktionalen zentralisierten Finanzsystem entworfen wurde und dass es immer dann Aufmerksamkeit gewann, wenn die Finanzkrise für die Menschen am deutlichsten zu spüren war.
Folgt man diesem Argument, ist der derzeit schwache Bitcoin auch auf eine Phase wahrgenommener Stabilität der Eurokrise zurückzuführen. Oder auf die derzeitige weltpolitische Dominanz anderer Themen von Schottland, Russland und dem Ukraine-Konflikt über den IS im Irak und in Syrien bis hin zur Ebola-Epidemie in Westafrika.
Ist das das Ende von Bitcoin?
Und nun?
Versuchs mit Humor zu sehen. Auf Regen folgt Sonne.
Die nächste Presseschau erscheint kommenden Sonntag, den 28. September. Bis dahin eine schöne Woche!
Titelbild: “Zeitungsausträger” Flickr-User barmala (CC BY 2.0)
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