Dass ich am Freitag all meine Bitcoins aus meiner Smartphone-Wallet verloren habe, war definitiv meine eigene Schuld. Kein ordentliches Backup gemacht, zu lange die deutlichen Warnzeichen von permanent überforderter Technik ignoriert und eine ordentliche Portion Faulheit. Da darf man sich nicht beschweren. Kommt vor. Muss man mit rechnen. Abhaken und weitermachen.
Große Augen machte ich dann allerdings, als ich gestern zufällig in einem Unterordner eines Unterordners meines Mailprogramms auf ein Backup von eben diesen, für immer verloren geglaubten Bitcoins gestoßen bin. Wie ein Blitz durchzuckte es mich und für einen kurzen Moment erfüllte mich eine unverhoffte und grenzenlose Glückseligkeit. Sollte es das Schicksal am Ende vielleicht doch gut mit mir meinen?
Allerdings merkte ich schnell: Wenn es wirklich so etwas wie Schicksal gibt, dann ist es eines: zynisch, hinterhältig und schadenfroh.
Okay, zugegeben. Das waren gleich drei Eigenschaften, aber an der Sache ändert es nichts. Denn blöderweise bin ich auf ein verschlüsseltes Backup gestoßen, dessen Passwort ich nicht kenne bzw. gar nicht kennen kann. Das – so erinnere ich mich nun wieder – war nämlich der Grund, warum ich kein ordentliches Backup meiner Wallet machen konnte.
Jedes Mal wenn ich es versucht habe, hat Mycelium zwar ein PDF erstellt, das ich mir per Mail schicken konnte. Allerdings hat es das automatisch verschlüsselt, ohne mir den Schlüssel mitzuteilen. Denn immer, wenn ich von der Mail-Anwendung zurück zu Mycelium wollte um das zugehörige Passwort zu erfahren, ist mein Telefon abgestürzt. Ich hatte das mehrfach probiert. Jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis.
Entnervt habe ich das damals dann einfach so hingenommen und nun habe ich vor mir ein Wallet-Backup liegen, mit dem ich nichts anfangen kann. Oder zumindest noch nicht.
Denn ganz gebe ich die Hoffnung nicht auf, irgendwann vielleicht doch wieder an meine Bitcoin zu kommen. Immerhin ist die Verschlüsselung, die mir derzeit den Zugriff auf meinen Private Key verwehrt, deutlich weniger komplex als der Private Key selbst. Die Chancen das Backup-Passwort zu knacken sind also wesentlich besser als die Wallet an sich knacken zu müssen. Zumal ich nun überhaupt erst wieder den Public Key kenne, um den es mir geht.
Allerdings bleiben mir auch so immer noch 2615 mögliche Passwort-Kombinationen. Viel zu viel um mit heutiger Rechenleistung eine brute force-Attacke durchzuführen. Aber was – und dieser Gedanke stimmt mich eigentlich ganz fröhlich – wenn es in Zukunft einmal technisch möglich sein wird, mit überschaubarem Zeit- und Kosten-Aufwand solch eine Rechenpower aufzubringen. Quantencomputer und so. Wer weiß, welche Technologie wir in 20 Jahren nutzen? Und wie viel meine 0,18 Bitcoin (derzeit gut 50 Euro) dann Wert sein werden? Warum sollte es nicht irgendwann möglich sein diesen Backup-Schlüssel mit Gewinn zu knacken?
Auch wenn ich also gerade keine Chance habe an sie heran zu kommen, verloren sind meine Bitcoin deshalb nicht. Vielmehr befinden sie sich zur Zeit in einer Art Krypto-Kryostase. Sie sind eingefroren. Und noch fehlt mir einfach nur die Technik sie wieder „aufzutauen“.
Trotzdem mag ich den Gedanken. Hal Finney hat sich ja auch gerade erst einfrieren lassen und bei Han Solo ist am Ende auch alles gut gegangen. Warum sollte das dann nicht auch mit meinen Bitcoins klappen? Cold Storage war gestern. Cryo Storage ist die Zukunft!
Und nun hängt sie da. Die sicherste Wallet aller Zeiten. Als Warnung und Mahnung gegen fahrlässige Backup-Ignoranz. Vielleicht aber auch als sichere Altersvorsorge. Denn geschützt sind diese Bitcoins nun nicht nur vor Hackern, sondern auch vor mir. Selbst wenn ich sie in meinem jugendlichen Übermut auf den Kopf hauen wöllte, ich kann es einfach nicht.
Zumindest noch nicht.
PS: Vielen Dank an alle, die versucht haben mir bei der Wiederbeschaffung meiner Coins zu helfen oder Tipps gegeben haben wie ich künftig besser darauf aufpasse. Sobald ich die Crypto-Coins aufgetaut habe, die jetzt bei mir an der Wand hängen, schmeiß ich ’ne Party und lade euch alle ein. Ich werde dann nämlich sehr reich sein.
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