Vorgestern am späteren Nachmittag war es dann endlich so weit. Bitcoin und Bitcoin Cash haben sich voneinander gelöst und gehen seit Block 478559 nun fortan getrennte Wege.
In der Community wurde dieser Moment mit großer Spannung erwartet. Ich hatte bspw. diesen Experten-Livestream des World Crypto Networks laufen, der nicht nur amüsant und unterhaltsam war, sondern bei dem man auch im Nachhinein noch einiges über die Details dieses Events und die Grundlagen von Bitcoin und Bitcoin Cash lernen kann.
Warten auf den ersten Block
Letztendlich war der Nachmittag dann aber dennoch zäher und ernüchternder als von vielen gehofft. Denn mit dem schnellen Reichtum wurde es erst einmal nichts. Nicht, weil die Kurse eingebrochen wären – immerhin zeigte sich der Kurs von Bitcoin, abgesehen von einer kleinen Spitze in Richtung 3000 US-Dollar, seit Dienstag nahezu unbeeindruckt von der Fork und auch Bitcoin Cash rauschte nicht sofort in den Keller, sondern hat sich mit einer Marktkapitalisierung von gut 7 Milliarden US-Dollar auf Anhieb auf Platz 3 der größten Kryptowährungen gesetzt.
Never trust the marketcap
Wobei man diesen Wert mit großer Vorsicht betrachten muss. Denn es wurden nicht mal ebenso 7 Milliarden US-Dollar aus der hohlen Hand gezaubert und verteilt – schön wär’s. Die Bitcoin Cashcoins(?) ließen sich nach der Fork zwar wie angekündigt auf bestimmten Börsen handeln und dementsprechend konnte aus Angebot und Nachfrage ein Preis gebildet werden. Allerdings können Bitcoin Cashs(?) bzw. die aus dem Verkauf selbiger gezogenen Gewinne die Börsen derzeit nicht verlassen.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, denn während Börsen wie ViaBTC am Handel mit Bitcoin Cash auf ihrer Plattform bereits Geld verdienen, gehen die Nutzer bislang faktisch leer aus.
Dementsprechend kritisch sind auch die Kommentare.
Bitcoin Cash-Netzwerk muss sich erst organisieren
Wobei das durchaus auch technische Gründe hat. Denn da die Bitcoin Cash-Blockchain über bedeutend weniger Rechenpower verfügt als die originale Bitcoin-Blockchain, jedoch bei den gleichen, hohen Schwierigkeitsparametern gestartet ist, braucht das Cash-Netzwerk nun erst einmal sehr viel länger, um überhaupt neue Blöcke zu finden und damit Transaktionen und Bestätigungen zu ermöglichen. Das bedeutet eine Bestätigung braucht hier nicht mehr nur ca. zehn Minuten (wie bei Bitcoin), sondern mitunter Stunden. Aus diesem Grund hat die Bitcoin Cash-Blockchain seit Dienstag auch rund 250 Blöcke weniger erzeugt als die Bitcoin Blockchain.
Der Handel hat noch gar nicht richtig begonnen
Das wiederum bedeutet auch, dass all diejenigen, die Ihre Bitcoins Cash(?) erst noch zu einer Börse schicken müssen, um sie dort zu verkaufen, noch eine ganze Weile warten müssen. Nämlich bis das Bitcoin Cash-Netzwerk sich auf die verfügbare Rechenleistung eingestellt hat, damit auch hier die Blöcke wieder regelmäßig in etwa alle zehn Minuten gefunden werden. Erst wenn das der Fall ist und die Börsen auch ihre Einzahlungs- und Auszahlungsbeschränkungen aufgehoben haben, wird sich der wahre Preis von Bitcoin Cash zeigen können. Ich rechne im Übrigen damit, dass das Angebot an Bitcoin Cashews(?) die Nachfrage dann zumindest kurzfristig deutlich übersteigen und der Preis daher noch signifikant sinken wird.
Aber wie in Kryptoland üblich: Es kann auch alles kommen und wir werden uns noch gedulden müssen, bis wir wissen, ob und inwieweit Bitcoin Cash tatsächlich überlebensfähig ist und wie bedeutend die Fork am Dienstag letztlich war. Denn das wird sich nur retrospektiv bewerten lassen.
Nicht nur in der Bitcoin-Filterbubble relevant
Ungeachtet dessen war es trotzdem bemerkenswert, zu sehen, dass das Ereignis Bitcoin-Fork keineswegs nur in der Kryptoszene auf beachtliches Interesse gestoßen ist. Vor zwei Jahren habe ich noch acht(!) Monate auf den Deutschlandfunk-Redakteur des dortigen Computer-Magazins einreden müssen, um das Thema „Blockchain“ dort überhaupt mal ganz kurz auf die Agenda zu setzen.
Diese Woche kam dagegen direkt eine Anfrage von Zeit Online, ob man meinen Blogbeitrag vom Freitag, um ein paar weitere Erklärungen erweitert, auch für das eigene Publikum verwenden dürfe. Der entstandene Artikel ist dabei durchaus gelungen und zeigt erfreulicherweise, wie groß und breit das öffentliche Interesse an dem Thema mittlerweile ist. Zumal der Artikel von der Zielgruppe dankbar angenommen wurde.
Bleiben abschließend nur noch ein paar Fragen zu klären:
Wie kann ich denn nun endlich meine Bcashs(?) veräußern?
Dafür empfehle ich folgenden Artikel aus dem Bitcoin Magazine: A Beginner’s Guide to Claiming Your “Bitcoin Cash” (and Selling It)
Wo bekomme ich mehr Infos über Bitcoin Cash?
- Bitcoin.com hat im Newsbereich eine ganze Artikelreihe zu Bitcoin Cash
- Bei cash.coin.dance gibt es ein paar Statistiken
- blockchair.com bietet einen Blockexplorer für Bitcoin Cash
Wer ist Shuya Yang?
Diese Frage für sorgt derzeit für Verwunderung, denn im ersten Block (478559) der Bitcoin Cash-Blockchain ist die Botschaft „Welcome to the world, Shuya Yang!“ versteckt.
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