Zur Zeit wird alles gekauft, was nur in irgendeiner Weise irgendwas mit „Krypto“ zu tun hat. Selbst ein Projekt wie Dogecoin, um das es in den letzten Jahren wirklich recht still geworden ist, hat (neben aktuell 35(!) anderen „Kryptowährungen“) mittlerweile eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde US-Dollar erreicht. Alle Kryptowährungen zusammengenommen sind aktuell sogar mehr als eine dreiviertel Billion US-Dollar wert.
Das sind Zahlen in Größenordnungen, die der menschliche Geist eigentlich nicht mehr verorten kann. Dennoch muss man aber kein Genie sein, um hier eine rasant wachsende giergetriebene Blase zu erkennen.
https://twitter.com/ferdousbhai/status/949769447031689216
HYPERSHITCOINISATION!!!
Vor allem, weil der Run auf „Krypto“-Projekte sich eben gar nicht so sehr auf die bekanntesten, bewährtesten und technisch vielversprechendsten Projekte konzentriert, sondern auf alles, was schnelle Profite verspricht.
Irgendwelche Shitcoins ohne Alleinstellungsmerkmal, ohne Community, ohne Developer, ohne anständige Review des Codes und letztlich auch vollkommen ohne Realwelt-Nutzen. Auch skurille Tokens irgendwelcher dubiosen ICOs haben plötzlich Milliardenwert, obwohl weder funktionierender Code existiert, geschweige denn die intellektuelle Grundlage dafür. Dafür aber Marketingbudget.
Unter den fünf Krypto-Projekten, mit den größten Kursgewinnen 2017 sind daher wenig überraschend weder Bitcoin noch Ethereum. Auf Nummer eins steht dort vielmehr Ripple, also ein Krypto-Konzept, das man eigentlich nicht einmal mit zwei zugedrückten Augen als „Währung“ bezeichnen könnte, das in keinster Weise dezentral ist (der kleinste gemeinsame Nenner von Kryptowährungen), dessen Token überflüssig sind und das in der Realität offensichtlich auch niemand so richtig benutzt oder zu benutzen plant.
Ripple, oder wie es scherzhaft schon genannt wird: der Fidget Spinner unter den Kryptowährungen.
Gier macht blind, Erfahrung macht klug
Wie also nun umgehen mit dieser Situation der Hypershitcoinization? Das ist tatsächlich eine der derzeit meist gestellten Fragen im Kryptoökosystem. Denn dass die Shitcoin-Blase irgendwann platzen wird, scheint unausweichlich. Doch wann und wie verheerend werden die Folgen sein? Wie viele Menschen werden ihr naiv investiertes Geld verlieren und gibt es eine Möglichkeit, sie jetzt noch davor zu bewahren?
Andreas Antonopoulos meinte auf diese Frage vor einiger Zeit sinngemäß, dass es keine Möglichkeit gebe. Jeder müsse alleine lernen, auf sein Geld aufzupassen und damit vernünftig umzugehen. Und bei Bitcoin und Co. zum derzeitigen Stand ist dieser Lernprozess eben in der Regel der, auf die harte Tour: Man verliert sein Geld.
Doch diese persönliche Erfahrung sei eben auch enorm wichtig. Denn wenn man die Leute von vornherein warnen und belehren würde, würden sie einem ohnehin nicht glauben (siehe die Banker, die ja schon seit Jahren erfolglos vor Bitcoin warnen) und man würde sie zudem auch noch künstlich dumm halten. Denn der nächste Krypto-Scam kommt bestimmt. Dann vielleicht nicht in Form eines Shitcoins, nutzlosen ICO-Tokens oder Krypto-Fidget-Spinner, aber er kommt.
Denkt an die Deadcoins!
Ich stimme dem größtenteils zu, sehe die Sache aber nicht ganz so fatalistisch. Denn man sollte durchaus den Versuch unternehmen, Leute aufzuklären, bevor sie investieren. Eine Seite, die in diesem Zusammenhang ganz hilfreich sein kann, ist deadcoins.com. Diese Listet nämlich tote Coins auf, also solche Kryptoprojekte, die schon gescheitert oder als Betrug aufgeflogen sind oder deren Parodie-Halbwertszeit schon lange überschritten ist und die es nicht wie Dogecoin geschafft haben, zu einem festen Bestandteil und Projekt mit zeitgeschichtlichem Status in der Krypto-Kultur zu werden.
Dort findet man dann vielleicht den ein oder anderen Denkanstoß, inwieweit all diese gehypeten Shitcoins mit ihren fancy Namen eine Investition wirklich wert sind. Immerhin gibt es schon allein mit dem Anfangsbuchstaben „A“ mehr als 30 Deadcoins, Wobei ja niemand sagen kann, dass das tatsächlich schon alle sind. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher.
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