Ich habe neulich den Newsletter von Pantera Capital gelesen, in dem die Verantwortlichen über ihre Bitcoin-Preisvorhersage von 5000 US-Dollar sprechen. Eine Vorhersage, die sie jedoch nicht jetzt, sondern bereits vor fünf Jahren gemacht haben, im Sommer 2013, als der Bitcoin noch bei rund 100 US-Dollar stand und ich noch nicht einmal angefangen hatte, mich überhaupt mit Bitcoin auseinanderzusetzen.
Nun gibt es ja jede Menge mutiger Aussagen irgendwelcher Leute rund um die künftige Entwicklung des Bitcoin-Preises und im Nachhinein ist es natürlich immer leicht, zu behaupten, man hätte es schon immer gewusst. Zumal man ja auch einfach mehrere unterschiedliche Behauptungen aufstellen kann und dann rückwirkend einfach selektiv auf die verweist, die tatsächlich eingetreten ist.
Eine Taktik, die nicht nur bei „erfolgreichen“ Crypto-Influenzern auf Twitter beliebt ist, sondern derer sich in gewisser Weise auch Satoshi Nakamoto selbst bedient hat (ohne told you so!, aber zumindest bei der Breite seiner Prognose).
„I’m sure that in 20 years there will either be very large transaction volume or no volume.“ – Satoshi Nakamoto
Lässt sich der Kurs realistisch vorhersagen?
Nun ist die Retrospektive das eine. Wesentlich interessanter ist es doch aber, erneut in die Zukunft zu schauen. Und hier stellt sich nicht nur die Frage, welchen Preis die, die 2013 den Bitcoin einst bei 5000 US-Dollar gesehen haben, heute über dessen künftige Entwicklung sagen, als vielmehr, wie sie eigentlich darauf kommen? Immerhin halten Dan Pantera und Mitstreiter Ende 2018 einen Bitcoin-Preis von 21.000 US-Dollar und Ende 2019 sogar 67.500 US-Dollar für realistisch.
Angesichts der Kurstalfahrt von rund 20.000 US-Dollar Ende vergangenen Jahres auf gut 8000 US-Dollar derzeit wieder durchaus mutige und erstaunlich konkrete Prognosen.
Logaritmische Darstellung vs. Lineare Darstellung
Pantera Capital greift diese Zahlen jedenfalls nicht gänzlich aus der Luft, sondern begründet sie mit der Vergangenheit. Entwickelt sich der Preis von Bitcoin nämlich unterm Strich weiter, wie er es in den vergangenen acht Jahren tat, dann stünde er eben zu genannten Zeiten bei den genanten Preisen.
Um diese Entwicklung jedoch erkennen und nachvollziehen zu können, ist die allgemein am häufigsten verwendete lineare Darstellung des Bitcoin-Kurses nicht geeignet. Mit dieser lässt sich nämlich das bisher exponentielle Wachstum von Bitcoin nicht abbilden.
Genau das ist aber mit der logarithmischen Darstellung möglich, bei der die Skala eben nicht linear ist, sondern exponentiell ansteigt. Nach der 10 kommen daher nicht die 20, 30, 40 usw., sondern 100, 1000, 10.000.
Exponentielle Linearität
Der Vorteil dieser Darstellung liegt nun darin, dass die Preisentwicklung zwischen 1 US-Dollar und 10 US-Dollar ebenso sichtbar und gewichtbar wird wie die zwischen 1000 US-Dollar und 10.000 US-Dollar.
In der linearen Darstellung hingegen verschwindet nahezu die komplette Preisentwicklung vor 2013 (also unterhalb von 200 US-Dollar) unter ferner liefen. Doch hat sich natürlich auch damals schon der Wert von Bitcoin mehrfach verzehnfacht.
Das wird in der logarithmischen Darstellung wiederum gut sichtbar, die zeigt, wie linear die exponentielle Preisentwicklung von Bitcoin in den vergangenen sieben Jahren verlaufen ist. Zwar gibt es auch hier Kursschwankungen nach oben oder unten. Im Schnitt verlief das Wachstum um den Faktor 10 jedoch relativ beständig und wurde in sieben Jahren sechs Mal absolviert:
- 2010: 0,1 USD
- 2011: 1 USD
- 2011: 10 USD
- 2013: 100 USD
- 2013: 1000 USD
- 2017: 10.000 USD
Die Zahlen bleiben gleich, das Bild ist jedoch ein ganz anderes
Interessant ist nun, wie allein die unterschiedliche Darstellung derselben Daten die Entwicklung des Bitcoin-Kurses in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Als Hype und Blase in der linearen Skalierung. Als stabiles und beständiges Wachstum in der logarithmischen Darstellung.
Eben letztere hat nun auch Pantera Capital als Grundlage für ihre Zukunftsprognose genommen, die aber – auch das ist noch einmal wichtig an dieser Stelle zu betonen – natürlich nicht zwingend stimmen muss.
Niemand konnte 2013 vorsagen, dass Bitcoin mal 5000 US-Dollar erreichen würde. Die fünf Jahre dahin wurden schließlich von unzähligen Variablen beeinflusst – allein die gesamte Blocksize-Debatte, der Fee-Market, SegWit, Lightning, Mining-Zentralisierung, Regulierungs-Gerüchte oder -Vorhaben aus China, den USA, mögliche ETFs, sämtliche BIPs, das Aufkommen von Ethereum, all den Altcoins und Bitcoin-Klonen und und und.
Niemand weiß, wo Bitcoin einmal landen wird
Auch heute gibt es noch 1001 Möglichkeiten, an denen Bitcoin früher oder später scheitern könnte. Doch falls es das nicht tut, könnte sich der Wertzuwachs unterm Strich auch weiterhin so entwickeln wie bisher. Denn auch wenn es kaum konkreten Zahlen gibt, deutet doch vieles darauf hin, dass das Wachstum von Bitcoin nicht nur im Hinblick auf den Preis, sondern auch auf viele andere Faktoren nicht linear verläuft, sondern exponentiell.
Doch muss man sich selbst dann klar machen, dass auch exponentielles Wachstum in der Praxis nicht unbegrenzt weitergehen kann, sondern früher oder später ihr Ende nehmen wird. Wann und wo das bei Bitcoin der Fall sein wird, kann heute jedoch keiner wissen.
Sicher ist nur: Wir werden in den nächsten Jahren noch viele mutige Statements in die eine oder andere Richtung hören.
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