Machankura ist eines dieser afrikanischen Bitcoin-Projekte, von denen die meisten von uns hier im gutsituierten Westeuropa höchstwahrscheinlich noch nie gehört haben. Warum auch? Wir haben moderne Smartphones, wenn der Wind und die Sterne gut stehen überall an vielen Orten mobiles Internet und im App-Store unserer Wahl eine riesige Auswahl an Bitcoin- und Lightning-Wallets. (Einen aktuellen Überblick, welche vor allem hinsichtlich Privatsphäre zu empfehlen sind, haben wir Anfang des Jahres im Honigdachs #80 – Wallets und Privatsphäre besprochen.)
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In großen Teilen Afrikas ist das aber nicht so. Handys, die nicht internetfähig sind, oft kein mobiles Netz und dementsprechend auch keinen App-Store. Trotzdem wollen die Leute Bitcoin bzw. das Lightning-Netzwerk nutzen und hier kommt eben jenes Machankura-Projekt ins Spiel, das eine Lightning-Wallet anbietet, die sich durch ein sogenanntes Unstructured Supplementary Service Data (USSD)-Interface bedienen lässt.
Bitcoin-Wallet mit Telefontasten steuern
Wer schon einmal ein Prepaid-Handy hatte, kennt das Prinzip oft aus eigener Erfahrung. Über sogenannte quick codes lässt sich damit zum Beispiel das aktuelle Guthaben abfragen. Statt einer SMS oder eines Anrufs tippt man dafür einen meist mit dem Sternchen (*) oder Hashtag (#) beginnenden Zahlencode ein, „ruft an“ und bekommt dann eine entsprechende Service-Benachrichtigung direkt vom Netzbetreiber auf das Display.
Genau diese ganz einfache Daten-Austausch-Technologie kommt nun bei Machankura ins Spiel um eine Lightning-Wallet zu bedienen, wie das folgende Video zeigt. Damit kann man auch ohne Internetverbindung Bitcoins via Lightning empfangen oder verschicken.
Bisher ist das Projekt noch jung und hat wohl auch erst Nutzerzahlen im niedrigen bis mittleren vierstelligen Bereich. Dafür ist es laut eigener Website aber bereits in Ghana, Kenia, Malawi, Namibia, Nigeria, Südafrika und Sambia verfügbar und steht damit potentiell mehr als 350 Millionen Menschen offen.
Die Offline-Wallet kommt (noch) mit Tradeoffs
Doch gibt es auch noch einige Baustellen. Denn der Offline-Zugang zum globalen Lightning-Zahlungsnetzwerk kommt nicht ohne Tradeoffs. So ist die Wallet custodial und als Nutzer muss man sein digitales Geld damit einem Serviceanbieter anvertrauen. Zensurresistenz ist dadurch ebenfalls nicht gegeben. Vor allem, da man infrastrukturtechnisch von den Netzbetreibern abhängig ist, die die Nachrichten zum Machankura-Server weiterleiten müssen. Zudem können via USSD wohl auch keine verschlüsselten Nachrichten versendet werden, was die Sicherheit der Zahlungen ebenfalls negativ beeinträchtigt.
Aus der theoretischen Hardcore-Bitcoin-Maximalisten-Sicht sind das natürlich alles red flags, die man wo möglich immer vermeiden sollte, weil sie viele der Vorteile von Bitcoin unterminieren. Wenn diese Lösung allerdings die einzige Möglichkeit ist, an einem globalen Geldsystem teilzuhaben, dann sind diese Kompromisse es womöglich wert. Zumindest Vorrübergehend.
Ein Schritt nach dem anderen
Denn natürlich ist man sich all dieser Herausforderungen bewusst und sucht nach Lösungen das Konzept weiter zu verbessern. Dafür braucht es aber natürlich noch Zeit.
Als Proof of Concept (Because we can!) ist Machankura aber schon jetzt ein Erfolg und ein schönes Beispiel, dass es sich lohnt, immer wieder auch einmal über den Tellerrand zu schauen, was andere Menschen in anderen Teilen der Welt mit Bitcoin so bauen.
Noch mehr Infos zu dem Projekt gibt es in diesem Forbes-Artikel (danke für den Tipp, nibor!) und auch bei der Adopting Bitcoin-Konferenz im vergangenen Jahr wurde das Projekt vorgestellt.
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