Dogecoin Moon vryptocurrency

Podcast #5 | Dogecoin – The Internet Currency

Jede Woche berichte ich auf detektor.fm in der Serie Digitales Bezahlen über die neuesten Entwicklungen aus der Welt von Bitcoin und anderer Themen rund um die Welt des digitalen Bezahlens.

Aus aktuellem Anlass habe ich gestern Abend über Dogecoin gesprochen. Denn die spaßige Internetwährung mit dem drolligen Hund feiert am Samstag ihr Einjähriges. Aus heutiger Sicht wenig überraschend, vor zwölf Monaten hätten wohl aber die wenigsten ernsthaft damit gerechnet.

Nachhören kann man das Audio hier, das bevor es um Dogecoin geht auch noch zwei aktuelle Themen aus der Bitcoin-Presseschau aufgreift.

[powerpress]

Wer nicht hören kann oder will – nach dem Klick habe ich das Transskript der gestrigen Sendung lesefreundlich aufgearbeitet. Die beiden aktuellen Themen vorneweg sind allerdings nicht dabei. Die kann man ja bereits nachlesen.

Kommen wir nun zum Thema des heutigen Tages. Du hast mir gesagt es geht um Hunde, Autorennen, jamaikanische Bobfahrer und um ein bemerkenswertes Jubiläum. Wie passt das in unsere Serie „Digitales Bezahlen“?

Weil wir über Dogecoin sprechen, eine Alternative zu Bitcoin, die eigentlich als Spaßwährung gestartet ist und in gewisser Weise eine Parodie auf Bitcoin sein sollte, letztendlich aber so erfolgreich ist, dass sie am kommenden Samstag ihren ersten Geburtstag feiert. Und damit hätte vor einem Jahr niemand wirklich gerechnet.

Was ist Dogecoin denn genau?

Dogecoin ist ein sogenanter Altcoin – das steht für „alternativer Bitcoin“. Altcoins sind möglich weil der Quellcode von Bitcoin ja offen ist und jeder kann ihn nehmen und abwandeln und quasi seinen eigenen Coin erschaffen. Das hat letztes Jahr im Advent auch der Jackson Palmer gemacht. Er hat den Code genommen, ein paar Faktoren verändert und sich – weil er sich einen Spaß erlauben wollte – das Internetmeme Doge als Maskottchen ausgesucht.

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Was ist „Doge“?

Doge ist ein japanischer Hund – ein Shiba, so heißt die Rasse. Und        2010 sind im Internet Bilder von so einem Shiba aufgetaucht, der – mit einer Art nachdenklichem Gesichtsausdruck in die Kamera schaut. Und daraufhin wurde angefangen diesem Hund dann mehr oder weniger philosophische Gedanken in den Mund zu legen, die alle eines gemeinsam hatten. Sie basierten auf einer einfachen, aber falschen Grammatik und wurden immer in Comic Sans geschrieben. Gerne auch in bunten Farben. Und wie Internet-Memes so sind, hat sich das plötzlich ganz enorm verbreitet und Ende 2013 hat dann eben Jackson Palmer dieses Doge-Meme genommen, den Hund als Logo für seine digitale Münze gesetzt und Dogecoin veröffentlicht.

Also hat er den Erfolg von Dogecoin quasi bewusst kalkuliert, weil er auf ein bereits erfolgreiches Meme zurückgegriffen hat?

Das würde ich so nicht sagen. Den Erfolg von digitalen Währungen zu kalkulieren ist nahezu unmöglich und Altcoins – die auf irgendwelchen Internet-Hypes basieren, gibt es wie Sand am Meer. Es gab zum Beispiel auch schon den Chuck Norris Coin und den Coinye West. Beide waren schon nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Dogecoin hingegen hat bei vielen in der Community einen Nerv getroffen.

Und der wäre?

Das habe ich Christian Rotzoll gefragt. Er ist als Software-Entwickler mit Bitcoin in Berührung gekommen und hat vor ein paar Wochen in Berlin die erste europäische Dogecoin-Konferenz auf die Beine gestellt:

Christian Rotzoll „Mein zündendes Erlebnis war, als ich so richtig angefangen habe zu programmieren. Da habe ich gemerkt, dass man mit den Developern untereinander allein über die Memes einfach ein Kommunikationsdings hat, das die Internetkultur viel mehr noch widerspiegelt als Bitcoin. Bitcoin hat man halt und Bitcoin ist sehr ernst und viele Leute betrachten das aus der Finanzwelt. Was mir als Entwickler aber so ein bisschen gefehlt hat, war so dieses Internetfeeling. Diese Memes und das Community-Feeling.“

Christian Rotzoll, Dogecoin
Christian Rotzoll programmiert Dogecoin-Apps

Und das hat er dann in Dogecoin gefunden. Aber für den Erfolg macht er nicht nur das Doge-Meme verantwortlich, sondern auch, dass Dogecoin Menschen zusammenführt, die etwas bewegen wollen:

Christian Rotzoll „Ich glaube der Spaß steht an erster Stelle. Man will seinen Spaß haben, witzige, teilweise absurde Dinge machen, aber ich glaube im Endeffekt ist dann immer auch so ein unterschwelliges ‚Ja, aber wenn wir dann schon was Verrücktes machen, dann auch für ’ne gute Sache!‘ Und das merkt man bei Dogecoin schon ziemlich stark.“

Christian Rotzoll nennt das den weltverbesserischen Kern von Dogecoin und das ist seiner Meinung nach ein ganz wichtiges Element. Dogecoin an sich wirkt für Außenstehende oft erst einmal irritierend, konfus, chaotisch und wirr. Aber auf den zweiten Blick ist das einfach eine ganz unkonventionelle, sehr internettypische Herangehensweise, die mehr Tiefgang hat, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Und wie genau zeigt sich dieses „weltverbesserische Ding“? Was muss man sich darunter vorstellen?

Dogecoin ist bei allem Spaß um das Meme trotzdem eine Form von digitalem Geld. Und es gibt kein anderes digitales Geld, keinen anderen Altcoin, der so eng mit einem Charity-Gedanken verbunden ist. Das unterscheide Dogecoin auch vom größeren, aber eben auch viel ernsteren Bitcoin:

Christian Rotzoll „Ne Zeitlang hat man das sehr stark erlebt, wenn bei Bitcoin der Preis runtergeht, dann werden manche Leute relativ schnell: (spricht mürrisch) ‚Ja, und das und das, das liegt dann daran!‘ Da wird dann ganz viel schnell gemeckert, sehr viel kritisiert und so weiter. Da herrscht dann ein sehr harsches und hartes Klima. Das ist auch durchaus berechtigt, weil es teilweise um viel Geld geht. Bei Dogecoin ist das anders. Wenn da irgendwo mal ein Fehler passiert, dann sind die Leute so ‚Hey, komm. Sei nicht traurig. So, hier haste auch nochmal zehn Dogecoin, damit du einfach nicht traurig bist‘.“

Genau das ist der Charity-Gedanke, der zum Beispiel bei Bitcoin nicht so sehr zu spüren sei. Und mit der Dogecoin-Einstellung Gutes tun zu wollen, hat die Community mittlerweile ja auch schon ein paar sehr spektakuläre Spendenaktionen auf die Beine stellt.

Zum Beispiel?

Erinnerst du dich an die Olympischen Winterspiele dieses Jahr in Sotschi?

Ja.

Dieses Jahr gab es ja seit langem Mal wieder die skurrile Situation, dass ein jamaikanisches Bob-Team an den Start gegangen ist. Jamaika ist ja nicht gerade berühmt für seine Wintersportregionen, aber vor einigen Jahren gab es diesen Film „Cool Runnings“. Eine wahre Geschichte über das erste jamaikanische Bob-Team bei Olympia.

Dieses Jahr nun wollte die Jamaikaner wieder gerne bei Olympia mitmachen, ihnen fehlte aber das Geld. Und an der Stelle ist die Dogecoin-Community aktiv geworden, hat gesagt „Wie wäre es, wenn wir alle zusammenlegen und ‚Cool Runnings 2‘ Wirklichkeit werden lassen?“. Und binnen kürzester Zeit waren dann tatsächlich Dogecoins im Wert von mehr als 26.000 US-Dollar zusammengetragen und der Jamaika-Bob ist dann in Russland gestartet.

Im Fernsehen haben sie damals übrigens nur von einer „Internet-Crowdfundingaktion“ gesprochen. Wahrscheinlich weil im ZDF-Sportressort niemand etwas mit Dogecoin anfangen konnte.

Eine andere spektakuläre Dogecoin-Aktion war übrigens das Sponsoring eines NASCAR-Rennautos.

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Warum braucht man denn überhaupt eine eigene Währung wie Dogecoin? Könnte man das nicht auch einfach alles mit Bitcoin machen?

Theoretisch ja, aber in der Praxis wird das schwer. Christian Rotzoll hat es ja bereits gesagt. Bitcoin ist eher ernst – Dogecoin verfolgt dagegen einen spaßig-spielerischen Ansatz. Und der beruht auf einem wichtigen Unterschied im Design der beiden digitalen Währungen: Der Anzahl der verfügbaren Münzen.

Bei Bitcoin gibt es ja eine begrenzte Menge von maximal 21 Millionen Bitcoins. Weil das so ist, sind Bitcoins grundsätzlich selten und wertvoll. Deswegen kostet ein Bitcoin derzeit auch um die 300 Euro. Bei Dogecoin gibt es keine maximale Anzahl an Einheiten. Das bedeutet, dass ein Dogecoin sehr viel weniger Wert ist. Derzeit nämlich nur den Bruchteil eines Cents. Das mag auf den ersten Blick banal wirken, ist aber ein ganz entscheidender Unterschied und ein psychologischer Faktor, wie mir Christian Rotzoll erklärt hat:

Christian Rotzoll: „Auf Reddit erlebt man, dass Leute einfach mal zehn Dogecoin an jemanden senden und der freut sich einen Ast, weil er einfach was bekommen hat und sieht, dass das funktioniert und dass ihn da jemand gewürdigt hat. Würde jemand 0.0001 Bitcoin senden, dann denkst du dir halt so: ‚Ja na, nett, aber das ist ja nicht mal ein Pfennig oder so. Das ist, glaub ich, da so ein bisschen der Unterschied. Dogecoin fühlt sich bei Microtransactions einfach viel natürlicher. Bei Bitcoin ist es ein bisschen mehr die Perspektive Werterhaltung und es gibt das Problem des Hordings, also dass die Leute eher auf ihren Bitcoins sitzen als sie auszugeben. Bei Dogecoin ist es wirklich mehr das „Let’s spend it! So much coin!“ Ich glaube deswegen liegen die Chancen für Micropayment bei Dogecoin durchaus erstmal stärker verankert.“

Und Mikropayment ist bekanntlich eines der größten Themen, die uns in den kommenden Jahren noch beschäftigen werden. Crowdfunding zeigt ja schon seit einigen Jahren, was möglich ist, wenn viele zusammenlegen. Dogecoin geht da noch ein Stück weiter und beweist wie man nun selbst mit minimalen Beträgen große Projekte auf die Beine stellen kann.

Friedemann Brenneis, unser Experte für das digitale Bezahlen, hat mit Christian Rotzoll gesprochen und uns die ungewöhnliche, aber sehr beeindruckende Welt der Bitcoin-Alternative Dogecoin vorgestellt. Vielen Dank, Friedemann, und bis zur nächsten Woche.

            Gerne!

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