Vor einiger Zeit ist der Dokumentarfilm Bitcoin. The End Of Money As We Know It erschienen und als ich mir den Film vor ein paar Tagen angeschaut habe, war ich ziemlich geflasht von der Intensität der Bilder und dem inhaltlichen Tiefgang. Daher habe ich den Regisseur Torsten Hoffmann direkt angeschrieben um ihm ein paar Fragen zu stellen, denn soviel steht fest: In diesen 60 Minuten stecken enorm viel Fleiß und Leidenschaft und das macht den Film zu einem echten Erlebnis.
Wie bist du dazu gekommen einen Film über Bitcoin zu machen?
Auf der einen Seite bin ich Unternehmer und habe dabei viel mit neuer Technologie zu tun. Zudem bin ich seit über zehn Jahren im TV-Geschäft tätig und komme immer wieder mit Dokumentarfilmen in Kontakt. Auf der anderen Seite habe ich in meinem MBA-Studium 2009 eine Arbeit über alternative, lokale Währungen geschrieben und bin seither interessiert an dem Thema. Als dann Bitcoin aufkam, war für mich klar, dass dies das perfekte Thema ist, um meinen ersten eigenen Film zu drehen.
Aber Bitcoin ist ein enorm großes Thema mit vielen verschiedenen Aspekten und Facetten. Wie hast du deinen Blickwinkel darauf gefunden, der sich in 60 Minuten erklären lässt?
Es war von Anfang an mein Ziel eine Doku zu machen über Bitcoin als Technologie und umstrittene Internetwährung, die eigentlich fast niemand versteht. Dann ist mir aber schnell aufgefallen, dass das ohne einen tieferen Hintergrund und einen historischen Kontext gar nicht möglich ist. Erst wenn man versteht, wie Papiergeld überhaupt entstanden ist, oder wie Könige mit der Münzprägung oder Regierungen mit Zentralbanken die Geldmenge zu ihren Gunsten manipulieren und Inflation erzeugen, erst dann versteht man, warum Bitcoin vielleicht doch gar keine so verrückte Idee ist. Es ist erschreckend wie wenig wir eigentlich über unser Geld wissen.
Trotzdem ist es enorm schwer so ein abstraktes Thema wie Geld spannend zu verfilmen, ohne dabei polemisch oder reißerisch zu werden. Wie bist du diese Herausforderung angegangen?
Wir hatten wirklich Glück, dass alle großen Bitcoin-Gurus und „Celebrities“ bei uns im Film sind. Wir haben aber trotzdem versucht auch die Skeptiker zu interviewen und vor die Kamera zu bekommen. der Film sollte kein Fanboy-Film sein, sondern hoffentlich einigermaßen objektiv das Thema Geld und Banken beleuchten. Aus meiner Sicht war es wichtig auch einige Kritikpunkte an Bitcoin zu benennen. Deswegen haben wir auch Ökonomen, die z.B. die Rolle der Zentralbanken verteidigen.
Ist auch das starke visuelle Konzept – viele Bilder, kurze Schnitte, emotionale Musik – ein Kniff um das trockene Thema Geld aufzupeppen?
Bei so einem abstrakten Thema wie Geld mussten wir etwas in die Trickkiste greifen, damit die Zuschauer nicht die Aufmerksamkeit verlieren. Mein Co-Regisseur Michael Watchulonis ist seit zwei Jahrzehnten im TV-Geschäft und hat auch schon Emmys gewonnen. Er war derjenige der im Schnittraum gewirkt hat.
Wo habt ihr all euer Filmmaterial gesammelt und wie habt ihr es geschafft den Überblick über all das gesammelte Material zu behalten?
Die Interviews haben wir in Miami, Toronto, New York, London, Cambridge, und Melbourne aufgenommen. Einiges Material wurde von Sendern wie Bloomberg Television lizensiert. Anderes Material mühevoll in Sekunden-Häppchen zusammen gesammelt, lizensiert und dann zusammengesetzt.
Das klingt nach sehr viel Arbeit. Wie lange hat es gedauert von der Idee bis zum fertigen Film?
Insgesamt rund zwei Jahre. Wir haben das Projekt zum Glück ziemlich gut durchgeplant. Der erste Dreh war im Januar 2014 in Miami, die Crowdfunding-Kampagne über Kickstarter dann im Juli. Danach haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Film innerhalb eines Jahres zu veröffentlichen. Daran haben wir uns auch gehalten.
Gab es in dieser Zeit einen Knackpunkt, an dem du gesagt hast, das funktioniert nicht, ich schmeiß alles über den Haufen?
Geld. Ich habe ca. 15.000 Dollar über Kickstarter eingesammelt. Die Kosten lagen am Ende aber bei fast 100.000 Dollar. Und jetzt haben wir das Problem mit der den Copyright-Piraten. Der Film wird illegal mehr runtergeladen als einige Hollywood-Filme. Finanziell sieht es also gerade nicht so gut aus. Meine Philosophie ist da aber ganz einfach, wer sich den Film nicht leisten kann: okay. Aber vielleicht kann man uns ja dann über Twitter oder mit einem Review auf Amazon, iTunes, oder imdb unterstützen. Jeder Link und jede Bewertung hilft, dass der Film vielleicht auch von den größeren TV-Sendern ernst genommen wird. Einige Preise bei Festivals haben wir ja schon gewonnen.
Wird es eine Übersetzung des Films auf Deutsch bzw. deutsche Untertitel geben?
Der Großteil unserer Zielgruppe ist englisch-affin, daher war das erstmal unsere erste Priorität. Aber ja wir werden hoffentlich bald deutsche Untertitel auf Amazon anbieten. Wir sind auch mit zwei deutschen TV-Sendern im Gespräch.
Mehr Informationen zum Film und wie und wo man ihn kaufen kann, gibt es in diesem Beitrag.
Schreibe einen Kommentar