Was es genau war, das Mike Hearn dazu veranlasst hat, diesen Beitrag zu schreiben, in dem er nicht nur seinen Rückzug als Entwickler bekannt gibt, sondern auch gleich Bitcoin als Ganzes für gescheitert erklärt, weiß wohl nur er selbst. Ändert aber nichts daran, dass sich der jetzige Ex-Bitcoin- und künftige Bankenkonsortiums-„Blockchain“-Entwickler mit dieser bewussten Provokation als Drama-Queen und schlechter Verlierer präsentiert.
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Mike Hearns letzter großer Auftritt wirkt
Und dennoch hat er wohl erreicht, was er wollte. Mit seiner bewussten Provokation war Mike Hearn noch einmal ein großes Gesprächsthema, hat die Medienöffentlichkeit erfolgreich an der Nase herumgeführt und damit auch den Bitcoin-Kurs auf rasante Talfahrt geschickt. Okay, dafür war u.a. auch die bereits erwartete (vgl. Bitcoin-Presseschau #82), nun offizielle Pleite der Altcoinbörse Cryptsy verantwortlich. Aber dem Ego von Mike Hearn wird das egal sein. Er erklärt Bitcoin für tot und die Medien übernehmen das vielfach ohne kritische Einordnung.
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Dabei ist Bitcoin schon 88 Mal zuvor für tot erklärt worden und trotzdem immer noch da. Aber der Reihe nach.
Mike Hearn hat viel bewegt, aber nicht immer überzeugt
Mike Hearn ist schon lange bei Bitcoin dabei, hat viel geleistet, ist als Person dabei jedoch vielfach angeeckt. Sein letztes großes Projekt war Bitcoin XT, ein Vorstoß das immer dringender werdende Problem mit der begrenzten Größe der Blockchain zu lösen. Das muss man ihm hoch anrechnen, denn zusammen mit Gavin Andresen hat Mike Hearn die bis dahin vor allem theoretische geführte Debatte durch Engagement und das Schaffen von Tatsachen merklich vorangebracht. Fairerweise muss man jedoch auch sagen, dass Bitcoin XT zwar progressiv, aber eben auch nicht bis zum Ende durchdacht war.
Demokratie ist nur schön, wenn alle machen, was ich will
Nun also, da sich abzeichnet, dass Bitcoin XT wohl endgültig vom Konsens-Tisch ist, zeigt sich Mike Hearn als bockiges Kind, das nicht mit Ablehnung umgehen kann. Anstatt sich seine „Niederlage“ (ist das denn wirklich eine, wenn die Bitcoin-Community dadurch vorankommt?) einzugestehen, sucht er noch einmal die große Medien-Bühne, zurrt seine Scheuklappen fest und teilt aus. Grundtenor: Alle doof, außer mir.
Wenig überraschend kommt solch eine arrogante Haltung in der Bitcoin-Community nicht ganz so gut an. Trotzdem nimmt sie die Hearn’sche Sicht auf die Dinge größtenteils erstaunlich gelassen auf, diskutiert diese, dankt für seine Mithilfe, respektiert seine Entscheidung Bitcoin den Rücken zu kehren und schaut zuversichtlich nach vorne. Hier mal ein paar Auszüge:
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https://twitter.com/TravisPatron/status/688034928932581378
Besonders interessant ist dabei der folgende Tweet, weil er den Kern des Hearn’schen Pudel-Dilemmas ziemlich genau trifft:
Satoshi Nakamoto war eben kein Narzisst
Denn tatsächlich ist der Abgang von Mike Hearn für Bitcoin zwar ein Verlust, aber auch eine Befreiung. Denn Mike Hearn hat die Community polarisiert und nicht immer war erkennbar, ob sein Handeln primär narzisstisch oder altruistisch motiviert war. Unter anderem deswegen war sein Bitcoin XT in der Blocksize-Debatte für viele nicht kompromissfähig.
Diese Schwierigkeit, das eigene Ego dem Gemeinwohl unterzuordnen (wie es z. B. Satoshi Nakamoto durch seinen Rückzug aus Bitcoin und dem damit verbundenen persönlichen Verzicht auf jegliche Anerkennung getan hat), ist auch in Hearns Abschiedspost zu finden. Die dort geäußerten Anschuldigungen gegen einzelne Personen hinterlassen so jedoch einen unschönen Beigeschmack und zeugen von schlechtem Stil.
Aber sowas begegnet man am besten mit Humor und falls mal wieder jemand überlegen muss, ob Bitcoin wirklich tot ist. Diese Website hat die Antwort.
PS: Nathaniel Popper hat mit A Bitcoin Believer’s Crisis of Faith für die New York Times einen lesenswerten Artikel über Mike Hearns Ausstieg aus Bitcoin geschrieben.
Titelbild: Chilanga Cement (CC BY 2.0)
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