Bitcoin-Presseschau

Bitcoin- und Blockchain-Presseschau #92

Vor ein paar Tagen habe ich über den bevorstehenden Versuch geschrieben, „Blockchain“ zu definieren. Vor diesem Hintergrund passt es ganz gut, diese Presseschau den Begrifflichkeiten zu widmen, mit denen Akteure im Ökosystem gerne mal klug um sich schmeißen: „dezentral“, „permissionless“ und natürlich „Blockchain“ allen voran.

Begriffe, die auf jeder Konferenz, in jedem Pitch und jedem Crypto-Crowdfunding gut klingen, aber oftmals falsch oder missverständlich verwendet werden. Aus Unwissenheit, weil es hip ist oder auch um die Zuhörer gezielt zu täuschen.

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Unter diesen Voraussetzungen will ich nicht behaupten, dass die folgenden Artikel die einzig wahre Wahrheit™ beinhalten. Aber sie helfen durchaus dabei, sich einmal kritisch mit den Begrifflichkeiten und ihrer jeweiligen Bedeutung auseinanderzusetzen. Und das wiederum hilft enorm, den Durchblick im Blockchain-Hype-Nebel zu bewahren, um zwischen all den Marketing-Nebelkerzen das zu erkennen, was wirklich Potential hat.

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Dezentral

Einen ausführlichen Artikel zu den verschiedenen Ebenen, die der Begriff „dezentral“ mit sich bringt, hat Ethereum-Gründer Vitalik Buterin veröffentlicht: The Meaning of Decentralization

Sich mit diesem Wort auseinanderzusetzen ist insofern wichtig, als dass es sich hierbei um einen der zentralen (sic!) Begriffe im Bitcoin- & Blockchain-Fachvokabular handelt, der aber dennoch oft für Missverständnisse sorgt. Denn letztlich ist ja auch die Blockchain, selbst wenn sie auf technischer Ebene unterm Strich dezentral einen Konsens findet, letztlich in irgendeiner Form eine zentrale Institution.

Dass Vitalik Buterin dabei natürlich am wenigsten das Dezentralisierungskonzept seines eigenen Projektes, Ethereum, kritisiert, ist verkraftbar, solange er andere Blockchain-immanente Prozesse so auf den Punkt bringt, wie bspw. diesen: „transaction inclusion into blocks through miners/block proposers is actually a very rapidly rotating dictatorship“.

Das einzige, was mir in diesem Kontext noch fehlt, ist eine selbstkritische Bewertung seiner eigenen Person. Als Ethereum-Gründer und „Wunderkind“ ist sein persönlicher Einfluss auf das Projekt, ob das will oder nicht, übermäßig groß. Für mögliche (soziale) Manipulationen ist er damit selbst eine potentielle Schwachstelle. Ob er dieses Problem final zu lösen bereit ist, wird sich aber erst noch zeigen.

Es gibt jedenfalls einen guten Grund, warum Satoshi Nakamoto von Anfang an anonym geblieben ist und sich schon lange aus der aktiven Mitarbeit an Bitcoin zurückgezogen hat.

Dezentralität ist nicht alles

Passend zu obigen Artikel ist dieser: What Makes Bitcoin Great? One Scientist is On a Quest to Find Out. Darin geht es u. a. darum, dass „dezentral“ zwar eine einfache Erklärung für den Erfolg von Bitcoin sei, aber nicht ausreicht. Das zugrunde liegende Protokoll sei vielmehr herausragend „robust“. Und das mache es besonders.

Blockchain vs. „blockchain technology“

Coin Center hat mit Open Matters: Why Permissionless Blockchains are Essential to the Future of the Internet einen umfassenden, aber lesenswerten Report zur Bedeutung des Begriffs „Blockchain“ in seinem ursprünglichen Kontext, also offen und zugangsbeschränkungsfrei, veröffentlicht.

Wer zweifelt, ob sich die 62 Seiten lohnen, sollte zumindest das Abstract lesen, das als “Blockchain technology” is a buzzword with little meaning. Here’s what matters einen eigenen Artikel bekommen hat.

Permissionless vs. „private bockchains“

Wer sich speziell für den Ansatz permissioned bzw. „privater Blockchains“ interessiert, der sollte sich mit diesem Artikel befassen: What does “permissionless” mean? Wenn man danach den Unterschied zwischen „privaten Blockchains“ und privaten Anwendungen, die auf einem offenen Protokoll basieren, verstanden hat, ist man auf dem richtigen Weg.

Keine Angst vor Blockchain-Patenten

Als Bonus-Content hier noch ein Hinweis auf den Newsletter Blockchain Briefing von Philipp Sandner, der das Frankfurt School Blockchain Center leitet und wöchentlich ein Update rumschickt, dessen Editorial immer lesenswert ist. In Ausgabe 14 widmet er sich – passend zum obigen Thema „Permission“ – der Frage, wie man eigentlich die ganzen Berichte um Blockchain-Patentanmeldungen einordnen muss, die ja letztlich auch eine Form von Zugangsbeschränkung darstellen. Panik, Sorge oder Gelassenheit? Letzteres ist der Fall. Das Warum ist der Mehrwert des Artikels.

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Titelbild: “Zeitungsausträger” Flickr-User barmala (CC BY 2.0)


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