Der israelische Bitcoin-Entwickler Udi Wertheimer hat kürzlich auf Twitter eine durchaus provokante These über Blockchains veröffentlicht: Dass eine Blockchain nämlich keineswegs etwas sei, was man haben möchte, geschweige denn in irgendeiner Weise promoten sollte. Die Blockchain sei vielmehr ein Abfallprodukt und notwendiges Übel, um zu erreichen, was man eigentlich haben möchte: eine Konsensentscheidung, wem welches Guthaben gehört.
Das ist eine ungewöhnliche Position, die selbst für Bitcoiner durchaus herausfordernd sein kann und doch lohnt es sich, das Thema „Blockchain“ auch von diesem Standpunkt zu betrachten.
Kritik an der Blockchain ist berechtigt
Nehmen wir zum Beispiel die vielfach geäußerte Kritik, dass Bitcoin so enorm viel Energie verbrauche. Diese Kritik ist ja durchaus begründet. Das Bitcoin-Netzwerk benötigt nun einmal sehr viel Strom zur Absicherung seiner Integrität. Doch geht es in diesem Fall eben nicht anders.
Genau das ist aber der Punkt. Eben weil es so aufwändig ist, eine sichere Blockchain zu etablieren, sollte man um jeden Preis vermeiden, eine Blockchain einzusetzen, wenn dies nicht unbedingt nötig ist. Für rein digitales, zensur- und manipulationssicheres Geld (Bitcoin) gibt es nun einmal (bislang) keine andere Lösung. Für alle anderen bisher propagierten „… but with Blockchain!“-Lösungen in der Regel aber schon.
Neue Sichtweisen sind gut für den Diskurs
Wie herausfordernd (im positiven Sinne) diese unkonventionelle Sichtweise auf Blockchains sein kann, sieht man auch am weiteren Verlauf der durch die These ausgelösten Diskussion. Den vorgebrachten Pro-Blockchain-Argumenten, begegnet Wertheimer nämlich mit guten Gegenargumenten.
Wie zum Beispiel die oftmals so positiv beworbene Unveränderlichkeit, die letztlich jedoch gar kein immanentes Feature einer Blockchain ist, sondern die sich aus dem bereits kritisierten hohen Energieverbrauch, der hinreichenden Größe eines dezentralisierten Netzwerks und aus diversen anderen Faktoren ergibt. Im besten Fall.
Aufgrund dieser vielen unterschiedlichen Faktoren, die in ihrer Gesamtheit die positiven und negativen Eigenschaften einer Blockchain beeinflussen, gleichzeitig in Summe aber nur schwer zu kontrollieren sind, könne man eine Blockchain daher auch nicht als eine Form von Produkt sehen. Sondern nur als Nebenprodukt.
Dass die historisch in einer Blockchain abgelegten Daten trotzdem einen bestimmten Nutzen haben können, ist dabei aber tatsächlich ein Punkt, über den man noch länger diskutieren könnte.
Für den aktuellen Stand, wem welcher Bitcoin gehört, ist das stetig wachsende Archiv an Provenienz-Daten jedoch kaum relevant. Unter Privatsphäre-Aspekten wäre es sogar von Vorteil, wenn die Transaktionshistorie jedes einzelnen Bitcoin nicht dauerhaft und offen gespeichert wäre. Allerdings würde man damit eben auch die Option verlieren, zusätzliche Daten per Time-Stamping in der Blockchain zu verankern. Ist es das wert?
Doch genau um solche Denk- und Diskussionsanstöße geht es hier ja. Dass „Blockchain“ kein Zauberallheilmittel ist, ist mittlerweile bekannt. Dass es vielleicht noch viel weniger, nämlich nur ein Abfallprodukt ist, ist (noch) eine provokante und unpopuläre Definition. Trotzdem ist an dieser These etwas dran.
Vor allem, wenn Udi Wertheimer für die Begründung so plastische Analogien verwendet wie diese:
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