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„Hallo Trottel“ – Bitcoin polarisiert und das ist gut!

Man kann zu Bitcoin stehen wie man will und das ist gut so. Gerade jetzt, wo Tesla bekannt gegeben hat, dass man 1,5 Milliarden US-Dollar in Bitcoin investiert habt und das digitale Geld künftig auch als Bezahlung annehmen will.

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Bitcoin ist nicht leicht zu akzeptieren

Ich für meinen Teil hatte in diesem Zusammenhang gerade eine bemerkenswerte Diskussion auf Twitter. Auf der einen Seite ich. Auf der anderen Seite Michael Seemann alias @mspro, der die aktuelle Kursentwicklung mit einem – nun ja – eher wenig substantiellen Tweet kommentierte.

https://twitter.com/mspro/status/1358765208047616006

Wer @mspro kennt, weiß, dass er kaum eine Gelegenheit auslässt, die Bitcoin-Community mit solchen Aussagen zu triggern und sich dann im Nachhinein als Opfer darstellt, wenn er Widerspruch erfährt, der in der Bitcoin-Community selten mit Samthandschuhen ausgeteilt wird.

@mspro liebt es, zu trollen und viele in der Bitcoin-Community fallen leider immer wieder auf diesen trivialen Trick herein, mit toxischer Online-Kommunikation Aufmerksamkeit zu generieren, anstatt die alte „Don’t feed the trolls!“-Weisheit zu beherzigen, von denen @mspro nun mal einer ist.

Jeder kann sich mal irren. Trolle wollen es jedoch

Man könnte das nun einfach geschehen lassen. Allerdings macht so ein Verhalten das Netz auf Dauer zu einem schlechteren Ort. Daher habe ich mich heute entschieden, @mspro ein Gesprächsangebot zu machen, in der Hoffnung, diesen immer wiederkehrenden, von ihm angezettelten Zickenkrieg ein bisschen einzufangen. Ich finde Streit und Diskurs nämlich prinzipiell gut, aber sich immer nur ergebnislos anzublaffen, furchtbar langweilig und sinnlos.

Man muss dazu noch wissen, dass @mspro und ich uns zwar nicht persönlich kennen, vor einiger Zeit mal gemeinsam Gäste einer Diskussionsrunde bei Deutschlandfunk Kultur zum Thema „Blockchain“ waren. Da ging es durchaus zivilisiert zu und wir waren in vielen Punkten sogar ähnlicher Auffassung. Ich hatte daher gute Hoffnung, dass wir auch auf Twitter auf dieser Basis aufbauen könnten.

Die Direktheit seiner Antwort auf mein Gesprächsangebot hat mich daher überrascht.

https://twitter.com/mspro/status/1358770353577873413
Argumente? LOL!

Unser ganzes „Gespräch“, bei dem ich den festen Vorsatz hatte, mich nicht provozieren zu lassen (warum auch?), kann man hier nachlesen. Muss man aber auch nicht. Denn @mspro konnte oder wollte die Trollmaske einfach nicht ablegen.

Zuhören?

LOL

Kritik verständlich und nachvollziehbar formulieren?

LOL

Fragen beantworten?

LOL

https://twitter.com/mspro/status/1358774866728656900

Man kann sich nun über das kindische Verhalten von @mspro aufregen. Wer eine wilde These ins Netz stellt, sollte schließlich auch das Rückgrat haben, sie zu verteidigen. Insbesondere wenn man von sich behauptet „ins Internet zu denken“.

https://twitter.com/mspro/status/1358776388715765761

Vor allem aber würde es von Reife zeugen, wenn man das angekratzte Ego ein bisschen zurückfährt, wenn man sich mit einer steilen These vor seinen mehr als 20.000 Followern argumentativ auf zu dünnes Eis begeben hat und dann ertappt und zur Rede gestellt wird. @mspro hat in diesem Zusammenhang jedoch den Schwanz eingekniffen und sich getrollt.

https://twitter.com/mspro/status/1358777688647950342
Mein Gesprächsangebot bleibt bestehen

Das ist einerseits gut, denn vielleicht lernt er daraus und hält sich das nächste Mal zurück, bevor er sein ungenügend recherchiertes Halbwissen über etwas „ins Internet denkt“, über das sich andere schon sehr viel mehr Gedanken gemacht haben.

Andererseits ist es natürlich bedauerlich, denn mein Gesprächsangebot besteht natürlich weiterhin. Mich würde durchaus interessiere, was seine ganz konkrete Kritik an Bitcoin ist und verstehen, warum er sich so vehement weigert, sich weiter damit auseinanderzusetzen?

Gerade erst hat Alex Gladstein von der Human Rights Foundation dieses 5-Minütige Video ins Netz gestellt, das in diesem Zusammenhang eine gute Basis für eine Debatte gewesen wäre.

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Trolle mit Argumenten entzaubern

Doch bleibt darüber hinaus noch eine weitere wichtige Erkenntnis. Bitcoin polarisiert. Heute mehr denn je. Das ist jedoch gut, wenn es gelingt daraus in Gespräche und Diskussionen zu kommen. Diskurs ist für beide Seiten wichtig. Niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen.

Im besten Fall gelingt dieser, wenn man sich von Trollen nicht triggern lässt, sondern sie argumentativ stellt und inhaltlich herausfordert.

Im schlechtesten Fall haben sie wie @mspro darauf jedoch keinen Bock und tauchen wieder ab. Dieses Mal vielleicht für länger. Irgendwann vielleicht für immer.


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Kommentare

4 Antworten zu „„Hallo Trottel“ – Bitcoin polarisiert und das ist gut!“

  1. Horstiebaer

    Dass der Michi nicht immer ganz einfach ist hab ich auch schon gemerkt. Aber da du gerne Sachargumente austauschen möchtest :Helf mir doch mal zu verstehen was dein Argument gegen die exorbitanten Energiemengen die Bitcoin verschlingt ist.
    Ich bin nicht so drin in dem Thema, habe es aber bisher so verstanden, dass alles was über ein proof-of work läuft eigentlich Mist ist.

    1. Friedemann Brenneis

      Die Debatte ist tatsächlich sehr umfassend und wir können hier auch nur anfangen, aber ich gebe mal ein paar Denkanstöße. Die meisten, die behaupten, dass Proof-of-Work Mist ist, haben sich nie ernsthaft die Frage gestellt, ob das im Bitcoin-Kontext tatsächlich zutrifft. Klar ist: Proof-of-Work verbraucht Energie. Im Falle von Bitcoin sogar viel Energie. Doch das macht Weihnachtsbeleuchtung auch. Und auch die vielen Rechenzentren der weit über 1000 Banken, die wir allein in Deutschland haben, deren Bürotürme und auch die Tonnen an Bargeld, die wir tagtäglich durchs Land karren plus die Vernichtung alter und Herstellung neuer Scheine. All das verbraucht viel Energie. Sehr viel sogar.
      Die erste Frage ist also: Darf ein Geldsystem Energie verbrauchen und ich denke, wir sind uns einig, dass es das darf. Alles verbraucht Energie.
      Die nächste Frage ist: Ist die Energie, die Bitcoin verbraucht, zu viel? Wird hier womöglich Energie verschwendet? Ab hier wird es knifflig, denn man muss sich damit beschäftigen, was Bitcoin eigentlich genau macht und wofür die Energie verbraucht wird. Das hier im Detail auszuarbeiten führt zu weit, aber wir wissen: Bitcoin ist eine neue Technologie und sie ermöglicht etwas, das wir auf keinem anderen Wege erreichen können: Nicht-zensierbare, nicht-manipulierbare Transaktionen in einem global verteilten, dezentralen Netzwerk, das jede/r ohne Erlaubnis benutzen kann. Die gesellschaftspolitischen Möglichkeiten, die sich aus dieser einmaligen Technologie ergeben, sind in dem oben verlinkten Video von Alex Gladstein recht anschaulich verdeutlicht. Wobei auch das nur die Spitze des Eisbergs ist. Bitcoin sichert bereits heute vielen Menschen auf der Welt das Überleben und Zugang zu ihren Grundrechten. Für uns in unserer Wohlstandsblase ist das nicht so relevant, aber es geht eben nicht allen so gut. Die knifflige Frage, die sich daraus ergibt, ist: Wenn Bitcoin vielen Menschen auf der Welt das Leben rettet oder ein besseres Leben ermöglicht, wie viel Energie darf dafür verbraucht werden? Wieviel gerettete Leben ist uns der Stromverbrauch wert?
      Darüber hinaus wird die Energie-Kritik oft auf irreführenden Zahlen und falschen Vergleichen aufgebaut. Dass eine Bitcoin-Transaktion bspw. soviel Strom wie ein ganzer Haushalt verbraucht oder Visa 10.000 mal mehr Transaktionen abwickeln kann. Das sind jedoch Äpfel und Birnen, denn eine Bitcoin-Transaktion und eine Bitcoin-Zahlung sind nicht das gleiche. Eine Bitcoin-Transaktion kann eine, zehn, hundert oder 10.000 Zahlungen repräsentieren. Das verändert die Datengrundlage natürlich enorm. Außerdem wird fälschlicherweise oft gesagt, dass die viele Energie bei Bitcoin für das Erzeugen neuer Bitcoins verbraucht werde. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich sichert die Energie die Integrität der Datenbank und ist der einzige Grund, warum wir dem System trauen können, ohne Staat, Bank oder anderen Intermediär.
      Zuguterletzt wird oft unterschlagen, dass die Bitcoin-Community sich des großen Stromverbrauchs nicht bewusst wäre oder das Problem ignorieren würde. Auch das ist falsch. Es gibt viele Leute, die daran arbeiten, Bitcoin effizienter zu gestalten oder andere Lösungen zu finden, wie sich das System mit den Herausforderungen des Klimawandels in Einklang bringen lässt. Und dabei werden Fortschritte gemacht. Ist es möglich, dass Bitcoin trotz des Energieverbrauchs irgendwann vielleicht sogar eine positive Klimabilanz aufweisen wird? Vielleicht. Es gibt jedenfalls Leute, die daran arbeiten. Siehe https://netpositive.money

      Das mal „in Kürze“ – du siehst, es gibt vieles über das sich zu sprechen, zu diskutieren und nachzudenken lohnt, bevor man Bitcoin und den Proof-of-Work vorschnell als „Blase“ oder „Verschwendung“ abtut.

  2. Horstiebaer

    Danke für deine Antwort.
    Was meinst du mit „Bitcoin sichert schon heute vielen Menschen auf der Welt das überlegen“? Meinst du damit dass Menschen mit B. ihren Lebensunterhalt verdienen oder etwas Anderes?

    Dein Vergleich mit dem „etablierten Geldsystem“ (also klassische Banken, Bargeld Kreditkarten etc. gibt’s da einen guten Sammelbegriff für?) leuchtet mir da nicht ein.
    Die Rechenzentren für meine Kreditkarte und die Scheine in meiner Geldbörse verbrauchen Energie um ihren Zweck zu erfüllen.
    B. verbraucht Energie, weil es so entwickelt wurde. Daher meine Kritik an der Idee des Proof-of-Work. Du schaffst eine Zugangshürde zu dem System: Dabei ist wer große Mengen Energie in Rechenleistung umsetzen kann.
    Damit ist der Zugang zwar anders geregelt als zu „klassischen“ Zahlungsmitteln, ob er wirklich freier oder egalitärer ist, müsste man mal im Detail diskutieren. Ist aber ein anderes Thema.

    Was du über die Fehlwahrnehmungen zum Energieverbrauch schreibst ist sicherlich richtig, weil oft die Energiemenge zum berechnen eines Blocks mit dem Verbrauch einer Transaktion gleichgesetzt wird. Das ist natürlich Quatsch!
    Dennoch können wir uns doch bestimmt darauf einigen, dass ich um Größenordnungen mehr Energie verbrauche wenn ich meine Pizza mit B. bezahle statt cash oder Visa.
    Solange wir keine komplett klimaneutrale Energieversorgung haben, sehe ich die Idee des Proof-of-work jedenfalls ehr auf der Kontra-Liste.

    Ob der aktuelle Wert eines B. einer Blase entspringt oder gerechtfertigt ist weiß ich nicht.

    1. Friedemann Brenneis

      – Ja, es sollte „überleben“ heißen. Für eine so komplexe und umfangreiche Debatte ist der Kommentarbereich hier im Blog einfach nicht der richtige Ort. Aber ja, in Venezuela bspw. kaufen die Menschen lebensnotwendige Medikamente im Ausland mit Bitcoin und lassen sich diese an die Grenze liefern, wo sie dann ins Land geschmuggelt werden. Nur ein Beispiel.
      – Das „etablierte Geldsystem“ wird im Allgemeinen unter „Fiat-Geldsystem“ zusammengefasst.
      – Deine Proof-of-Work-Kritik verstehe ich nicht. Auch bei Bitcoin erfüllt die verwendete Energie einen Zweck und sie wird nicht genutzt, um irgendwen aus dem System auszuschließen. Außer Angreifer natürlich. Nur weil nicht jeder Bitcoins erzeugen kann, heißt es nicht, dass nicht jeder Bitcoin nutzen kann.
      – Nein, wir können uns nicht darauf einigen, weil weder du noch ich den ökologischen Fußabdruck des Fiat-Geldsystems kennen. Wie können wir dann entscheiden, ob Bitcoin mehr Energie verbraucht? Bitcoin ist ziemlich transparent. Wir können den Energiebedarf recht gut bestimmen. Das ist eigentlich ein Vorteil, denn so kann man Anfangen die Bilanz zu verbessern. Beim Fiat-Geldsystem tragen wir einfach alle die versteckten und ebenfalls keineswegs unerheblichen Energiekosten blind und niemand hat ein Problem damit? Das ist doch das eigentliche Dilemma.
      – Es ist zu einfach, die Blase-Frage bei Bitcoin nur mit ja oder nein beantworten zu wollen. Bitcoin hat zweifelsohne immer wieder Phasen, in denen man es als „Blase“ bezeichnen kann. Doch die meiste Zeit trifft das eben nicht zu.

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