Die kürzliche Schließung der Silk Road 2.0 und anderer illegaler Handelsplattformen im Darknet durch das FBI und Europol haben eines eindrucksvoll bewiesen. Solange es zentrale Server oder reale Personen als Betreiber gibt, sind diese identifizier- und angreifbare Schwachpunkte, die früher oder später ausgenutzt werden.
Letztlich also die bekannte „Napster-Problematik“, die auch die aufwändigsten Schutz- und Verschleierungsmaßnahmen nicht lösen können. Einziger bisher bewährter Weg: Dezentralisierung.
Man könnte also annehmen, dass Open Bazaar die ideale neue Plattform für all die Geschäfte wird, von der Käufer und Verkäufer nicht wollen, dass sie allzu öffentlich und nachverfolgbar stattfinden. Drogen, Waffen, Spionagesoftware. Das Übliche eben.
Etwas ganz anderes haben jedoch die Entwickler im Sinn. Ihnen geht es mit Open Bazaar vielmehr um die Loslösung von institutionellen Mittelmännern, die Gebühren verlangen, sensible Daten abgreifen oder den Handel nach ihrem Gutdünken zensieren.
Snippet der Selbstbeschreibung: „OpenBazaar is an open source project to create a decentralized network for peer to peer commerce online—using Bitcoin—that has no fees and cannot be censored. Put simply, it’s the baby of eBay and BitTorrent.“
Quo vadis, Open Bazaar?
Die spannende Frage ist also, wie sich Open Bazaar entwickeln wird, sobald die Entwickler es final veröffentlichen. Wird es die unangreifbare Super Silk Road oder eine dezentrale Freihandelsplattform ohne ebay-Gebühren, nervige Amazon-Produktempfehlungen oder neugierigem Google-Datenhunger?
Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Selbst die Entwickler sagen, dass sie gar nicht sehen können, wer Open Bazaar für welche legalen oder illegalen Aktivitäten nutzt. Gerade deswegen und wegen des enormen Potentials, das dezentralisiertem Online-Handel innewohnt, halte ich Open Bazaar jedenfalls für eines der spannendsten Netzwerkprojekte überhaupt.
Nichtsdestotrotz denke ich, dass sein Erfolg und die Nutzungstendenz vom finalen Veröffentlichungszeitpunkt abhängt. Je früher, desto größer die Gefahr, dass Open Bazaar zum Silk Road-Substitut und dementsprechend gebrandmarkt wird. Denn Dezentralisierung ist für den Ottonormalbürger fremd und ungewohnt. Was der analog native nicht kennt, das klickt er nicht.
Die typische Silk-Road-Klientel ist hingegen sehr innovationsfreudig und wird das Angebot sofort für sich in Beschlag nehmen und dominieren, sollte es in der Gesellschaft noch keine ebenbürtige Masse an Nutzern geben, die in Open Bazaar einen unverzichtbaren Bestandteil ihres Freiheitsempfindens sehen.
Anfang des Monats wurde die dritte Beta-Version von Open Bazaar präsentiert. Ich bin sehr gespannt, was danach kommt.
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