Die Bitcoin-Presseschau fasst die wichtigsten Informationen, Entwicklungen und Links aus dem Bereich Bitcoin und digitales Geld zusammen. Für den Zeitraum vom 11. bis 30. Januar 2016 mit folgenden Themen:
- #Bitcoin Kurs: Bauchklatscher
- #Thema: Mike Hearns Abgang und dessen Folgen
- #Grundlagen: Bitcoin und dessen Potential / Warum Bitcoin (noch) nichts für „die Bankenlosen“ ist / Smart Contracts, eine Einführung / konkrete Blockchain-Strategie-Tipps / Bitcoin aus Sicht einer deutschen Bank
- #Blocksize: Bitcoin Unlimited, Classic und Co
- #Business: Microsoft platziert sich im Bitcoin-Ökosystem / Netflix an Bitcoin interessiert / Blockchain-Konkurrenz für Uber / Das ist das Unternehmen hinter bitcoin.de
- #Technologie: Mining und das Internet der Dinge
- #Wissenschaft: Das war das Bitcoin-Paper-Jahr 2015 / Wirtschafts- und Technologie-Experten gesucht
- #Legales: Regulierung: Das EU-Parlament hört Experten an / Europol: keine Verbindung zwischen Bitcoin und dem IS
- #International: Großbritannien sollte auf die Blockchain setzen / Findet auch die Bank of England / Indien als schlafender Bitcoin-Tiger / Venezuela zwischen Hyperinflation und wachsendem Bitcoin-Interesse
- #Awards: Goldener Shitcoin™ für Spiegel Online, Goldener Trollcoin™ für Genesis Mining
- #Quiz: Finde den Denkfehler der Financial Times
#Bitcoin-Kurs
Nach einem beständigen Wachstum ist der Kurs seit der letzten Presseschau deutlich eingebrochen und liegt aktuell bei knapp unter 380 US-Dollar, rund 70 US-Dollar niedriger als Anfang Januar. Für manchen Hobbyinvestor eine harte Lektion: „Me investing in Bitcoins“. Grund für den Kursverlust sind u.a. die noch immer ungelöste Blocksize-Debatte und der öffentlichkeitswirksame Abgang von Mike Hearn.
Eine etwas genauere Kurs-Analyse gibt es hier. Aber auch die blickt nicht ganz so optimistisch in die Zukunft. Wer schnell kalte Füße kriegt, sollte sich daher warm anziehen.
https://www.instagram.com/p/BA1r3qTOpqG/
#Thema
Die sich zuspitzende Debatte um die Blocksize, war in letzter Zeit mehr denn je das Thema im und außerhalb des Bitcoin-Ökosystems. Siedesteinchen für das Hochkochen des enormen medialen Interesses war der theatralische Abgang von Mike Hearn, der mit seiner „Bitcoin ist tot!“-Provokation geschickt all die „Medienmacher“ bloßstellte, die tatsächlich noch glauben, mit einer drolligen Clickbait-Schlagzeilen-Strategie ein Vermarktungsmodell gefunden zu haben, um im Netz der Zukunft wirtschaftlich überleben zu können.
Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, dass genau die, deren Geschäftsmodell es ist, Bitcoin immer wieder schnell, lauthals und unkritisch für tot zu erklären, vermutlich die schlechtesten Zukunftsaussichten haben. Denn würden sie sich mal ernsthaft mit Bitcoin auseinandersetzen, fänden sie in den Möglichkeiten, die digitales Geld eröffnet, ja vielleicht ein wirklich tragfähiges Geschäftsmodell der Zukunft. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Außerdem gibt es auch andere Beispiele:
Warum Bitcoin so schnell nicht sterben wird – Handelszeitung
#Blocksize #Status Quo #Top-Zusammenfassung
In der schweizerischen Handelszeitung fasst Marc Badertscher den Rummel um die Blocksize, Mike Hearn, Bitcoin Core und Bitcoin Classic sehr differenziert und gut erklärt zusammen. Einer der besten deutschsprachigen Artikel bislang zu dem Thema.
Point-by-Point Response To Mike Hearn’s Final Bitcoin Post – Fixing Tao
#Blocksize #Mike Hearn #Korrektur
Greg Slepak macht sich die Mühe auf alle von Mike Hearn kritisierten Punkte einzugehen und diese zu kommentieren.
Passend dazu auch dieser Tweet, bei dem Mike Hearn erst ganz unten auftaucht:
Und als Bonus für alle, die selbst viel über die Blocksize-Debatte lesen:
https://twitter.com/btcArtGallery/status/691359985696018432/photo/1
#Grundlagen
Kryptonit fürs Kapital – Die Bitcoin-Ära beginnt gerade erst – t3n
#Bitcoin #Zusammenfassung #In eigener Sache
Für das t3n-Magazin zum Thema „Bargeld nervt“ hatte ich im vergangenen Herbst Bitcoin und sein Potential zusammengefasst. Die Redaktion hat den Print-Artikel nun auch frei ins Netz gestellt. Die Zahlen sind mittlerweile ein bisschen veraltet, die Kernaussage bleibt jedoch erhalten: Bitcoin nimmt gerade erst Schwung auf und da kommt noch Einiges.
Why Bitcoin Can’t Help The Poorest – Yet – Techcrunch
#Bitcoin #Unbanked #Herausforderungen
Toller Artikel, der kritisch darauf eingeht, warum Bitcoin (noch) nicht die ultimative Lösung für Menschen ist, die kein Bankkonto besitzen. Nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in den USA.
‚Smart Contracts‘ Are the Future of Blockchain – American Banker
#Smart Contracts #Blockchain #Kritik
Chris DeRose erklärt den Begriff „Smart Contracts“, den man heute vor allem im Zusammenhang mit Ethereum hört, der jedoch schon seit den frühen Neunzigern existiert und auch in der Bitcoin-Blockchain Anwendung findet. Gleichzeitig hinterfragt er kritisch die Projekte, die auf „Smart Contracts“ setzen, darunter auch „Private Blockchains“.
A Strategist’s Guide to Blockchain – Strategy+Business
#Blockchain #Strategie #Schritt für Schritt
Dieser Artikel erklärt die Blockchain, wie schon viele andere zuvor. Was ihn besonders macht, ist, dass er konkrete Handlungsanweisungen für bspw. Banken enthält, wie sie sich dem Thema annähern sollten: „1. Find specific opportunities 2. Explore feasibility and readiness 3. Put your prototypes to work 4. Scale your efforts appropriately“
– Comdirect
#Bank #Bitcoin #offene Auseinandersetzung
Auf Ihrem Blog „Bank. Neu denken“ schreibt die Comdirect-Chefetage aus ihrer Perspektive über die Zukunft von Geld und Banken. Der frischeste Eintrag handelt dabei von Bitcoin und erfreulicherweise traut sich die Comdirect im Vergleich zu anderen Geldinstituten dieser Tage nicht nur dieses böse „B“-Wort in den Mund zu nehmen, sondern geht das Thema sehr unvoreingenommen an. Ich meine – ich habe als Interviewpartner zwar maßgeblich an dem Beitrag mitgewirkt, allerdings hätte Sie meine Einschätzungen auch wesentlich kritischer einordnen oder das Thema ganz weglassen können.
#Blocksize
Unlimited, Classic and ‚BitPay Core‘: Bitcoin’s New Kids on the Blockchain – Bitcoin Magazin
#Bitcoin #Blocksize #Alternativen
Aaron van Wirdum fasst hier die drei Alternativen zu Bitcoin Core und deren aktuelle Bedeutung zusammen, wobei Bitcoin Classic zumindest unter den Minern derzeit wohl den meisten Rückhalt hat. Nichtsdestotrotz gibt es auch noch immer großen Rückhalt für den bisherigen Standard Bitcoin Core.
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#Business
Microsoft Bets That Bitcoin-Style Blockchains Will Be Big Business – MIT Technology Review
#Microsoft #Zukunft #Strategie
Dieser Artikel bestätigt, was ich auch schon seit längerem anmerke: Beim Thema Bitcoin/Blockchain ist Microsoft erstaunlich progressiv und zukunftsorientiert und versucht sich rechtzeitig gut im Ökosystem zu platzieren. Diese Strategie ist umso bemerkenswerter, wenn man zusätzlich diesen Meedia-Artikel über den Konkurrenten Apple liest: „Das Ende der iÄra: Warum Apples Glanzzeit vorbei ist – und so nie wiederkommt“.
Netflix CFO Bullish On Bitcoin Payments – pymnts.com
#Bitcoin #Netflix #Bezahloption
Erst einmal nur Worte, aber es ist unbestreitbar, dass die digitale Bezahloption Bitcoin sehr gut zu den globalen Sendeplänen des in Streaming-Dienstes Netflix passen würden. Immerhin ist das Unternehmen Anfang des Jahres in weitere 130(!) Länder expandiert, in denen Netflix ja auch überall bezahlt werden will.
Arcade City: Dieses wagemutige Startup liefert die Blockchain-basierte Antwort auf Uber – t3n
#Blockchain #Ethereum #Uber-Alternative
Das Taxi-Konkurrenz-Unternehmen Uber gilt ja vielfach noch als großer neuer Star am Startup-Himmel. Jetzt muss das Unternehmen allerdings zeigen, dass es sich nicht von besseren Alternativen überholen lässt. Denn die zentralisierte Struktur von Uber führt zu Unmut bei den Fahrern und mit Hilfe von Ethereum will das Startup Arcade City zum besseren, dezentralen Uber auf Blockchain-Basis werden.
Herforder Bitcoin-Gruppe plant Zukäufe – Neue Westfälische
#Bitcoin #Deutschland #Einblick
Dieser Text in der Neuen Westfälischen handelt von der Bitcoin Group SE, zu der auch bitcoin.de gehört. Das macht den Artikel interessant, auch wenn er sonst viele Fehler beinhaltet und sich teilweise wie eine schlecht bis gar nicht abgeänderte Pressemitteilung liest.
#Technologie
BitFury Moves Ahead on Bitcoin Device for Internet of Things – Coindesk
#Mining #Internet of Things #Prototyp
Nicht nur 21 Inc arbeitet daran Mining und das Internet der Dinge miteinander zu verschmelzen, auch der Mining Hardware-Spezialist BitFury arbeitet an einem Prototypen.
#Wissenschaft
Peer-to-Peer Review: The State of Academic Bitcoin Research 2015 – Brett Scott
#Bitcoin #Veröffentlichungen #Zusammenfassung
Brett Scott, der schon länger diese imposanten Tabelle über Fachartikel zum Thema Bitcoin/Blockchain pflegt, fasst das akademische Jahr 2015 zusammen. Fazit: Die Anzahl der Veröffentlichungen steigt weiterhin, das Themenfeld wird breiter und die Qualität besser.
Study: Talent Gap Holds Back Blockchain in Capital Markets – Coindesk
#Fachpersonal #Mangel #Kernkompetenzen
Kurz gesagt: Was fehlt, sind Experten, die sowohl über technische Bitcoin-/Blockchain-Kenntnisse, als auch umfassendes Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge verfügen.
#Legales
Bitcoin und Co.: Vorteile und Nachteile virtueller Währungen – Europäisches Parlament
#EU-Parlament #Anhörung #Bitcoin
„Das EU-Parlament arbeitet derzeit an einem Bericht über virtuelle Währungen.“ In diesem Zusammenhang fand am 25.1. eine Anhörung des Wirtschaftsausschusses statt. „Die meisten Experten gaben sich bezüglich einer Ausweitung der EU-Gesetzgebung auf virtuelle Währungen zurückhaltend.“ Grundtonus: Regeln mit Augenmaß wären förderlich, aber bitte nicht totregulieren. Das ist sogar der Standpunkt von SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication).
Changes in modus operandi of Islamic State terrorist attacks – Europol
#Bitcoin #ISIS #keine Verbindung
In einem Europol-Bericht, den die Wiener Zeitung dankenswerterweise online gestellt hat, heißt es auf Seite 7: „There is no evidence however of IS-financing networks in existence. Despite third party reporting suggesting the use of anonymous currencies like Bitcoin by terrorists to finance their activities, this has not been confirmed by law enforcement.“
Nun können also alle Redaktionen, die nach den Anschlägen in Paris so aufmerksamkeitsheischend darüber spekuliert haben, das endlich klar stellen.
#International
Distributed Ledger Technology: beyond block chain – UK Government Office for Science
#Großbritannien #Blockchain #Handlungsempfehlung
Das britische Government Office of Science hat einen Bericht vorgelegt, der darauf drängt, dass sich die Regierung mit dem Thema Blockchain/Verteilte Datenbanken auseinandersetzt, die Forschung daran fördert, brauchbare Regeln und Rahmenbedingungen für den Umgang damit schafft und die Technologie schließlich selbst auch einsetzt. Eine etwas längere Zusammenfassung der Kernforderungen gibt es hier.
Bank of England to Explore Distributed Ledger Tech for Settlement – Coindesk
#Blockchain #Verteilte Datenbanken #Was denn nun?
Auch die Bank of England spielt mit dem Gedanken die Technologie verteilter Datenbanken zu nutzen, um das Zahlungssystem des Landes zu modernisieren. Das interessante an dieser Meldung ist vor allem die Wortwahl. Die Bank of England meidet zwar den Begriff Blockchain und spricht von „verteilter Datenbank“. Trotzdem klingt die Beschreibung sehr nach der Blockchain. Genau das Gegenteil ist zur Zeit bei vielen Banken zu sehen. Sie sprechen von (privaten) „Blockchains“, meinen aber eigentlich „nur“ verteilte Datenbanken. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis der Unterschied allgemein bekannt ist.
Bitcoin: India’s Evolving Stance on the Cryptocurrency – Nasdaq
#Indien #Bitcoin #Einstellungswandel
Eine lesenswerte Zusammenfassung, wie sich die Einstellung der Reserve Bank of India von „Warnung vor den Risiken virtueller Währungen“ 2013 zu „Yay, Blockchain!“ 2015 gewandelt hat. Und dabei ist Bitcoin in Indien noch immer ein sehr kleines Thema. Sollte daher eine smarten Regulierung den Weg frei machen für das Interesse der Menschen in Indien, könnte das Einiges in Bewegung bringen. Nicht nur auf dem indischen Subkontinent, sondern global.
Venezuelans Escape Currency Collapse with Bitcoin – panampost.com
#Venezuela #Hyperinflation #Bitcoin
Dieser Artikel ist zwar schon ein gutes halbes Jahr alt, aber u.a. wegen des weiterhin sinkenden Ölpreises immer noch aktuell. Zumal Venezuela mit dem Rücken zur Wand steht, der IWF eine Inflation von 720 Prozent erwartet und die innenpolitischen Spannungen wachsen. Wenig überraschend, dass die Zahl der Mitglieder der in obigem Artikel genannten Facebook-Gruppe „Bitcoin Venezuela“ von damals fast 4000 auf aktuell knapp 7000 gestiegen ist.
Snapcard CEO: Developing Countries Care About Bitcoin, Not Blockchain – Bitcoin Magazine
#Bitcoin #Währung #Entwicklungsländer
Viel PR in diesem Artikel, aber an dem Grundgedanken, dass der derzeitige „Blockchain“-Hype vor allem US-zentristisch ist, ist was dran. Es gibt viel mehr Länder, in denen es zunächst bedeutend wichtiger ist, eine handhabbare, stabile Währungen zu haben, als fancy Blockchain-Tools zu entwickeln. Siehe Venezuela.
#Awards
Der Goldene Shitcoin™ geht an Spiegel Online für den Artikel „Identitätsdiebstahl: Betrüger locken mit angeblicher Bitcoin-Studie“. Denn Spiegel Online schafft es den Leser mit dieser Clickbait-Überschrift und dem zugehörigen Bild grandios in die Irre zu führen. Die vermeintliche „Bitcoin-Studie“ gab es nämlich gar nicht und Bitcoin hat mit dem ganzen Vorteil eigentlich auch überhaupt nichts zu tun. Vielmehr geht es hier um das seit Jahren bekannte Problem von Identitätsdiebstahl und Phishing.
Der Goldene Trollcoin™ geht an Genesis Mining, die mit ihrer Plakatkampagne gerade Jamie Dimon, den CEO von JPMorgan frotzeln.
#Quiz
Zum Abschluss noch eine kleine Rätselaufgabe: Wo steckt der Fehler in dieser animierten Blockchain-Infografik der Financial Times?
Antwort: Sie suggeriert, dass das Bitcoin-Netzwerk aus nur sechs Teilnehmern besteht und das diese Teilnehmer im Falle von „Privaten Blockchains“ auch Banken sein könnten. Das ist jedoch Unsinn. Das Bitcoin-Netzwerk ist immens viel größer und genau das macht es so stark. Und eine „Private Blockchain“ so verwundbar.
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Titelbild: “Zeitungsausträger” Flickr-User barmala (CC BY 2.0)
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