Das ARD-Verbrauchermagazin plusminus hat neulich einen Beitrag gesendet, dass Banken bei Privatanlegern die Gebühren erhöhen um die eigenen Negativzinsen, die sie bei der EZB zahlen müssen, durch die Hintertür auszugleichen.
Obwohl diese Vorgehensweise der Banken kaum jemanden überraschen wird, ist es gut und wichtig darüber zu berichten, bietet das Thema doch den idealen Anlass sich objektiv und kritisch mit dem Thema Geld und Vermögensanlage auseinanderzusetzen.
Leider macht die plusminus-Redaktion aus dem Thema ein Paradebeispiel für den fatalistischen „Verbraucherjournalismus“, der gerade beim Thema Geld immer wieder zu finden ist, weil Journalisten ihre eigenen Scheuklappen nicht ablegen können, wollen oder schlicht zu faul sind um zu recherchieren.
Soll es das gewesen sein?
Eigentlich war es gar nicht mein Plan mich über die Kollegen aufzuregen. Ursprünglich wollte ich den Beitrag thematisch nur irgendwie hier im Blog auftauchen lassen, weil das Thema „Banken missbrauchen ihre Monopolstellung um ihre eigenen Strafzinsen auf die Allgemeinheit abzuwälzen“ ein Zeugnis für die ungleiche Machtverteilung und das Ausnutzen von Abhängigkeiten im derzeitigen Finanzsystem ist. Nachdem ich den plusminus-Beitrag jedoch gesehen hatte, saß ich allerdings da und dachte „Hm.“
Leider war das keines dieser „Hms.“, die man hat, wenn man angeregt nachdenkt und einen guten Gedanken verfolgt. Im Gegenteil. Es war dieses „Hm.“, das kommt, wenn der Kopf trotz geistigen Inputs leer bleibt. Wenn man Gesehenes nicht einordnen kann, Irritation entsteht. Es war das „Hm.“ der Ratlosigkeit.
Denn was ich gesehen hatte, war nichts, was man „Verbraucherjournalismus“ (ein ohnehin komisches Wort) hätte nennen können. Es war ein irrelevanter Beitrag. Plump und einfallslos nur darauf ausgerichtet, die Empörung des kleinen Mannes™ zu schüren und möglichst viele Facebook-Likes einzusammeln. Dass jedoch nicht einmal das gelungen ist, verwundert nicht, angesichts des Fazits, mit dem der plusminus-Beitrag endete. Sinngemäß:
„Wenn du deine Bank nicht magst, dann wechsle halt zu einer anderen.“
Hm.
Ist das tatsächlich die Botschaft, die ein ARD-Primetime-„Verbrauchermagazin“ nach Jahren der allumfassenden, durch Banken verursachten Krise seinen Zuschauern vermitteln will? Soll ich als Verbraucher jetzt womöglich noch dankbar sein, dass mir als einzige Alternative zum Regen die Traufe vorgestellt wird? Ach nein. Empört soll ich ja sein und meinen Frust auf Facebook teilen.
Die Recherche endet, wo es anfangt spannend zu werden
Sicher, es steckt eine ausführliche Recherche hinter diesem Beitrag, aber warum endet die, bevor der für den Verbraucher wirklich relevante Teil beginnt? Ist es wirklich zu viel verlangt, am Ende solch eines Beitrags, nicht das journalistische Handtuch zu werfen, sondern mögliche Wege aus dem selbst recherchierten Banken-Dilemma zumindest anzureißen? Plusminus lässt den Zuschauer jedoch an der Klippe hängen.
Dabei hätte es gar nicht viel gebraucht. Ein Nebensatz über digitales Geld, das sich ganz ohne Bank verwenden lässt und Überweisungen billig und schnell macht. Eine Andeutung, dass Kryptowährungen Bewegung in das starre, monopolistische Finanzsystem bringen. Der Hinweis, dass das alles noch ganz am Anfang steht und – klar – für Max Mustermann jetzt vielleicht noch keine konkrete Option ist. Aber das zumindest Hoffnung besteht, dass es künftig besser wird.
All das wäre durchdachter gewesen, als sich dermaßen schicksalsergeben ein verbraucherjournalistisches Armutszeugnis auszustellen und zu konstatieren, dass man ja doch nur die Wahl hat zwischen Bank A und Bank B aka Teufel und Belzebub.
Das ist inhaltsleerer „Verbraucherjournalismus“, den niemand braucht und anstatt dieses Beitrags hätte die ARD besser Loriot gesendet. Journalistisch ebenso fatalistisch, aber dafür immerhin vorzügliche Unterhaltung.
http://youtu.be/XWO-JeCM7Jo
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