Bitcoin dead not yet

Bitcoin vs. Ethereum. Oder: Ist Bitcoin tot?

Zur Zeit ist es außerordentlich schwierig, verlässliche Informationen über den Status Quo von Bitcoin zusammenzutragen und anständig darüber zu berichten, was die Entwickler, die Community und das gesamte Ökosystem beschäftigt und wie die aktuellen Zukunftsaussichten des digitalen Geld und der Blockchain-Technologie sind.

Blocksize-Debatte spaltet Entwickler und Community

Das hat nicht nur mit der noch immer ungelösten Blocksize-Debatte zu tun, die auch nach dem ominösen, verschwörerisch-elitären Satoshi-Roundtable alles andere als gelöst ist (einem Event, bei dem sich die ausschließlich geladenen Teilnehmer auf eine skurrile „Privatsphäre“-Klausel eingelassen haben, die nur politisch korrekte Kommentare nach außen dringen ließ und dessen ehrlichste, wenngleich auch nicht unumstrittenste Zusammenfassung daher wohl dieser Rant von uneingeladenen Gästen ist: „Why I Went to the Satoshi Roundtable in a Sombrero“.

Dass der Satoshi Roundtable zu keinem Ergebnis führte, ist wenig verwunderlich. Denn nicht nur die Kommunikation der vermeintlichen Bitcoin-„Elite“, sondern auch die der gesamten Community ist seit langem gestört. Reddit, die wichtigste Plattform für crowdgesourcte Informationen und Diskussionen, ist nach Zensurvorwürfen in die Subreddits r/bitcoin und r/btc gespalten. Letzteres rühmt sich dabei zwar seiner freien Meinungskultur, setzt diese aber nicht konstruktiv ein, sondern verkommt immer mehr zu einem Ventil für Frust, Ärger, Jammerei und Trollerei gegen das andere Subreddit. Das stört nicht nur mich bei der Recherche, sondern selbst einen Moderator, der sich das alles durchlesen muss: „/r/btc seems to have lost it’s way“.

Was jedoch nicht bedeuten, dass es bei r/bitcoin besser liefe. Die Zensurvorwürfe gegen den dortigen Moderator Theymos sind nicht unbegründet und inwieweit dort eine realitätsverzerrende Schönwetter-Beitragskultur gepflegt wird, lässt sich beim Lesen der freigeschalteten Posts nicht ohne Weiteres erkennen. Woran es aber keinen Zweifel gibt, ist, dass Meinungspluralismus, Themenvielfalt und die offene Diskussionskultur in r/bitcoin stark zurückgegangen sind. Ich jedenfalls finde dort für meine Arbeit immer weniger qualitative Beiträge und auf r/btc als korrigierende Ergänzung ist aktuell auch kein Verlass.

Ist Bitcoin tot? Nein! … also zumindest noch nicht.

Beides, die Gräben auf Entwicklerebene und die Differenzen in der Community, sorgen für allgemeine Verunsicherung. Selbst isbitcoindead.com ist mittlerweile von einem kategorischen „Nein!“ auf ein „Noch nicht.“ umgeschwenkt und wer solche monothematischen „Is [whatever]?“-Seiten kennt, weiß, dass es eigentlich zu deren Konzept gehört, gerade keinen Raum für Zweifel zu lassen. Den scheint es jedoch bei Bitcoin wohl zunehmend zu geben. Dieser Eindruck wird dann noch verstärkt, wenn Nachrichten die Runde machen, wie die, dass Microsoft keine Bitcoins mehr akzeptiert.

Microsoft akzeptiert fortan keine Bitcoins mehr für Windows 10-Produkte.

Wobei das allerdings nur für Windows 10-Produkte gilt und weniger besorgniserregend ist, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Denn wesentlich wichtiger ist es, dass das Unternehmen weiterhin Bitcoins für seine Xbox-Sparte nimmt. Dort findet sich nämlich viel konzentrierter die Zielgruppe, die tatsächlich auch willens und in der Lage ist, digitale Inhalte mit Bitcoin zu bezahlen.

Den Rückschritt bei Windows 10 sollte man, vor allem ohne explizite Begründung, also nicht überbewerten, zumal solch ein Schritt bei Experimenten mit neuen Zahlungsoptionen ein Ergebnis ist, mit dem man realistischerweise rechnen muss. Bitcoin ist nun mal nicht das ultimative und perfekte Zahlungsmittel für jede vorstellbare Situation.

Wer allerdings Lust auf wilde Spekulationen hat, kann darin ja auch einfach ein Indiz sehen, dass Microsoft dem eigenen aktuellen Betriebssystem keine Zukunft mehr gibt und die nächste Version ohnehin eine komplette Bitcoin-Integration haben wird.

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Bitcoin – The Honey Badger of Money doesn’t give a shit!

Denn ganz so schlecht scheint es um Bitcoin ja doch nicht zu stehen, oder?  Der Bitcoin-Kurs ist zumindest im letzten Monat recht stabil zwischen 400 und 450 US-Dollar geblieben. Trotz des ganzen Hickhacks um die Blocksize, die im Sommer bevorstehende Halbierung des Mining-Rewards und des aktuellen Durchstartens von Ethereum.

Ethereum – der neue heiße Scheiß?

Das wiederum ist bemerkenswert. Immerhin steigt das Interesse an Ethereum rasant, das Projekt wird in den Medien schon als „der bessere Bitcoin“ gehandelt, die Marktkapitalisierung des Projekts hat mit 1 Milliarde US-Dollar vor kurzem eine wichtige psychologische Marke durchbrochen und diejenigen, die Ether kaufen, nutzen dafür vermutlich größtenteils Bitcoin, was dort wiederum auf den Preis drücken müsste.

Auch bei Google gehen die Suchanfragen nach Ethereum steil nach oben.

Dass der Bitcoin-Kurs daher in dieser gefühlt großen Krise so stabil bleibt, ist dementsprechend ein deutlicher Hinweis auf robuste Beständigkeit. Vor allem, da täglich neue Bitcoins im Wert von derzeit rund 1,5 Millionen US-Dollar auf den Markt kommen, allein schon die aufgekauft werden müssen, damit der Bitcoin-Preis überhaupt stabil bleibt. Ein beständiger Bitcoin-Kurs beinhaltet daher sogar ein verstecktes Wachstum.

Und dass auch das Interesse weiterhin bedeutend ist, lässt sich auch an der Anzahl von Google-Suchen erkennen. Ethereum steigt dort zwar rasant, ist trotzdem aber auch noch weit vom Interesse an Bitcoin entfernt.

An das Interesse an Bitcoin reicht das an Ethereum bei Google-Suchen noch lange nicht heran.
Kampf der Informations-Overkill-Debatten-Müdigkeit!

Und trotzdem: Verunsicherung durch Informations-Overkill und eine ernüchterte Blocksize-Debatten-Müdigkeit ist vielerorts spür- und erkennbar. Das wiederum muss nicht unbedingt schlecht sein. Immerhin bekommen dadurch möglicherweise weniger politische als vielmehr pragmatische Lösungsansätze eine Chance. Es kommt halt, wie es kommt.

Aber ist solch eine fatalistische Grundhaltung auch das, was die Community will? Oder sind wir an einem Punkt, an dem wir uns damit abfinden müssen, dass das nun einmal die soziale Consensus-Methode ist, nach der Bitcoin funktioniert? Und ist Ethereum nun die bessere Bitcoin-Alternative, eine wertvolle Blockchain-Ergänzung mit anderem USP oder doch ein Projekt ohne Zukunft?

Drei Fragen zur Zukunft von Bitcoin und Ethereum

Diese und viele andere Fragen stehen ungelöst im Raum und um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, starte ich hiermit eine Meinungsfindungs-Offensive, die pluralistische, qualitative Antworten von verschiedenen Akteuren des Bitcoin-Ökosystems zusammentragen soll.

Dafür habe ich mir drei Fragen überlegt, die ich euch als Lesern hiermit ebenso stelle, wie ich sie auch gezielt an einzelne Akteure (Blogger, Gründer etc.) schicken werde.

  1. Wer bist du und was hast du mit Bitcoin und/oder Ethereum zu tun?
  2. Inwieweit betrifft dich die aktuelle Blocksize-Debatte und was ist deine Meinung dazu?
  3. Wo siehst du Bitcoin/Ethereum in drei Jahren?

Wie man sieht, geht es dabei weniger um richtig und falsch, als vielmehr um Meinung, Einschätzungen, Prognosen. Auch eine Antwortlänge gebe ich nicht vor. Idealerweise entsteht so ein Stimmungsbild, das derzeit auf anderem Wege kaum zu gewinnen ist.

Und jetzt kommt ihr!

Wer will, kann seine Antworten direkt in die Kommentare schreiben oder mir diese per Mail schicken. Die Fragen habe ich dabei bewusst so gestellt, dass man kein Bitcoin-Experte sein muss, um sie zu beantworten. Es geht hierbei ja nicht um reine Fachexpertise (wo gibt es die bei Bitcoin überhaupt), sondern um ein Gesamtbild aller Menschen, die sich für Bitcoin und Ethereum interessieren und damit agieren.

Ich werde das alles dann in einer noch zu bestimmenden Form sinnvoll aufbereiten und veröffentlichen. Und wer sich seiner eigenen Meinung noch nicht sicher ist: Auch im nächsten Honigdachs-Podcast, den wir kommende Woche aufzeichnen, werden wir dieses Thema diskutieren und vermutlich die ein oder andere steile These in Raum und Äther werfen.

Ihr dürft natürlich aber auch schon vorher in die Tasten hauen.


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Kommentare

6 Antworten zu „Bitcoin vs. Ethereum. Oder: Ist Bitcoin tot?“

  1. Herr Kluge

    Das mit Microsoft ist eine Fehlinformation, die die Journaille mal wieder ungeprüft übernommen hat. http://news.softpedia.com/news/windows-10-store-will-continue-to-support-bitcoin-official-statement-501722.shtml

    1. Friedemann Brenneis

      Da kannst du der „Journaille“ aber keinen Vorwurf machen, wenn Microsoft als Primärquelle diese Meldung selbst in die Welt setzt. Wenn jemand Drittes das einfach behauptet hätte, wäre das was anderes, aber so ist das der „Fehler“ von Microsoft. Nichtsdestotrotz haben einige Blogger, wie ich oben erkläre, da aber mehr reininterpretiert, als letztlich dahinter stand.

  2. Rich

    Ich verfolge und benutze BTC seit Jahren. Der BTC wurde schon so oft für tot erklärt, doch er lebt immer noch. Das wird er m. E. auch in 3 Jahren noch. ETH steckt noch in den Kinderschuhen. PR und Marketing sind sauber geleistet, doch letztlich zählt der Nutzwert, der dann auch auf den ETH-Kurs einwirkt. Wir werden sehen; eine Prognose zum Ethereum abzugeben wäre reines Kaffeesatzlesen und somit meine Sache nicht. Es ist eine Frage der Entwickler, des Marktes und der Rahmenbedingungen. Gut möglich, dass einer der Coins in einem desolaten Währungsmarkt (Russland, China, Argentinien, Eurokrise) sich als Paralellwährung etabliert.

  3. Heinz Wurstsemmel

    ich seh das so. Mit Bitcoin ist das so wie mit Second Life !
    Erst ist das total modern, dann steigt der Kurs, dann kommen die hacker, Cracker und sonstige Trickser und dann muß man das Protokoll ändern.
    Gut, dann – langsam aber sicher, zieht die Herde weiter zu Ethereum, weil das besser gemacht ist. Aber dann zeigt sich, xyz ist ein Problem, ja, wer hätte das gedacht, das ist ja jetzt voll das Problem, doch jetzt gibt es BLUBBERBLUBBER -COIN mit seinem neuen Spezialprotokoll – langsam aber sicher zieht die Herde dorthin, doch ja, aber…..man hat nicht bedacht, daß …..

  4. Blafongo52

    Wikipedia:

    Am 17. Juni 2016 hat ein Unbekannter durch einen Fehler im Smart Contract der DAO 3,6 Millionen Ether entwendet.

    Das gibt NIEMALS was mit einer digitalen Währung. Das bleibt eine Nische

    Von Menschen gemacht, kann es auch von Menschen wieder gehackt und gecrackt werden !

  5. Blasti Ballak

    Toller Artikel! Danke! Finde es spannend wie Du das ganze mit Bitcoin siehst. Habe mit lange befasst mit BTC und sehe in Ethereum ein gewaltiges Potential der Kryptowährung / Smart Contracts was Bitcoin ja so nicht beherrscht, da es nicht dafür konzipiert wurde. Habe nun Ethereumin der Schweiz endlich mittels Kreditkarte gekauft. Früher war der Erwerb von Bitcoins wie auch Ethereum etwas umständlich. Aber konnte auf ethereumkaufen.ch rasch meine ETH kaufen. Dort gibts noch einen Ethereum Anbieter Vergleich und die Erfahrungen im Vergleich. Grüsse aus der Schweiz!

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