Nachdem wir im aktuellsten Honigdachs-Podcast bereits eine thematische Weltreise unternommen und die Bitcoin-Situation in verschiedenen Ländern und Regionen angesprochen haben, knüpft diese Presseschau direkt daran an und widmet sich ebenfalls einer internationalen Perspektive. Denn das Thema Bitcoin und Blockchain stößt in vielen Teilen der Welt auf wachsendes Interesse. Eine Übersicht aktueller Ereignisse bietet sich daher an.
Asien – Mine Bitcoins, Deine Bitcoins
China – Die größte Bitcoin-Mine der Welt?
Bitmain baut aktuell im Nordwesten von China an einer Bitcoin-Mine, die mit 135 Megawatt in etwa so viel Strom benötigen wird wie 350.000 Haushalte. Das Xinjiang-Datencenter wird damit aller Voraussicht nach das größte Krypto-Rechenzentrum der Welt, denn neben Bitcoin sollen auch andere Kryptowährungen gemined werden.
Zwei Sachen sind an dem Projekt besonders interessant. Zum einen wird erstaunlich offen über das Projekt gesprochen, wo in China sonst eigentlich viel Wert auf Diskretion bzgl. Standort und Ausstattung von Bitcoin-Minen gelegt wird. Zum anderen gibt sich Bitmain überraschend uneigennützig:
„Bitmain hopes that this unique data center will set higher standards of efficiency and productivity for bitcoin mining facilities worldwide. To this end, it will also release the detailed plans of the data center after its successful completion so that the public can learn from the same.“
Wer jetzt reflexartig den Kopf schüttelt angesichts des enormen Energiehungers – immerhin wird das nicht nur die größte Bitcoin-Mine, sondern klettert auch direkt in die allgemeinen Top 3 der Rechenzentren mit dem höchsten Energiebedarf – kann beruhigt sein. Der Strom wird vor allem aus erneuerbaren Energien kommen.
Dubai – Bitcoin-Betrüger fällt auf eigene Masche rein
Mit einem recht billigen Trick hat ein Betrüger in Dubai drei unglaublich naiven Bitcoin-Verkäufern Bitcoins im Wert von rund 375.000 Dirham (knapp 100.000 Euro) abgenommen. Pech für den Betrüger, die Polizei hat ihn später mit der selben Masche hochgenommen. Letztlich nur eine boulevardeske Meldung, die jedoch zeigt, dass a) Bitcoin auch in Dubai ein Thema ist und b) es weiterhin viel Aufklärungsbedarf darüber gibt, wie man sicher mit Bitcoin umgeht.
Indien – Spontane Entwertung des Geldes weckt Bitcoin-Interesse
Die indische Regierung hat in einer Hauruck-Aktion Teile des eigenen Geldes für ungültig erklärt und damit großes Chaos ausgelöst. Der überraschende Austausch von 500- und 1000-Rupien-Scheinen (in der Crypto-Community stichelnd auch „Hardfork der Rupie“ genannt) hat dabei scheinbar sogar zu Toten geführt. Ungeachtet der vermeintlich guten Absichten („Bekämpfung von Korruption und Schattenwirtschaft“) hat die Aktion natürlich auch Einfluss auf Bitcoin aka den „Watchdog jeder staatlichen Währung“. Die Google-Anfragen zu „Bitcoin“ gingen in Indien jedenfalls stark nach oben.
Afrika: Digitale Währungen auf dem Vormarsch
Botswana – Die „Bitcoin-Lady“ und ihr Blockchain Summit
Alakanani Itireleng ist in Botswana die treibende Kraft, um Bitcoin zu einem Thema zu machen. In diesem Interview anlässlich des Botswana Blockchain Summit Ende November an der University of Botswana erzählt sie, wie sie 2012 auf das digitale Geld aufmerksam wurde, weil sie nach Wegen suchte online Geld für die lebensrettende Operation ihres Sohne zu verdienen. Nach dessen Tod blieb sie weiter an dem Thema dran.
Senegal – Digitales Geld für Westafrika
Dieser Artikel verlinkt seine Quellen leider nicht, aber wenn es stimmt, wird das Bezahlen im westafrikanischen Senegal neben dem CFA Franc bald auch offiziell mit dem eCFA möglich sein (hier eine Pressemitteilung). In einem nächsten Schritt soll das E-Geld dann in allen Ländern der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger und Togo) verfügbar gemacht werden.
Simbabwe – Blockchain Summer School
Auch in Simbabwe widmet man sich Ende November mit einer viertägigen Blockchain Summer School ausführlich Bitcoin und der Blockchain. Gerade in Simbabwe ist Geld ein wichtiges Thema. Das von Machthaber Robert Mugabe komplett heruntergewirtschaftete Land hat nicht mal mehr eine eigene Währung, sondern eine US-Dollar-Schuldschein-Parallelwährung.
Europa – Bremsende Banker
Schweiz – Desillusionierte Banker und keine Bitcoin-Fahrkarten
Dass man neuerdings an den Fahrkartenautomaten der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) Bitcoins kaufen, aber keine Fahrkarten in Bitcoins bezahlen kann, ist mittlerweile hinreichend durch die Presse gegangen.
Viel zu wenig Aufmerksamkeit hat jedoch bislang dieser ganz wunderbare Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung bekommen: Bitcoin und seine Datenbank-Technologie. Das Gespenst der Blockchain.
Darin streift Matthias Sander ganz unvoreingenommen durch die Schweizer Bitcoin- und Blockchain-Welt, trifft markante Persönlichkeiten, stellt diese vor und lässt sie einfach mal reden. Vom ambitionierten Gründer über den Bitcoin-Core-Entwickler bis hin zum „Vice President of Innovation and Blockchain Lead“ (grandioser Titel!) der Credit Suisse. Auf diese Weise bekommt man nicht die Bitcoin-Meinung des Autors aufgedrückt, sondern darf sich selber eine bilden. Und diese journalistische Variante der schweizerischen Neutralität führt dann eben zu solch wertvollen, weil ungefilterten Aussagen wie diese, des bereits genannten „Vice President of Innovation and Blockchain Lead“ zum Thema multinationales Großbanken-Blockchain-Konsortium:
„Wahl gibt sich illusionslos: Die Banken wollten nicht ihre eigene Branche auf den Kopf stellen. «Manche sind nur R3-Mitglied, um die Entwicklung zu verzögern.»“
Endlich gibt mal einer das Offensichtliche zu.
Global – Auf der Suche nach Identität
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UNICEF investiert in Blockchain-Startup
Obwohl das „Fund“ Teil des Namens ist, war mir bislang nicht bewusst, dass das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, mit einem eigenen Investment Fond auch direkt in Startups investiert. Mit dem südafrikanischen Projekt 9Needs hat nun jedenfalls zum ersten Mal ein Blockchain-Startup Geld bekommen und fünf bis zehn weitere könnten noch dazukommen. Vorschläge und Bewerbungen können eingereicht werden.
UNICEF geht es dabei u. a. um den Aspekt Identität. Kein kleines Thema, immerhin geht die Weltbank davon aus, dass 1,5 Milliarden Menschen und damit mehr als 20 Prozent der Weltbevölkerung ihre Identität nicht nachweisen können.
Bitnation arbeitet an dezentraler Hochzeitsplattform
Das sich ebenfalls mit Identität beschäftigende Blockchain-Projekt für staatliche Dienstleistungen ohne Staat, Bitnation, kooperiert nicht nur mit Estland bzgl. dessen E-Residency-Programm, sondern treibt auch die Arbeit an der eigenen Hochzeits-Plattform namens Smart Love weiter voran. Die erste in der Blockchain dokumentierte Eheschließung gab es ja bereits 2014. Damals noch auf Bitcoin fokussiert, scheint das Projekt jetzt auch ein Auge auf die Ethereum-Blockchain geworfen zu haben.
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Titelbild: “Zeitungsausträger” Flickr-User barmala (CC BY 2.0)
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