Jeden Mittwoch gibt es hier die aktuelle Folge des #DigitalesBezahlen-Podcasts, den ich in Kooperation mit dem Leipziger Onlineradio detektor.fm produziere. Abonnieren kann man den Podcast hier. Mehr Informationen und eine Übersicht über alle bisherigen Folgen gibt es auf der zugehörigen Podcast-Seite.
Diese Woche geht es um Kunst und Bitcoin. Denn Geld war schon immer ein inspirierendes Thema für Künstler. Auch bei digitalem Geld ist das nicht anders. Die offenen Finanz- und Transaktionsdaten von Bitcoin laden geradezu zur künstlerischen Auseinandersetzung ein. Manche Künstler nutzen das digitale Geld dabei nicht nur für ästhetische Projekte, sondern tauchen tief in die Grauzone künstlerischer Legalität ein.
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Nach dem Klick noch ein paar mehr Informationen und die Links zu den besprochenen Kunstprojekten.
Bitcoin ist Open Data
Bis zu 100.000 Transaktionen und mehr wickelt das Bitcoin-Netzwerk jeden Tag ab. Zum einen verschlüsselt, um die Sicherheit des digitalen Geldes gewährleisten zu können, zum anderen öffentlich. Denn auf die Blockchain, das digitale Kassenbuch von Bitcoin, kann jeder jederzeit zugreifen. Zum ersten Mal überhaupt sind damit aktuelle Finanzdaten als Open-Data im Netz verfügbar – und laden geradezu dazu ein, sich nicht nur ökonomisch, sondern auch künstlerisch mit digitalem Geld auseinanderzusetzen.
Bitcoin durch Kunst wahrnehmbar machen
Das Projekt Bitlisten beispielsweise vertont aktuelle Bitcoin-Transaktionen und macht auf diese Weise die abstrakten Algorithmen, die das Bitcoin-Protokoll zur Verwaltung des digitalen Geldes nutzt, wahrnehmbar. Je höher dabei der Ton, der abgespielt wird, desto kleiner die Transaktion, die zeitgleich irgendwo im Netz mit digitalem Geld getätigt wird. Große Summen klingen dagegen tiefer.
Die Ästhetik der Bitcoin-Blockchain
Der kanadische Datenküntsler Rob Myers wiederum nutzt die Zufallswerte, die die Verschlüsselung des Bitcoin-Protokolls erzeugt, um grafische Kunstwerke zu schaffen. In seinem Projekt “Blockchain Aesthetics” erzeugt er, basierend auf der Verwaltung von digitalem Geld, zufällig wirkende Farbfelder, abstrakte Gedichte oder Strichzeichnungen.
Mit Bitcoin in die Grauzonen der Gesellschaft
Weniger ästhetisch, dafür umso gesellschaftskritischer setzen die Künstler der !Mediengruppe Bitnik Bitcoin ein. Sie haben ein Programm geschrieben, das mit einem wöchentlichen Bitcoin-Budget im Wert von 100 US-Dollar eigenständig im Internet einkaufen geht. Dabei besucht der “Random Darknet Shopper” jedoch keine offiziellen Shopping-Portale, sondern kauft zufällig im Darknet ein. Drei Monate lang sind so regelmäßig Pakete aus der Grauzone der Legalität in der Kunsthalle St. Gallen angekommen, wo sie ausgestellt wurden. Neben gefälschten Kleidungsstücken aus Asien kamen so u.a. auch Ecstasy-Pillen in die Ausstellung.
Grund genug für die Polizei, die Ausstellung direkt nach deren Ende zu beschlagnahmen und zu versiegeln. So solle eine Gefährdung Dritter ausgeschlossen werden. Eine Frage, die die !Mediengruppe Bitnik aufgeworfen hat, bleibt dabei aber offen. Wer haftet dafür, wenn autonome Programme dank digitalem Geld nun auch noch geschäftsfähig werden?
Foto: Random Darknet Shopper – !Mediengruppe Bitnik
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